Cordula Simon (16)

Einschlafen

Der Einbrecher kommt,
– wir nennen ihn Nacht.
Lästige Sekundenmücken, Minutenfliegen.
streng geordnet
Schafe zählen – mäh.
Hopp! Über den Zaun
bis Mückenfliegen weg sind.
Hierher, Schlaf! Bei Fuß!
Traumflügler, hier – endlich.
leicht zu vertauschen
Geschäftige Schmetterlinge – bunte
Keine dunklen Flip-Flap-Fledermausinsekten.
Hübsch, stehen Ewigkeitsmomente in der Luft,
erstarren zu Glas – ding! – angefasst, kaputt,
traurig, ich, nicht das Glasflattertierchen.
Verschwommene Flugtänze der Hinterbliebenen.
Verschwommen? Weinen Träume? Tränentropfen, Patsch!
Hab mein Farbflattervieh umgebracht,
Ist außer mir keiner traurig?
Los, Schlaf – hol den Farbklecks!
Damit ich weglaufen/aufwachen kann, während du rennst.
will keinen Totenkopffalter sehen,
hätte bei meinen Schafen bleiben sollen.

 

Gedanken ausleuchten

Eine Socke liegt am Boden.
Als die Fliege da war, war sie nicht so einsam gewesen –
ich auch nicht.
Ich starre das Fliesenmuster an, dass es sich zu fürchten beginnt und versucht, fortzulaufen.
Würde gern ein Selbstportrait ohne Gesicht malen.
Ihr müsst das nicht verstehen
mit euren weit entfernten Angelegenheiten.
Nur nicht aufgeben.
Zeichen senden.
Bin nicht müde, hellwach eigentlich.
Lege mich ins Bett, versuche, mich an dessen Kante festzuhalten –
es rotiert schon knapp unter der Zimmerdecke.
Nur nicht aufgeben,
denn was ist da schon, das ich aufgeben könnte.
Was wäre wenn
spazierst gemächlich auf den
zartgesponnenen Fäden eines Spinnennetzes.
Weiterexistieren, wenn du fällst, leblos.
Umgeben von erbrochenen Träumen.
Sagen wollen, irgendetwas, bedeutungsvoll.
Momente fallen wie Dominosteine.
Hast nur noch einen Satz zu sagen.
Zu wem? Was?
Was wäre wenn
und worauf wartest du noch?