Schreibzeit Graz II 2004 – Tagebuch


Montag, 23. August 2004

Unsanft werden wir von Miorslava geweckt, gar kein Mitleid haben die Erwachsenen mit uns armen, übermüdeten Kindern, die noch dazu Energie für Geschichten und Textbesprechungen brauchen. Nach einem Frühstück mit angeschlossenem Verdauungsspaziergang waren eineinhalb Stunden Schreibzeit.
Mit drei Taxis fuhren wir dann zum Hauptplatz, wo wir einen Termin beim Bürgermeister hatten, der sich - wie immer - vertreten ließ. Der junge Herr Gemeinderat hörte unseren drei vorbereiteten, nicht allzu überzeugenden Geschichten zu. Danach gab es belegte Brötchen und wieder einen Verdauungsspaziergang, diesmal zum Kindermuseum. Nach einer viel zu kurzen halben Stunde Besichtigung wurden wir in den Garten zum Geschichtenschreiben abkommandiert. Typisch Erwachsene, kein Mitleid mit uns armen, wissensdurstigen Kindern.
Nach etwa einer Stunde war der Horror vorbei. Wir durften in Graz bummeln gehen. Zwei Stunden lang schauten wir uns nach Sonderangeboten und hübschen Sachen um. Natürlich war der Busfahrplanersteller so fantasielos, uns nicht noch eine Stunde mehr zum Shoppen zu geben. "Zu Hause" aßen wir schnell unser Abendessen, besprachen ein paar Texte und fielen scheinbar müde ins Bett. Was danach passierte, wollen wir unseren ehrenwerten Betreuern nicht verraten!

Dora & Lena

(mein Tagebuch ist ein Gedicht,
ich hoffe nur, es stört dich nicht!)

Um halb sieben machts "Piep, piep"
unsre Petra war so lieb,
hat ihren Wecker eingestellt,
der leider viel zu Früh geschellt.
Ich zieh die Decke übern Schädel
aber dieses Petra-Mädel
tratscht schon munter mit Marie,
so geht Einschlafen doch nie!
Da schlüpfe ich in mein Gewand,
dann wird zum Frühstück rauf gerannt.
Dort gibt es zwar recht leck'res Essen,
das wir aber ganz vergessen,
weil alle um "Nutella" raufen,
drum muss ab jetzt die Lena laufen,
und den ganzen Berg rauf hetzen,
um die "Nutella" zu besetzen.
Doch damals hab'n wir nicht gedacht,
was uns auch Ärger hat gemacht.
Drum aß ich dann ein Brot mit Honig,
das war ja auch nicht gar so wenig.
Jetzt geht's ans Schreiben und ans Dichten
von vielen supertollen Geschichten.
Tonio, Marie, und Lena sinds g'wesen,
die im Rathaus dann auch lesen.
Etwas später waren wir auch dort,
an diesem altbekannten Ort,
wo uns der Bürgermeister grüßen sollte,
und den Geschichten lauschen wollte.
Wie ja schon fast Tradition,
wartet ein Vertreter schon.
Besonders aufmerksam zwar nicht,
denn man sah an sein'm Gesicht,
neben Maria von Krbek
waren Geschichten ja nur Dreck.
Er war ja noch ein junger Mann,
und schmiss sich gleich an Maria ran.
Wir essen Brote und Saft,
und kommen so wieder Kraft.
Dann maschieren wir zu "freD und Frida"
dort setze ich mich sofort nieder,
und schreibe schon an 'ner Geschichte,
die ich gleich drauf schon vernichte.
Später dann sitzen wir im Park,
und jeder darf schreiben was er mag.
Das wär vielleicht ganz lustig gewesen,
hätte Toni nicht immer laut vorgelesen,
und hätte Hendrik mich nicht mit dem Regenwurm beschmissen!
Das hätt ich wirklich können missen!
Dann hatten wir Freizeit so etwa zwei Stunden,
ich zog mit Alex meine Runden.
Und natürlich mit Anna und Celine,
die wollten gern zum Dome hin.
Dorthin sind wir dann auch gelaufen,
und dann weiter Bücher kaufen.
Danach aßen wir ein Eise,
das war dann das Ende unserer Reise.
Der Rest ist auch noch schnell erzählt,
wir haben uns zum Bus gequält,
beim Heim dann Abendbrot gegessen,
dann waren wir müde und haben vergessen,
dass wir eigentlich feiern wollten,
und schliefen dann wirklich, so wie wir sollten.

Irene

Dienstag, 24. August 2004:

Der Tag begann mit dem üblichen Wecken von Miroslava. Wir waren zwar schon wach, aber keiner wäre freiwillig aufgestanden. Beim Frühstück kamen wir erst so richtig in Fahrt, davor hatten wir höchstens drei Wörter mit einander geredet. Bald danach, um halb neun, trafen wir uns, um die neuen Themen zu erfahren. Dann war Schreibzeit. Alle beeilten sich, um bis elf Uhr fertig zu sein, denn wir wollten unbedingt in den Pool gehen. Dort hatten wir mehr oder weniger großen Spaß, auch wenn die Jungs unsere Handtücher ins Wasser warfen. Aber wir hatten schon Zeit, um ein paar grausame Rachepläne zu schmieden, noch dazu, wo morgen doch Gregor Geburtstag hat. Da muss es ein fröhliches Erwachen geben!
Das Mittagessen war lecker, auch wenn eine Wespe in unserem Sirup ertrank. Am Nachmittag war wieder Schreibzeit mit zwei Unterbrechungen (Textbesprechungen). Es wollte (oder musste) jeder einen Text vorgelesen haben. Bis zum Abendessen hatten wir sogar schon wieder Hunger, sodass wir den köstlichen Kuchen nicht auslassen mussten. In unserem Zimmer wurden sowohl Ideen für eine Racheaktion, als auch für neue Geschichten ausgetauscht. Bei der letzten Textbesprechung las Tonio zwei "Horrorgeschichten" vor, bei denen wir alle viel zu lachen hatten. Zum Abschluss spielten wir noch "Der Blitz schlägt ein!" bis wir todmüde waren.

Susi, Pauline und Vicky

Mittwoch, 25. August 2004

Heute hatte ich Geburtstag (G. K.). Um dieses Ereignis zu feiern, hatten einige Mädchen Haargel an die Türklinke geklebt und einige lustige Glückwünsche entworfen. Wieder einmal bekamen wir ein reichhaltiges Frühstück und danach begann eine Schreibzeit. G. K. und D. G.

Gregor

 

 

 

 

Donnerstag, 26. August 2004

Heute ist einiges passiert!
Unser Tag begann schon sehr früh, da wir schon zu Mitternacht unseren "Nichtgeburtstag" feierten.
Nachdem wir schon einige Male von Maria & Co ermahnt wurden, endlich schlafen zu gehen, und wir uns schlafend stellten, wurden wir schließlich müde und gingen ungefähr um eins schlafen.
An demselben Morgen krochen wir um halb acht aus dem Bett, zogen uns langsam an und stolperten nach unten, um in der bitteren Kälte darauf zu warten, endlich zum Frühstück zu marschieren.
Als wir um drei viertel acht endlich losgingen, denn wir mussten noch auf die warten, denen erst in letzter Minute einfiel, dass sie noch einen Pullover brauchten, zu duschen oder überhaupt erst aufzustehen hatten (Namen will ich keine erwähnen), rannten schon die Auserwählten los, um das köstliche Nutella zu reservieren.
Nach dem ausgiebigen Frühstück wanderten wir vollgestopft wieder zurück zu unserem Haus, um uns einige Minuten Freizeit zu gönnen.
Aber Anna und Celines Geschrei um die armen Falter und Beschimpfungen über den bösen Faltermörder Julius war wirklich keine Schlafmusik und so gingen wir wieder hinunter, denn wir trafen uns wieder im Gemeinschaftsraum, um den weiteren Ablauf des Tages zu besprechen und Texte vorzulesen.
Nach Irenes "Popcorn" und Gregor und Divakars "Estracar" wanderte Joe wieder seine Runden und jeder gab seinen Senf dazu.
Danach ging jeder wieder an seine Arbeit, schrieb seine Texte fertig, tippte die Geschichten am Computer oder wenn einem fad war und man alles erledigt hatte, schnappte man sich einen der beliebten "AlphaSmarts" und schrieb irgendeine Unsinnsgeschichte.
Um zwölf Uhr machten wir uns auf zum Mittagessen, wo wir es uns bei dem dreigängigen Menü gut gehen lassen konnten.
Danach liefen wir wieder zurück und trafen uns zur Textbesprechung, wo wir uns ausmachten, welche Texte vorgelesen werden würden.
Dann war es wirklich allerhöchste Eisenbahn, schnell die letzten Texte zu tippen und sich mit Martin, Miroslava oder Maria zur Textbesprechung zu treffen.
Um fünf Uhr brachten dann die Köchinnen uns eine herrliche, kalte Platte, wo wirklich alles zu finden war, was das Herz begehrt. Mit Gier stürzten wir uns auf das kalte Abendessen und stopften uns voll.
Dann zogen wir uns noch unsere feinen Abendklamotten an und gingen zu den schon warteten Großtaxis.
Als wir um drei viertel sieben beim Kindermuseum Frida & Fred ankamen, warteten schon unsere Eltern gierig darauf, dass wir ihnen alles über die letzten Tage erzählten.
Aber zuerst musste vorgelesen werden. Alle Teilnehmer traten nervös von einem Bein auf das andere und harrten ungeduldig aus, bis Martin endlich die ersten Vorlesenden nach vorne bat.
Die Lesung verlief relativ ruhig, außer dass bei Tonios "Neiiiiiin!" alle anfingen, brüllend zu lachen.
Nach der Lesung hatten wir noch etwas Zeit mit unseren Eltern zu tratschen, dann mussten wir uns aber von ihnen trennen, denn wir mussten wieder zurück auf den Steinberg.
Dort naschten wir noch etwas von der kalten Platte, dann verschwanden wir nach oben.
Aber was dann dort passierte, das wirst du niemals erfahren, lieber Martin.

Marie

Freitag, 27. August 2004

Der Tag begann für uns schon ungewöhnlich früh - nämlich um 4 Uhr morgens … Die sechs Jungs der Schreibzeit stürmten in unser Zimmer und weckten uns mit lautem Krach. Natürlich wachten alle Mädchen unseres Zimmers sofort auf. Zuerst tanzten uns die Buben den absolut albernen Tanz von "Space Taxi" vor.
Nachdem unser Lachkrampf abgeklungen war, legten wir uns schlafen, denn wir hatten uns erst um Mitternacht zur Ruhe gelegt. Lange konnten wir uns allerdings nicht ausruhen, denn bald danach starteten die Jungs einen erneuten Angriff auf unser Zimmer. Wir waren ganz erschrocken, als plötzlich Tonio unter einem der Betten hervorkam. Er hatte sich dort versteckt und aufgeschrieben, was wir geredet hatten(!). Schlafen legen konnten wir uns danach aber immer noch nicht, weil die Jungs in regelmäßigen Abständen mit einem Heidenlärm in unser Zimmer vorstürmten - und das bis zum Morgengrauen.
Die letzte Nacht war also eindeutig nicht die langweiligste gewesen.
Als es endlich 8:00 Uhr war, machten sich alle zum Frühstück auf. Über die Geschehnisse in der Nacht wurde natürlich immer noch gelacht.
Doch als wir zurückkehrten und unsere Sachen fertig packten, wurde es langsam ernst. Wahrscheinlich würden sich viele von uns nie wieder sehen, das war uns klar … Aber immerhin konnten wir übers Handy oder auch über E-Mail in Kontakt bleiben. Bald hörte man die ersten Autos anrauschen. Wir verabschiedeten uns voneinander und hofften, uns irgendwann wiederzusehen. Aber wir kennen nun ja unsere Adressen, Handynummern und E-Mail-Adressen und können die Freundschaften, die in dieser Schreibzeit entstanden sind, aufrechterhalten …
Das war mein Tagebucheintrag.

Carmen


 



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