Susanne Heinrich (15)

 

Erwachen

Seichter Morgen
pellt aus blassem Nachtgewand sich
Die Farben streichen trüb und wässern
als läge ein Schleier sanfter Müdigkeit über ihnen
Zerschmelzend unter ersten, noch freudlosen Sonnenstrahlen
– getrübt von Lärm und Dunst –
Die Starre, die die Nacht mit sich brachte
weicht furchtvoll, sich dehnend, von den Häuserwänden
Nachtklauen nur sanft streicheln und locken noch
Dunkel verliert an Kraft
Dann der Tag es sanft niederdrückt
lähmend, warm doch und weich
so dass zäher Kampf verliebt schwach wirkt
In Kinderschuhen der taumelnde Tag
Scheu breitet er wandelnde Flügel aus
Federn leicht
– federleicht –
Die Nacht noch einmal windend sich empor kämpft
friedlos hadernd
blickt warmem Angesicht Tag in die Augen
Scheu kriecht Morgen die Wände empor
gleich schleichenden Katzen die feuchtwarme Luft
das letzte Dunkel aus Zimmern bannt
Und in den Ecken die düster transparenten
Laute und Farben zerrinnen und vergehen
voll Grimm und Schwermut
doch ohne Angst
der Tag ist dazu da
der Nacht zum Opfer zu fallen
– zu bald schon, Spiegelung droht –
Nun ein leise zartes Blinzeln der lieblichen Kinderaugen
fern ist der Feind, fern die Angst
Flutende Sonnenblicke
verkünden froh
erneuten Sieg
anBRUCH des Tages
in dessen Ende ein neuer Anfang
und in dessen Anfang ein neues Ende liegt
die Luft erfüllt davon …