Christiane Murer (18)

 

Ihr baut Häuser, in denen ihr nicht wohnt.

»Wir kennen dich, wir wissen wie du dich fühlst.«

Sie sitzt da, sieht ihnen in ihre verblendeten Augen und nickt.

Sie befriedigt deren Gewissen, indem sie ihnen ihre schuldlose Schuld eingesteht und ihnen unverbesserbare Verbesserungen verspricht.

Am Ende des monolog geführten Dialoges, schenkt sie ihnen ein gekränkt glückliches Lächeln.

Sie wenden sich zufrieden von ihr ab, in dem Glauben ihr geholfen zu haben, ihr die Augen geöffnet zu haben, in der sicheren Hoffnung, das Problem gelöst zu haben und die Türe dahinter, endlich schließen zu können.

Sie lächeln einander glücklich an, schenken einander lobende Blicke und erfreuen sich daran, wieder einmal eine verlaufene Seele auf den richtigen Weg, der sich Leben nennt, zurück gebracht zu haben, während sie nur dasitzt und ihnen gekränkt das glücklich, gekünstelte Lächeln weint.

Ihre Seele jedoch ist schon längst wieder in einen Wald gebogen, dort versteckt sie sich unter einem kranken Baum der weint.

Erkennt ihr einen Baum der weint?

Also beantwortet mir nur eine Frage:

Wer, wer gibt euch das Recht dazu, zu glauben, sie zu erkennen, und wer gibt euch das Recht, Mauern vor Straßen zu bauen, die ihr nicht begeht?

Beantwortet mir nur diese eine Frage – denn sie hat das Recht dazu!