Elisabeth Klar (15) 27.06.01;06.07.01

Die Welt

"Die Welt ist böse." Sagte er und schoss noch ein paar tot. "Sie zwingt mich dazu." Sagte er und schoss. Und ich schaute ihm zu. Meine Finger hielten die Gitterstäbe umkrampft.

"Du bist böse." Sagte ich.

"Ja." Sagte er. "Aber das war die Welt. Die Welt hat mich böse gemacht."

- "Nein, du warst es." sagte ich "Du warst es ganz allein."

"Das stimmt nicht." Sagte er.

Er hielt das Gewehr verkrampft. Genauso wie ich die Gitterstäbe hielt. Als wäre es sein Gefängnis. Aber das war es nicht. Er war frei. Er konnte gehen. Er hatte kein Recht, so zu tun. Als wäre es sein Gefängnis. Denn das war es nicht. Nein, wirklich nicht.

"Wegen was bist du reingekommen?" fragte er. Das war das erste mal, dass er mich so was fragte.

"Weiß nicht." Sagte ich "Weiß nicht mehr."

- "Hast es wohl vergessen, wie?" seine Stimme zitterte.

"Es war unwichtig." Sagte ich "Und ich war es nicht."

- "Wenn es unwichtig ist," meinte er "dann kommst du nicht hier rein. Hier rein kommen nur Mörder."

- "Ja, genau, das war es, Mord." Sagte ich "Aber ich war es nicht."

"Nein!" sagte er "Das Gericht irrt sich nicht. Nie!"

- "Sicher?" fragte ich "Schlussendlich weiß es nur ich selbst."

- "Nein." Sagte er "Es wurde bewiesen. Und zwölf Geschworene haben dich schuldig gesprochen."

– "Ich glaub," sagte ich "ich weiß gar nicht mehr, ob ich es war. Aber ich glaub, ich war es nicht."

"Wieso?" fragte er "Wieso glaubst du das?" Du sitzt hier drinnen. Hier sitzen nur Mörder." – "Ja." Sagte ich "Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass ich es könnte. Verstehst du?"

 

Sonnenuntergang

Was redest du,
wenn die goldne Sonne,
auf die dunkelgrünen Hügel scheint,
ihr Feuerstrahl,
flutet Orangenheine.
Und leidenschaftlich süß
der Wind der Blüte schmeckt.
Der reife Tag jauchzt auf,
wenn feuchtes Gras unter der leichten Wärme seufzt,
vom kühlen Nachtwind ist sie schon begleitet.