Christine Jeindl (17)

Soll ich?

In ein fremdes Land reisen, Menschen begegnen und von ihnen lernen, eine andere Kultur erleben, in die Musik des Ortes eintauchen und ihr auch ein paar meiner Töne schenken ...

Davon zu träumen war schön ... und einfach!

Jetzt stehe ich am Bahnsteig – mit Gepäck, Fahrkarte, und der Möglichkeit, lang Geträumtes endlich wirklich zu erleben. Aber alles, was ich fühle, ist Angst. Keine Vorfreude mehr, keine Abenteuerlust, nur Angst ... und Stress, denn in drei Minuten fährt der Zug – mit mir oder ohne mich.

Mit mir ... oder ohne mich?

Ich hasse solche wichtigen Entscheidungen. Entscheidungen, die mein Leben verändern. Dann spiele ich in Gedanken alle Möglichkeiten durch: Was ist, wenn ich einfach einsteige und alles auf mich zukommen lasse? Was ist, wenn ich hierbleibe? Werde ich meinen Entschluss bereuen?

Ich beobachte die Leute um mich herum. »Könnte mir bitte jemand sagen, ob ich einsteigen soll oder nicht!« Ich will diese Entscheidung nicht selbst treffen.

Plötzlich sehe ich eine Münze auf dem Boden liegen. Langsam hebe ich sie auf und denke mir: »Kopf bedeutet, dass ich in den Zug steigen soll; und Zahl, dass es besser ist, wenn ich hierbleibe.«

Die Münze entscheidet sich für Zahl ...

Aber ich steige trotzdem ein.