Elisabeth Klar (16)

Wochenende

An diesem Abend waren wir zur Küste spaziert, ohne uns die Hände zu geben.

Es war eine Sommernacht, und so, wie Sommernächte nicht sein sollen, eiskalt und hell.

Eingepackt in zwei Pullover, rannte ich zum Strand hinunter, der mir so vorkam, als könnte man auf ihm ins Meer wandern. Der Wind hatte die Wellen aufgebracht, die so weiß waren wie die Wolken hinter ihnen.

Um die feine Schicht Salzwasser unter meinen Füßen spritzen zu sehen, sprang ich auf und ab, bis ich mich wieder an ihn erinnerte, der nachschlich und von weitem zu mir herüber blickte.

Ernüchtert blieb ich stehen.

Es musste ihm wohl lächerlich erscheinen.

Während er näher kam, sah ich ihn nicht an, aber er nahm mich in den Arm und drückte mir einen Kuss auf den Hals, der sich klebrig anfühlte. Unter den Pullovern verkrampfte sich mein Rücken, und so befreite ich mich aus seiner ungeschickt festen Umarmung und drehte mich weg.

Es war Wochenende, und wir hatten dieses Hotelzimmer gemietet. Wir hatten uns Abwechslung versprochen, vom Meer.

In dieser Erinnerung drehte ich mich wieder zu ihm um und sah, wie das Meer seine Schuhe zudeckte und mit Wasser, Sand und Salz durchtränkte.

Als ich ihn nun umarmte, küsste er mich und ich ließ es zu, schloss die Augen und versuchte, zu genießen, aber bald spürte ich nichts anderes mehr als meine kalten und nassen Füße.

Ich riss mich los, heftiger als zuvor. Als er meine Hand suchte, floh ich aus seiner Reichweite.

»Ich hab dich doch lieb«, sagte er und kam auf mich zu.

Ich hatte Angst, ihn anzusehen, lehnte meinen Kopf an ihn und beobachtete mich selbst, wie ich Klischees wiederholte, Verbrauchtes wieder aufwärmte.

Was weiß ich, was ich sagen konnte. Ein Welle kam, und ich lief davon.

Auf der Anhöhe drehte ich mich noch einmal um, und mich fror, als ich ihn dort stehen sah, aufrecht, mitten auf diesem riesigen Strand.