Nina Kossegg (17)

Sommer

Wir haben uns geliebt, unter Ulmen, im weichen Gras – weißt du noch?

Die Hitze lag drückend auf uns, schwerer als die Decken aus Seide, die wir uns immer vorgestellt hatten.

Wir konnten die Luft flimmern sehen über den glattgeschliffenen Steinen, die im ausgetrockneten Bachbett lagen. Aber wir sahen es gar nicht, sahen nur uns, denn nichts war uns wichtig außer uns selbst, nichts.

Heiß war der Tag, war unsere Haut, und jeder Lufthauch war Erleichterung. Ich weiß noch, wie wir über den Knopf lachten, der von seinem Platz an deinem Hemd gesprungen war und dann versuchte, so grau wie die Steine zu sein, um nicht aufzufallen. Weißt du noch?

Das Gras war weich von Schatten, die mehr als den halben Tag darauf lagen. Nur wir lagen alleine, lagen schattenlos im Licht, furchtlos.

Hätten wir uns doch nur gefürchtet ...

Schweißgebadet waren wir beide an diesem Tag. Ich weiß noch, wie du Muster maltest, auf meiner nassen Haut, und wie wir diese Muster dann ins Gras rieben, das weich war.

Die Ulmen erzählen noch von diesem Tag, der uns gehörte, nur uns, und der der heißeste in diesem Sommer war. Man ist nur einen Sommer lang sechzehn, sagtest du. Du hast recht behalten. Und nur ein Sommer war es, an den ich mich so erinnere, nur ein Sommer voller Lachen, nur ein Sommer voller Hitze und ausgetrockneter Flüsse.

Im Herbst war der Hemdknopf plötzlich verschwunden, und als du ihn suchtest, verriet ich nicht, daß ich ihn genommen hatte.