Erna Memic (14)

Der Inspector

Gerade am Tatort angekommen, lief auch schon ein kleingewachsener, rundlicher Polizist, den alle nur Murphy nannten, auf den Inspector zu. Er erledigte für gewöhnlich nur den Papierkram im Polizeibüro ihrer schönen Kleinstadt Castle Rock, aber heute musste er zu einem Tatort, weil in der Woche so viele Kollegen ausfielen. »Inspector! Sie sind doch vom Morddezernat!? Das sollten sie sich einmal ansehen!«, sagte er zu ihm. Er führte den Inspector ins Schlafzimmer des Einfamilienhauses.

»Da ist nichts! Zumindest nichts, was ich mir ansehen sollte!,« meinte der Inspector und war schon auf halbem Weg, den Raum wieder zu verlassen.

»Doch! Sie müssen dorthin!«, erwiderte Murphy und zeigte mit dem Finger auf eine weiße Tür rechts von ihnen.

Der Inspector ging hin und öffnete sie. Doch in dem höchstens fünf Quadratmeter großen Raum waren so viele Beamte der Spurensicherung, dass man die Leiche gar nicht sehen konnte.

Ein dunkelhaariger Mann, der am Boden kniete, blickte zu ihm auf und sagte: »Wir sind hier gleich fertig!«

Der Inspector nickte, drehte sich um und schloss die Tür wieder. Er stellte sich davor und wartete einfach. Obwohl er bereits wusste was sich hinter der Tür verbarg. Wenn er könnte, würde er einfach nach Hause gehen.

Nach zirka zehn Minuten öffnete sich die Tür wieder und sie verließen den Raum. Der Inspector ging hinein. Wie versteinert blieb er stehen, als er sie wieder sah in dieser riesigen Blutlache und sie war genauso wunderschön wie immer. Er kniete sich neben ihr hin und erinnerte sich wieder an ihre gemeinsamen, glücklichen Tage. Doch das war, bevor sie zu ihrem Mann zurückgegangen war. Es hätte alles so schön sein können, denn er liebte sie immer noch. Am Vorabend hatten sie noch miteinander geredet und er hatte sie angefleht, ihren Mann zu verlassen und zu ihm zu kommen. Doch sie wollte nicht und da verlor er die Beherrschung. Er musste es einfach tun, denn wenn er sie nicht haben konnte, sollte sie auch kein anderer kriegen.