Susanne Heinrich (15)

 

müder Himmel hinter Gardinen
projiziert aufs Auge kränkelnder Welt
Da
über den Höhen
zackiger Horizont
verwunden langer Bart und ruhige, wissende Augen uralter Berge
Darüber:
nichts
keine blassen Wolken zwischen uns, Himmel
gar nichts zwischen uns
und mit diesem "gar nichts" lässt sich die ganze Welt umfassen
Tränke meine Augen in samtiger Sonne
Leg deine sandigen Hände
um mein Gesicht
– liebkosend, so, als gäbe es zum zweiten Mal Frühling –
der Sand erzählt von Wassern
und Winden
die von Westen kamen
und dich mit deinen wüsten Locken
und deinen wilden Augen
zu mir wehten
dich, Findelkind