Anna Schuster (18)

Umarmung

Manchmal biegt er hier rechts ab, dann leuchten matte Laternen seinen Füßen den Weg. Am Straßenrand wiegen sich kurze Röcke in der Winterluft. Er hört ihr Rufen, und wenn er den Blick von den Sternen hebt, die zwischen den Lichtinseln im Schnee liegen, sieht er in weißen Gesichtern rote Münder lachen. Dann folgt er den frierenden Beinen durch Türen in die Dunkelheit.

Im Knarren des Bettes ertastet er die warme Haut, schmeckt den Schweiß fremder Männer auf seinen Lippen. Unter Decken sucht er und hat kaum Zeit, das Unbekannte zu erkunden, zu weich ist die Haut, zu heiß der Atem. Seine Lippen stoßen weiße Wolken in die feuchtkalte Luft des Zimmers.

Schließlich lösen Beine und Decken ihre Umarmung, lassen ihn gehen. Draußen, die Füße im Schnee, blickt er zurück ins dunkle Fenster und sieht nur sein Gesicht.