Joanna Grzecznik (15)

Lesung

Ein Husten drang laut durch die Stille. Zerbrach sie, ließ sich splittern wie Holz. Zuerst als störend empfunden, dann doch als Übel eingestuft, bis es ihren Geist verwirrte.

Sie stand auf, knarrend der Sessel.

Sie ging auf die Bühne, langsam und doch stetig, wie ein Fluß, der immer fließt, nie die Richtung ändernd.

Sie setzte sich hin, wieder Knarren von einem Sessel.

Sie sah hoch, sah in die Dunkelheit, sah sich zu hell beleuchtet, sah sich fürchten.

Sie blickte um sich, zur anderen.

Sah sie hoch blicken, sich fürchten vor der eigenen Helligkeit in der Dunkelheit.

Wieder ein Husten,

ein Räuspern, ein Schneuzen.

Alles verwirrte sie, ließ sie erkennen, daß sie nicht alleine war.

Sie bekam Angst, fing an zu zittern,

blickte wieder in die Dunkelheit.

Sie hielt das Blatt in der Hand, zitternd.

Sie fing an zu lesen, leise, zu leise, langsam, zu langsam, zaghaft, zu zaghaft.

Sie las lauter, zu laut, sah sich zittern.

Sie blickte hoch, sah die Dunkelheit, blickte wieder auf das Blatt.

Sie sah sich lesen.

Sie hörte ihre Worte Gestalt annehmen.

Sie fühlte die Geschichte sich ausdehnen, stetig, unausweichlich.

Wieder ein Räuspern,

ein Knarren eines Sessels.

Sie hörte es nicht, war gefangen von ihrer eigenen Geschichte.

Sie las, las schließlich die letzte Zeile, blickte hoch, rot werdend.

Sie fühlte angespannte Stille sich verbreiten.

Anschwellendes Klatschen zerbrach sie, ließ sie splittern wie Holz.

Sie stand auf, knarrend der Sessel.

Sie ging von der Bühne, langsam und doch stetig, wie ein Fluß, der immer fließt, nie die Richtung ändernd.