Stefanie Panzenböck (18)

Ein Raum mit grauen Wänden. Dichtgedrängt einige Personen in grauen Anzügen.
»Der Nächste!«
Eine Lautsprecheransage.
Eine Person löst sich zögernd aus dem Grau, öffnet eine schwarze Tür, schließt sie gleich danach hinter sich.

Ein Raum mit weißen Wänden empfängt sie.
In der Mitte steht ein weißer Tisch, hinter dem auf einem Sessel der Prüfer in einem weißen Anzug sitzt.
Sein Gesicht ist bleich, er hat weiße Haare und stechende Augen.
»Setzen Sie sich.«
Der Prüfer versucht nicht, zu lächeln.
Die Person setzt sich auf einen grauen Sessel, dem Prüfer gegenüber.
Ihre Hände zittern.

Prüfer: »Was haben wir das letzte Mal gelernt?«
Die Person schluckt, räuspert sich.
»Ich bin glücklich, ich bin…«
Der Prüfer zieht die linke Augenbraue hoch.
»Alles?«
»Ich bin glücklich, ich bin verliebt… Vielleicht…«
»Aus. Eliminieren Sie dieses Wort!«
»Aber…«
»Auch dieses. Von vorne.«

Die Person konzentriert sich.
»Ich bin glücklich, ich bin verliebt, das Leben ist schön.«
»Sehr gut. Direkte Form.«
Das Gesicht der Person wird rot.
»Ich bin glücklich… mit… ich bin glücklich mit dir…«
Die Person denkt nach.
»Nein…«
»Eliminieren Sie dieses Wort. Sie können ein Foto zu Hilfe nehmen.«
Die Person reagiert nicht. Schließt die Augen.
»Ich bin glücklich mit dir, ich bin in dich verliebt, das Leben ist schön mit dir.«
»Sehr gut. Öffnen Sie ihre Augen.

Die Person öffnet die Augen, holt tief Luft, starrt verbissen an die weiße Wand hinter dem Prüfer.

»Ich bin glücklich mit dir, ich bin verliebt in dich, das Leben ist wunderschön mit dir.« Die Person hat geschrieen.

»Sehr gut.« Der Prüfer steht auf, reicht der Person die Hand.
»Auf Wiedersehen.«

Die Person versucht nicht, zu lächeln und dreht sich um.
Sie öffnet die Tür.
»Wir gratulieren Ihnen zur bestandenen Prüfung. Sie sind hiermit in die Lüge entlassen.«
Eine Lautsprecheransage.

Die Person schließt die Tür hinter sich und geht durch den grauen Raum hinaus.
Ein schwarzer Raum empfängt sie.
Ohne Wände.