Elisabeth Klar (16)

Erfolgsfall

Robert S. (ledig) stürzte am 23. Juli des Jahres 2003 in eine bisher unbekannte Schlucht eines hohen Gebirges. Als nach zwei Minuten noch immer kein Grund zu sehen war, holte er im Fallen sein Handy hervor und informierte die Rettung. Diese erreichte ihn erst, nachdem sie auf ihrem Shuttle die Düsen eingeschaltet hatte, aber selbst Spezialkräfte konnten ihn nicht abbremsen.

So versorgten sie ihn immerhin notdürftig mit Nahrung und Wasser, und er gewöhnte sich bald an sein rasantes Leben.

Eineinhalb Stunden nach seinem Abrutschen am 23. Juli gab Robert S. (ledig) sein erstes Fernsehinterview. Bald aber wurde er durch sein medienwirksames Auftreten berühmt und ein Vorbild für die aufstrebende Generation. Er nahm an Anti-Drogen-Kampagnen teil, landete ein paar schmalzige Hits in den Charts und spielte sogar in einem Spielfilm mit, obwohl er weder eine schöne Stimme, noch Talent oder Ausbildung zum Schauspielern hatte.

Außerdem wurde die bisher unbekannte Schlucht in einem hohen Gebirge zu einer Tourismusattraktion, und täglich mussten tausende Fans durch Starkstromzäune daran gehindert werden, ihrem Idol in die Tiefen zu folgen.

Da Robert S. (aus Marketinggründen noch immer ledig) sich rechtzeitig die Urheberrechte an sich selbst gesichert hatte, saß er (fallend) auf einem Haufen Geld und hatte jede Nacht ein anderes Groupie, das Millionen dafür bezahlte, bei ihm zu sein.

So lebte er dahin, schrieb Memoiren und Bestseller und trat sogar durch Live-Schaltungen in Talkshows auf.

Nach 60 Jahren des Fallens, am 23. Juli 2390, starb Robert S. (bis zuletzt ledig), trotz wiederholter Wiederbelebungsversuche, an Altersschwäche.

Noch immer wird diskutiert, ob sein Leichnam weiterhin als Denkmal fallen gelassen, oder ordentlich bestattet werden soll.

Und weltweit kämpfen viele junge Männer um den »Erfolgsfall«, der den Nachfolger der internationalen Kultfigur bestimmen soll.