Katharina Laun (17)

Mord nach Rechnung

Das Display des Kassenautomaten im Parkhaus zeigt 2,50 Euro an. Da ich mein letztes Kleingeld der Kellnerin im Café gegeben habe, muss ich mit einem Fünfeuroschein zahlen.

Als ich den Schein aus meinem Geldbeutel ziehen will, sehe ich den Kassenzettel aus dem Feinkostladen. Zwei Flaschen Champagner für 40 Euro, einen Parmesankäse für 12 Euro und ein Paket Parmaschinken für 16.90. Gekauft um 17.46 Uhr, sie wurden bedient von, einen schönen Tag noch und so weiter.

Ja, um 17.46 war die Welt noch in Ordnung.

Ein Blick auf meine Armbanduhr zeigt mir, dass es jetzt 19.46 Uhr ist. Also gerade mal zwei Stunden später, aber jetzt hat sich alles verändert.

Der Weg vom Kassenautomat zu meinem Auto ist nicht weit, aber der Weg von einem geordneten Leben bis zu dessen völliger Wende ist auch nicht weit, und eigentlich auch nicht viel schwieriger zu gehen, als der Weg vom Automaten bis zum Auto.

Man braucht nur den richtigen Grund, dann geht alles schnell, und mit etwas Fantasie ganz einfach.

Ich steige ein und fahre aus dem Parkhaus, raus auf die in der Dämmerung liegende Straße.

Rechts und links der Straße liegen Hochhäuser, weiß getüncht und im Licht der Abenddämmerung rötlich schimmernd. In den gepflegten Vorgärten blühen verschieden Sträucher und Bäume.

Vögel zwitschern in den Bäumen, da und dort sieht man einige Menschen gemächlich über den Gehweg zu ihren Wohnungen gehen.

Trotz aller Ereignisse dieses Tages versetzt auch mich das Dämmerlicht in einen entspannten und friedlichen Zustand.

Aber womit hat das alles angefangen, dass sich mein Leben derart verändert hat?

Eigentlich begann alles damit, dass ich mein Büro heute etwas früher verlassen habe, als sonst.

Ich bin Bankerin und hatte schon letzte Woche an meine Sekretärin die Anweisung gegeben, dass sie meine Termine für heute so legen sollte, dass ich nicht wie sonst um 19 Uhr mit dem letzten Kunden fertig wäre, sondern schon um 17 Uhr.

Um 16 Uhr empfing ich den letzten Kunden, und schon nach einer halben Stunde hatte ich ein perfektes Geschäft mit ihm abgeschlossen.

Dann verließ ich das Büro, um in dem besagten Feinkostladen einzukaufen.

Ich wollte meinen Mann, der heute seinen 48. Geburtstag feiert, mit einem tollen Aperitif überraschen und danach mit ihm in sein Lieblingsrestaurant gehen.

Im Feinkostladen suchte ich einige Dinge, die meinen Vorstellungen von einem gepflegten und leckeren Aperitif entsprachen, zusammen, dann fuhr ich nach Hause, um alles in Ruhe vorzubereiten.

Ich parkte in der Garage und fuhr mit dem Aufzug nach oben. Dass ich niemand begegnete, wunderte mich nicht, denn in unserem Haus wohnen nur berufstätige Paare und die kommen erst später am Abend nach Hause, so wie ich sonst auch.

Aber als ich unsere Wohnung betrat, beschlich mich ein komisches Gefühl. In der Wohnung lag ein fremder Geruch, und es schien mir, als hätte jemand diese Wohnung betreten, der hier nicht hingehörte.

Ich wollte laut rufen, um einen eventuellen Eindringling aufzuschrecken, aber eine innere Stimme riet mir, ruhig zu bleiben und keinen Lärm zu schlagen.

Ich ging vom Flur in die Küche und stellte zuerst die Tüte mit meinen Sachen ab.

Noch während ich mich argwöhnisch in der Küche umsah, hörte ich Stimmen und Gelächter aus dem Wohnzimmer.

Für ein paar Sekunden stockte mir der Atem, denn nun wusste ich genau, dass ich nicht allein in der Wohnung war.

Leise und sehr vorsichtig, darauf bedacht, nirgendwo anzuecken und Lärm zu verursachen, schlich ich aus der Küche durch den Flur in Richtung Wohnzimmer.

Durch die geschlossene Wohnzimmertür erklang Musik.

Ein alter Schlager!

Auch bei unserer Hochzeit war dieses Lied gespielt worden. Statt Hochzeitswalzer, denn weder mein Mann noch ich lieben Walzer.

Vorsichtig öffnete ich die Tür einen kleinen Spalt weit, gerade so viel, dass ich einen Blick in unser Wohnzimmer werfen konnte. Der Anblick war so schrecklich für mich, dass ich um ein Haar laut geschrien hätte. Nur mit Mühe konnte ich mich beherrschen.

Mein Mann stand mitten im Wohnzimmer, tanzte zum Rhythmus der Musik mit einer fremden Frau.

Der Ausdruck auf seinem Gesicht erinnerte mich an unsere Flitterwochen, aber einen so liebevollen Gesichtsausdruck hatte er mir gegenüber schon lange nicht mehr gehabt. Wenn er mich überhaupt je so angesehen hatte!

Was sollte ich tun?

Mein Mann betrog mich mit einer anderen Frau!

Sollte ich ihn stellen und sofort eine Erklärung verlangen, oder sollte ich wieder verschwinden und warten, ob er heute Abend gestehen würde, und ihn, wenn er nichts sagen würde, zur Rede stellen?

Noch während ich in Gedanken versunken war, küsste die fremde Frau meinen Mann.

Mein Mann legte seine Arme zärtlich um ihren Hals, und als sie sich wieder von einander lösten, sagte er: "Lilie, du bist die einzige Frau, die ich wirklich liebe!"

Diese Lilie wandte verlegen ihr Gesicht ab, sah aber leider nicht zur Tür, sodass ich ihr Gesicht nicht erkennen konnte und erwiderte : "Aber was ist mit deiner Frau? Liebst du sie? Und was ist, wenn sie früher nach Hause kommt? Und wenn du heute Abend nicht mit ihr ausgehen wirst, wird sie dann keinen Verdacht schöpfen, es ist doch dein Geburtstag."

Mein Mann küsste sie noch einmal und erklärte dann: "Ich habe schon vor Jahren aufgehört, meine Frau zu lieben. Sie ist nicht so liebevoll und sanft wie du. Sie ist mit ihrer Arbeit verheiratet, nicht mit mir. Wenn sie heute Abend nach Hause kommt, sage ich ihr einfach, ich will mit meinen alten Freunden feiern. Entweder sie ist sowieso zu müde, um auszugehen, wie so oft, oder sie hat meinen Geburtstag vergessen, weil sie ein so besonders wichtiges Geschäft zu erledigen hatte!"

Als die beiden sich erneut leidenschaftlich küssten, schloss ich die Augen.

Tränen schossen unter meine geschlossenen Lieder, ich bekam fast keine Luft mehr und mein Körper schmerzte so sehr, als ob ich gerade unter einen Lastwagen gekommen wäre.

Wie ich in die Küche zurückgekommen bin, weiß ich nicht mehr.

Ich sank auf einen Stuhl nieder und ließ die eben beobachtete Szene noch einmal durch meinen Kopf laufen.

Mein Mann liebte mich seit vielen Jahren nicht mehr. Ich dachte zu viel an meine Karriere und zu wenig an ihn. War es am Ende meine Schuld, dass er mich betrog? Hatte ich ihn zu sehr vernachlässigt?

Mein ganzes Leben lag zertrümmert am Boden. Von meinem wohlorganisierten und bis ins kleinste Detail geplanten Leben war nur ein Haufen Scherben übrig.

Mitten durch diese Selbstvorwürfe zuckte ein anderer Gedanke: Warum sollte ich an allem Schuld sein?

Warum hatte mein Mann mir nicht gesagt, dass er unglücklich war?

Das hatte ich nicht ahnen können, denn wir hatten ausgemacht "Double income, no kids".

Vom ersten Augenblick an hatte er gewusst, dass ich meinen Job nie aufgeben würde.

Anstatt mir zu sagen, dass er damit ein Problem hatte, schmiss er sich der nächstbesten Frau an den Hals.

Anstelle eines klärenden Gesprächs trat für ihn eine heiße Affäre.

Eine eiskalte, riesige Wut stieg in mir auf!

Nicht ich war schuld, sondern er, weil er zu feig war, mir die Wahrheit zu sagen.

Gerade, als ich zu dieser Erkenntnis gekommen war, hörte ich meinen Mann aus dem Wohnzimmer Richtung Badezimmer gehen.

Er lacht und rief: "Ich bin gleich zurück, mein Schatz. Lauf nicht weg, sonst muss ich mit meinem rechtlich angetrauten Eisberg meinen Geburtstag feiern!"

Dann hörte ich ihn die Badezimmertür schließen.

Genug war genug!

Erst betrog er mich mit dieser Frau, dann machte er mich vor ihr auch noch lächerlich!

Was ich nun tat, wurde nur noch von meiner Wut gelenkt.

Ich nahm eine meiner Champagnerflaschen und ging Richtung Badezimmer.

Die Wasserspülung rauschte, dann wurde der Wasserhahn aufgedreht.

Leise öffnete ich die Tür und trat in das Badezimmer.

Mein Mann stand über das Waschbecken gebeugt und wusch sich die Hände. Als ich die Tür vollends geöffnet hatte, bemerkte er, dass jemand hinter ihm stand.

Wahrscheinlich dachte er, Lilie wäre ihm gefolgt, denn als er in den Spiegel blickte, hatte er den gleichen liebevollen Gesichtsausdruck, wie vorhin im Wohnzimmer.

Als er mich erkannte, versteinerte sich sein Gesicht.

Nach ein paar Sekunden schien er sich gefasst zu haben, denn er drehte sich langsam zu mir um.

Dann sah er mir in die Augen, unfähig, ein Wort zu sprechen. Wir starrten uns eine Ewigkeit lang an, so kam es mir zumindest vor.

Plötzlich ging alles ganz schnell.

Ich hob den Arm und schlug mit der Flasche zu.

Mein Mann schrie nicht, er sackte einfach reglos in sich zusammen. Der dicke weiche Badezimmerteppich verschluckte jedes Geräusch, als mein Mann auf den Boden fiel.

Genau wie die Geräusche verschluckte der Teppich auch das Blut, das meinem Mann aus kleinen Schnittwunden im Gesicht lief.

Die Flasche war zu Bruch gegangen, so heftig hatte ich den Schlag ausgeführt.

Die Splitter auf dem Boden erinnerten mich an mein Leben, das vor kurzem auch zerbrochen war.

Ich selbst war nun ganz ruhig und gelassen, die Wut und die Schmerzen hatten etwas nachgelassen.

Mein Herz schlug gleichmäßig und ich fühlte, dass mein Leben langsam wieder Form und Gestalt annahm.

Als ich mich zu meinem Mann niederbeugte, stellte ich fest, dass er nicht mehr atmete, die Flasche hatte eine hässliche Delle auf seiner Stirn und seinem Kopf hinterlassen. Seine geöffneten Augen sahen gebrochen und leer aus.

Kein Zweifel, mein Mann war tot!

Ich fühlte bei diesem Gedanken gar nichts, kein Bestürzen, keine Trauer, keine Verzweiflung, aber auch keine Freude oder Erleichterung.

Ich wusste nur, dass ich noch etwas erledigen musste, damit mein Leben wieder gänzlich eine Form und Gestalt annehmen konnte.

Langsam, aber zielstrebig und nur von einem letzten Rest Wut und einem zu vollendenden Auftrag gelenkt, ging ich in die Küche und holte die zweite Flasche, deren Griff ich jetzt aber mit einem Handtuch umwickelte, um keine Fingerabdrücke zu hinterlassen.

Leise ging ich Richtung Wohnzimmer und öffnete lautlos die Tür.

Lilie hatte eine Puderdose in der Hand, um ihr Make-up zu kontrollieren. Im Spiegel dieser Dose musste sie das Aufgehen der Tür gesehen haben, denn ich hatte kein Geräusch gemacht, und sie hatte dennoch bemerkte, dass die Tür geöffnet wurde.

Sie hatte wohl meinen Mann erwartet, denn sie hob den Spiegel etwas, und ich konnte das liebevolle Lächeln auf ihren Lippen sehen. Als sie mein Gesicht sah, erstarrte ihr Blick und sie fuhr hastig herum.

Sie war wohl gute 15 Zentimeter kleiner als ich und sehr zierlich.

Ihre etwas über schulterlangen Haare fielen in sanften Wellen über Nacken und Schultern.

Ihre Haut war blass, um die Nase herum etwas sommersprossig, wie so oft bei Rothaarigen.

Ihre grünen Augen waren vor Schreck und Entsetzen weit aufgerissen und die schwarzgetuschten Wimpern verstärkten den Eindruck von Angst und Panik.

Ihr rotgeschminkter Mund war leicht verzogen und entblößte ein paar schöne weiße Zähne.

Ihre Hände waren gut gepflegt und ihr grünes Seidenkleid schmeichelte ihrer Figur, betonte sie aufs beste.

Auch die grünen Schuhe waren mit Bedacht ausgewählt, ebenso der dezente Silberschmuck mit den grünen Steinen, den sie zu dem Kleid trug.

Sie war eine sehr schöne Frau, mein Mann hatte durchaus Geschmack bewiesen.

Auch ihr Alter war durchaus passabel für meinen Mann. Ihrem Gesicht nach musste sie zwischen 38 und 40 Jahren alt sein. Mein Mann hatte sich also nicht eine 20-Jährige zur Geliebten genommen, sondern wenigstens eine Frau, die gut aussah und zumindest nicht jünger war als ich.

Diesmal starte ich mein Gegenüber etwas länger an, als beim ersten Mal, aber dann ging wieder alles ganz schnell.

Ich machte zwei Schritte auf sie zu und schlug wieder mit der Flasche zu.

Diesmal zersplitterte die Flasche nicht, der Schlag war nicht ganz so fest gewesen, dennoch stürzte sie.

Als sie auf den Boden fiel, knallte sie mit dem Genick auf einen der Stühle, die um den Wohnzimmertisch standen.

Es gab ein hässliches Knacken, dann war es still.

Der Wohnzimmerteppich verschluckte den Aufprall ihres Körpers.

Ihre roten Haare verdeckten einen Teil der Delle, die die Flasche in ihrer Stirn hinterlassen hatte.

Als ich mich über sie beugte, stellte ich fest, dass auch sie nicht mehr atmete und ihre Augen ebenfalls leblos waren. Auch sie war tot.

Die heilgebliebene Flasche erinnerte mich an mein Leben; es hatte nun vollständig wieder Form und Gestalt angenommen. Ich fühlte mich nun ganz leicht und seltsam betäubt.

In den nächsten Minuten war ich von einer regen Geschäftigkeit erfüllt, die ich jedoch mehr im Traum als im Wachen erlebte. Ich durchsuchte ihre Handtasche und fand heraus, dass sie Lilie Brandmeier hieß, 40 Jahre alt war und Sekretärin war.

Ihre Visitenkarte und ihren Personalausweis verstaute ich wieder ordentlich in der Handtasche.

Dann ging ich ins Bad und säuberte, ohne meinen Mann noch einmal anzusehen, den abgebrochenen Hals der Flasche, um meine Fingerabdrücke zu entfernen.

Nachdem ich mich vergewissert hatte, dass ich alle Spuren verwischt hatte, verließ ich die Wohnung und ließ die Tür offen stehen.

Mein Plan war so einfach wie genial, ich würde jetzt in die Stadt gehen, einen Kaffee trinken und ein Parkticket als Alibi lösen.

Wenn ich nach Hause kommen würde, würde man meinen Mann und Lilie bestimmt schon gefunden haben.

Ich würde der Polizei die trauernde Witwe vorspielen, Lilie als eine gute Freundin ausgeben, die meinem Mann gratulieren wollte, und vor Schmerz über den Mord an den beiden beinahe zusammenbrechen. Er gab keine Spuren und keine Zeugen - ich hatte den perfekten Mord begangen!

Mittlerweile bin ich zu Hause angekommen.

Dieses Gefühl des Betäubtseins hat sich auch während des Kaffeetrinkens nicht gelöst. Noch immer spüre ich nichts außer dieser grenzenlosen Leichtigkeit.

Ich fahre in die Tiefgarage und steige aus meinem Auto.

Ich bin zufrieden, mein Leben ist wieder in Ordnung.

Ich fahre mit dem Aufzug in unserer Wohnung und sehe sofort den Polizisten in der Tür stehen.

Ein junger Polizist kommt auf mich zu. "Sind sie Frau Ringmüller?"

"Ja, was ist denn passiert?"

"Ihr Mann und eine Frau Brandmeier sind in ihrer Wohnung erschlagen aufgefunden worden. Es tut mir sehr Leid für sie."

Ich schreie auf und beginne zu weinen. Ich laufe in die Wohnung, der Polizist folgt mir.

Ich bleibe in der Badezimmertür stehen und sehe, was ich schon gesehen habe. Mein Mann liegt tot auf dem Boden, um seinen Kopf ist der Teppich rot.

Der Polizist tritt hinter mich.

"Er wurde mit einer Flasche erschlagen. Der Schlag war so heftig, dass seine Hirnschale zertrümmert wurde. Er war sofort tot. Er muss von seinem Mörder überrascht worden sein, denn es gibt keine Spuren von Gegenwehr."

"Das ist ja furchtbar, wer konnte so etwas tun. Wo ist meine Freundin Lilie?"

"Frau Brandmeier liegt im Wohnzimmer."

Ich laufe ins Wohnzimmer, der Polizist folgt mir.

Auch hier sehe ich, was ich schon gesehen habe. Lilies Haare verdecken noch immer einen Teil der Delle auf ihrer Stirn.

"Auch sie wurde mit einer Flasche erschlagen, aber der Schlag hat sie nur betäubt. Als sie auf den Boden stürzte, fiel sie auf die Stuhlkante und hat sich das Genick gebrochen. Auch hier keine Zeichen von Gegenwehr."

Ich sinke wimmernd zusammen, der Polizist führt mich in die Küche. Eine Weile liegt seine Hand auf meiner Schulter. Nach außen hin weine ich, in meinem Inneren genieße ich meine Zufriedenheit.

Schließlich setzt sich der Polizist mir gegenüber.

Er ist sichtlich ein bisschen verlegen. "Auch, wenn es ihnen etwas geschmacklos vorkommt, ich muss sie fragen, wo sie die letzten Stunden waren!"

Ich hebe den Kopf und schaue den Polizisten vorwurfsvoll an.

"Meine besten Freundin und mein Mann wurden gerade ermordet. Sie glauben doch nicht etwa, dass ich mit diesen Morden etwas zu tun habe!"

Dem Polizisten ist die Situation offenbar unangenehm, aber er wiederholt nur stur: "Bitte beantworten sie meine Frage, ich tue doch nur meine Pflicht!"

Immer noch vorwurfsvoll blickend hole ich das Parkticket aus meinem Geldbeutel und halte es dem Polizisten hin.

Als er es nehmen will, rutscht es mir aus der Hand.

Erst jetzt bemerke ich, dass mir noch ein weiteres Papier aus dem Geldbeutel gerutscht ist.

Bevor ich danach greifen kann, nimmt der Polizist beide Papiere und steht auf. "Ich muss das schnell überprüfen." Er verlässt die Küche. Ich spiele weiter die trauernde Witwe.

Nach einer Weile wird die Tür sehr heftig geöffnet, und der Polizist kommt mit zwei weiteren Beamten zurück. "Hören Sie auf Theater zu spielen. Sie haben die beiden umgebracht!"

Von einer Sekunde zur anderen zerbricht meine Zufriedenheit wie die Champagnerflasche, mir wird schwarz vor Augen.

Mein Plan hatte einen Fehler, aber wo?

Ich habe doch an alles gedacht, oder an etwas doch nicht?

"Woher ... Was erlauben sie sich?"

"Mit dem Parkticket rutschte ihnen eine Rechnung über Champagner, Käse und Schinken aus der Tasche.

Die Flaschen liegen bei den Ermordeten, den Schinken und den Käse haben wir hier in der Küche gefunden. Bei keinem der beiden Toten war eine Rechnung über diese Dinge zu finden, und dass die Dinge nicht schon vor längerer Zeit gekauft worden sind, liegt auf der Hand. Sonst wären sie im Kühlschrank gewesen, denn außerhalb des Kühlschrankes wären sie verdorben.

Sie hatten die Rechnung, die Dinge lagen aber hier auf dem Tisch. Also mussten Sie schon einmal hier gewesen sein und die Sachen abgestellt haben.

Theoretisch hätten Sie genug Zeit gehabt, die Dinge zu verräumen und wären dann immer noch früher in der Stadt gewesen, als auf dem Parkticket datiert ist. Einen Stau hat es auf dieser Strecke nicht gegeben, das haben wir bereits überprüft. Also haben Sie für einen gewissen Zeitraum kein Alibi.

Sie hatten aber nicht die Zeit, die Dinge zu verräumen, denn Sie haben Ihren Mann und Frau Brandmeier erschlagen. Danach sind sie in die Stadt gefahren und wollten sich durch dieses Ticket ein Alibi verschaffen.

Ich verhafte Sie wegen zweifachen Mordes an Ihrem Mann und Frau Brandmeier. Alles, was Sie jetzt noch sagen, kann vor Gericht gegen Sie verwendet werden!"

Ich fühle nur noch ein Entsetzen und einen eisigen Schreck. Ich höre mich sagen: "Es sind die Kleinigkeiten, die dich töten!", dann schließen sich mit einem leisen Klicken die Handschellen um meine Handgelenke.