Stefanie Panzenböck (15)

Farbensuche

Sie stand vor ihm.

Ein Windstoß wirbelte die trockene Erde um sie auf und bedeckte ihre Füße mit braunem Staub.

Sie lachte und hob dann langsam den Fuß und ließ die feinen Körner zwischen ihren Zehen auf die Erde zurückrinnen.

"Malst du mich?"

Fragend starrte sie ihn an.

Er saß noch immer vor ihr, betrachtet die vielen Farbbecher, die um ihn herumstanden.

Ein wenig verlegen begann er eine rote Farbflüssigkeit mit einem Pinsel umzurühren.

"Ich kann dich nicht malen. Vielleicht ein paar verschwommene Konturen. Aber die würden bald verblassen."

Sie lachte wieder, doch irgendwie zögernd. Die Mundwinkel zuckten nervös.

Vorsichtig ging sie einen Schritt zurück, stellt sich auf die Zehenspitzen und streckte ihre Arme in die Höhe, sank in die Hocke und während sie sich langsam aufrichtete zog sie ihre Bluse über den Kopf und warf sie zur Seite. Dann öffnete sie ihre Hose und ließ sie an ihren Beinen heruntergleiten. Sie ging wieder einen Schritt auf ihn zu, streifte ihren BH und ihre Unterhose ab.

Er wurde rot, konnte aber seinen Blick nicht von ihrem straffen Körper wenden, suchte ihre Augen. Er glaubte ein verlangendes Glitzern darin zu sehen. Dann blickte er sie an. Doch stumpfe Mattheit war über ihre fast graue Pupille gezogen.

Er verstand nicht.

Doch sie lachte wieder.

"Mal mich!" flüsterte sie leise. "Mal mich und gib mir Farbe. Färbe mich so wie du mich sehen willst!"

Ihre Stimme klang befehlend, und doch brach sie plötzlich ab, um die Hilflosigkeit zu überspielen, die sich zwischen ihre Worte drängen wollte.

"Nein, ich kann nicht. Ich könnte dich nur malen, wenn ich wüßte wie du bist, um deinem Körper von innen Ausdruck zu geben!"

"Dann mal doch mein Inneres nach außen, so wie du es sehen willst!"

"Ich will es nicht sehen, weil du es mir zeigen müßtest. Und das kannst du nicht, weil es du es nicht kennst."

Plötzlich stand er auf, und wollte seinen Pinsel aus dem Wasser ziehen.

"Mal mich! Sofort!"

Unter der stumpfen Schicht ihrer Pupille sah er plötzlich ein unbestimmtes Flackern.

Sie tastete nach der Hand in der er den Pinsel hielt und führte sie zu einem Becher mit schwarzer Farbe, half ihm den Pinsel einzutauchen und zog ihn an einer Hand hoch.

Fast zärtlich nahm sie seine Hand und setzte die Pinselspitze auf ihren Nabel, führte die Hand senkrecht nach oben.

Dann ließ sie los.

Er zog den schwarzen Strich bis zu ihrem Hals, begann um ihre Brüste Spiralen zu zeichnen.

Ihr Körper zitterte leicht. Sanft strich er darüber, bis er wieder beim Nabel anlangte. Er malte ein Sechseck, dann zog er wieder Striche von ihrem Hüftknochen über die Oberschenkel bis zu den Zehen.

"Mehr kann ich nicht malen." flüsterte er. "Du mußt deine Farben selbst finden."

Er ging zwei Schritte rückwärts, schnell schweifte sein Blick noch einmal über ihre angstvollen Augen, die schwarze Farbe verblaßte schon leicht. Das Flackern in ihren Augen war wieder verschwunden.

Dann drehte er sich um und lief weg.

Eine Weile stand sie nur da, sah zweifelnd an sich herunter.

Dann bückte sie sich und tauchte ihre Hände in die Farben.