Gábor Fónyad-Joó (18)

Fast vollkommen

In Amerika, dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten, gibt es ein Gesetz, das untersagt, ein Kamel auf die Fahrbahn zu führen. Man will damit etwaige Unfälle, die beim unerwarteten Zusammenstoß eines Fahrzeugs mit dem Kamel entstünden, verhindern. Und das mit Erfolg, denn es wurden nicht viele Autobahnunglücke dieser Art in den Vereinigten Staaten von Amerika im letzten Jahr registriert. Kollisionen mit einem solchen Tier können ziemlich häßlich enden.

Darf das Dromedar auch unter die Bezeichnung »Kamel« gefaßt werden? Oder betrifft dieses Gesetz ausnahmslos Kamele, die sich durch wenige Kennzeichen von Dromedaren unterscheiden? Einem Dromedar möchte ich auf der Fahrbahn aber auch nicht begegnen. Erst recht nicht in New York. Ja, was ist denn, wenn ich mit dem Taxi auf dem Weg zum Flughafen bin, und ein Dromedar mir den Weg verstellt? Wird der Staat dann endlich einsehen, daß es höchste Zeit ist, ein allgemeines Gesetz zur Vermeidung solcher Unannehmlichkeiten aufzustellen? Die Möglichkeit des Störens des Verkehrs durch das plötzliche Auftreten eines Elefanten wird dabei gar nicht in Betracht gezogen. Diese Exemplare verunsichern die Gegend in Amerika mindestens in dem Ausmaße, wie es Kamele oder Dromedare tun.

Doch es ist bereits für vieles gesorgt, vor allem in einigen Südstaaten: Dafür, daß Männer, die einen Schnurrbart tragen, Frauen nicht zu küssen haben; dafür, daß eine Frau nur dann aus einem brennenden Haus gerettet werden darf, wenn sie zumindest mit einem Nachthemd bekleidet ist; dafür, daß Alkoholkonsum auf offener Straße strafbar ist, es sei denn, die Flasche ist in Zeitungspapier eingehüllt und somit das Vergehen nicht zu sehen. In dieser Reihe, die sich natürlich fortsetzen ließe, fehlt unter anderem das Dromedar-Gesetz.

Es bleibt in diesem Land also noch viel zu tun.