Daniela Welte (16)

Ausgeträumt

Es ist Morgen. Die Sonne wirft ein paar Strahlen durch das Fenster ins Zimmer, von draußen hört man Stimmen. Sie räkelt sich in ihrem Bett, gähnt, dreht sich um. Sie will jetzt nicht aufstehen, will weiterschlafen. Ihr Kopf schmerzt, und sie verspürt ein grausam mulmiges Gefühl in ihrem Magen.

Wieso träumt man?

Und wieso träumt man Dinge, die man gar nicht träumen will, an die man nicht einmal gedacht hat?

Diese verdammten Träume!!

Sie hat ihn gesehen, in ihrem Traum.


Er schaute sie an – schaute sie einfach nur an; auf die Art, wie er sie auch in Wirklichkeit oft angesehen hatte: ruhig, liebevoll, zärtlich. Sie sah sein Gesicht direkt vor sich; ein Gesicht wie jedes andere, doch für sie das allerschönste und besonderste von allen…

Dann erwachte sie. Ihr Herz schlug wie verrückt, und ein Schwindelgefühl breitete sich in ihr aus. Ihr Nachthemd war völlig verschwitzt.

Sie stand auf, ging ins Badezimmer, betrachtete ihr Gesicht im Spiegel und fühlte sich plötzlich wie ein kleines, hilfloses Mädchen. Alles in der Welt erschien ihr so groß und unberechenbar, und sie selbst war klein, machtlos und unbedeutend… Ein Nichts.

Nachdem sie ein anderes Nachthemd angezogen und sich das Gesicht mit angenehm kühlem Wasser gewaschen hatte, ging sie wieder zurück ins Bett. Sie legte sich hin und versuchte wieder einzuschlafen.

Doch der Anblick seines Gesichts, der in ihrem Kopf herumgeisterte, ließ ihr keine Ruhe. Er hinterließ ein bedrückendes Gefühl der Ratlosigkeit bei ihr. Mit diesem Gefühl schlief sie dann schließlich doch ein…


Sie steht auf, geht in die Küche, macht sich einen Kaffee.

Dann setzt sie sich vor den Computer, um nachzusehen, ob ihr jemand eine E-Mail gesendet hat.

»2 neue Nachrichten« steht auf dem Bildschirm.

Ihr Herz beginnt schneller zu schlagen, und plötzlich ist sie hellwach. Eine der Nachrichten kommt sicher von ihm! Er hat die Mail gelesen, die sie ihm vor fünf Tagen geschickt hatte, und gleich wird sie die Antwort sehen!

»Posteingang« …Klick…

Die erste Nachricht ist von ihrer Kusine Caroline und die zweite von ihrer besten Freundin Sabrina…

Sie schließt die Augen, lehnt sich zurück. Wie ernüchternd, die Einsicht, dass sie ihm scheinbar gar nichts mehr bedeutet. Dass jetzt tatsächlich alles vorbei ist…

Sie atmet tief ein und richtet sich auf. »Was soll’s?« denkt sie bei sich und beantwortet unter Tränen die beiden Mails.