Elisabeth Klar (15)

Sie liegt seitlich auf der Steinmauer.
Sie hat ihn kommen hören, und seine Füße baumeln jetzt neben ihr.
Sie ist sauer. Stinksauer.
Sie klopft ungeduldig mit den Fingern auf den Kalk.
Zornig wirft sie den Kopf zurück.
Einen Moment lang flattert ihr Haar anmutig.
Sie ist sich dieser Wirkung bewußt.
Sie ist sich ziemlich sicher, dass er vor Verlangen zerfließt.
»Du denkst also,«
sagt sie
»dass du bei mir noch eine Chance hast.«

»Nach dem, was du mir angetan hast.«
Er bekommt jetzt wahrscheinlich ein schlechtes Gewissen,
denkt sie vergnügt.
»Aber nein!«
ruft sie aus
»Sie wird mir schon vergeben!
Sie ist ja eine einfältige Wandermatratze,
der ist das egal, wenn sie an einem Tag vor die Tür gesetzt und am nächsten vom selben geheiratet wird.«

»Er glaubt also, er kann mich zuerst Flittchen nennen und dann zurückgekrochen kommen?
Er glaubt also, ich bin so leicht zu versöhnen?«
Sie spürt seinen Blick auf sich.
»Schade,«
sagt er sanft, denn er ist immer sanft
»dass du mich so missverstanden hast.«

»Ich bin nicht deshalb hergekommen.«
Er stellte einen blauen Teddy neben Ihr ab.
»Ich wollte dir das schenken. Zum Abschied.«
Er steht auf, geht ein paar Schritte fort, bleibt stehen.
»Achja,«
sagt er
»auf Nimmerwiedersehen… Flittchen«