Cordula Simon (17)

Werkstattteilnehmer

Langsam wird es kälter hier im Tierpark und ich sitze hier und schreibe meine kalten Finger warm.

Ich stelle fest: Das ist keine artgerechte Haltung.

Die Tiere gehen bereits zu Stroh und wir wurden noch nicht einmal gefüttert.

Und für so was bezahlen unsere Herrchen.

Wir sollten gefüttert, gepflegt und dressiert werden.

Gegen die Dressur ist ja nichts zu sagen, schließlich halte ich gerade meine Finger damit warm.

Aber wenn man ein Kunststück vollbracht hat, sollte man doch ein Leckerli kriegen, nicht wahr?

Also sitze ich hier, schreibe schön brav vor mich hin und jetzt ernsthaft: Dieses Kunststückchen ist wirklich gut.

Wie auch immer … ich warte hier, während die Rudelführer sich andere Kunststücke anhören.

Langeweile macht sich breit und niemand will mit mir spielen – und es ist kalt!

Bald ist es halb sieben – so spät wurde heute die Fütterung angesetzt.

Also versuche ich inzwischen wirklich etwas zu erzählen:

Die Raubtiere lagen heute den ganzen langen Tag regungslos in ihren Käfigen herum – träumten wohl von aufgefressenen Wärtern.

Die Elefanten hatten wohl ein kleines Beziehungsproblem: Da musste eine Trennschnur quer durch das Gehege gezogen werden … aber so etwas soll ja bekanntlich vorkommen.

Und, ach ja, ein junger Ziegenbock hat dauernd versucht, seine eigene Mutter zu begatten (und da wundert sich jemand darüber, dass dort alle Ziegen gleich aussehen).

Also für diese Auflistung von Geschehnissen gibt’s doch ein Leckerli, oder?