Stefan Schmitzer (15)

Der Hauswart

Entmündigte Gräser laufen durch den Rasenmäher, woran du nicht denkst beim Gräserdurchlaufenlassen, ist der Haufen nachher, ein grüner Haufen und der Schweiß, woran du denkst, ist dein Ekel vor deiner Hausmeisterwohnung und davor, daß du nachher ein Bier trinken mußt und im Schatten sitzen und ein Bier trinken und immer wieder im fleckigen Schatten des Hauses, schreckliches schmutzstarrendes altrosa Haus – zehn Mietsparteien und du, der Hausmeister, der ebenfalls nur aus Dreck besteht, dreckiges, verwaschenes Gewand, dreckiger Bauch, dreckige Leber, und du bist fertig
mit dem Mähen, und aus dem ersten Stock dringt leises Wimmern, der Meier fickt wieder seine Tochter, und du siehst durch die offene Tür den kalkigen, speckigen Stein der Stiege zu deiner Wohnung und du fürchtest den Geruch darin und das Halbdunkel und du denkst: Scheiße.
Denn das ist nicht nur Bier, was du jetzt schluckst, das ist auch eine Träne, die deinem Auge entkam, die sich einen Weg gebahnt hat bis zu deinen Mundwinkeln.

(1994)