Julia Schattauer (13)

DREH DICH MAL UM!

(1999)

 

Liebes Tagebuch!

Ich glaube ich bin einer der glücklichsten Menschen der Welt. Abgesehen davon, dass ich in der Schule in Sachen Noten recht gut abschneide. Ich wurde auch auf die Geburtstagsparty von Christian eingeladen. Das ist ein Typ, der in eine Klasse ober mir und Sabine geht. Du kannst dir ja denken, wie sehr wir uns gefreut haben. Nun, ich weiß echt nicht was ich anziehen soll. und bin ich mit meinen braunen Haaren wirklich attraktiv, so wie Mutti es einmal ausgedrückt hat? Ich glaube ein Teen in meinem Alter hat es echt schwer mit allem klar zu kommen. >>Das bildest du dir nur ein<<, meint zwar Papa dazu, aber wer’s glaubt wird selig. Wahrscheinlich werde ich mich mit meinem Problem abfinden müsse. Ich freue mich schon echt!

Tschüss,

Angelika.

 

Prüfend betrachtete ich nun mein Gewand, welches verstreut auf meinem Bett lag. Ich suchte schon seit einer Stunde das passende zum anziehen und war mir noch immer nicht sicher. Heute sollte die größte Party des Jahrhunderts steigen, oder zumindest redete ich mir dieses ein. Christian ein Typ aus unserer Schule, welcher als extrem cool galt, hatte sich dazu herabgelassen mich und meine Freundin Sabine zu seiner Geburtstagsfete einzuladen. Obwohl wir in seiner Clique nur als die beiden Hennen von der mittleren Reihe rechts bekannt waren, da wir uns ununterbrochen irgend etwas zu erzählen hatten, sollten wir doch mit dabei sein. Darüber waren wir nun einmal sehr stolz, da er außer uns nur zwei andere Mädchen aus unserer Klasse gefragt hatte ob sie kommen wollten. Ansonsten kamen alle, aus den Klassen seiner Altersstufe, also ein Jahr älter als Sabine und ich es waren. Diese saß übrigens am Fußboden neben mir, da das Bett ja total belegt war, und langweilte sich sichtlich. "Mensch Alte, kannst du dich nicht mal ein bißchen beeilen? Mir schläft schon der Arsch ein, und wenn ich länger auf dem harten Zeug sitzen muß, bekomme ich ja einen Krampf, und könnte erst recht nicht mit auf die Party". Ich beachtete sie kaum mehr. Nun, sie hatte ja gut reden. Sie bekam von ihren Eltern immer eine Menge Taschengeld, worum sich halt viel Gewand aus ging welches zur Zeit angesagt war, und ich durfte immer meine Notgroschen zählen, wenn ich mal ein paar fand. Als sie um vier Uhr zu mir kam, wie wir es uns am Tag zuvor vereinbart hatten, stand sie bereits in einem coolem Outfit vor mir, und lächelte zuckersüß. Ja, sie war eben wie immer perfekt. Denn schon als ich sie von weitem erblickt hatte, wußte ich, mit ihrem hautengem, kurzem, silbernem Minirock konnte ich nicht mithalten.

Nach noch einer halben Stunde Entscheidungszwang und Beratung von Sabine hatte auch ich mich endlich entschieden, und als ich mich in den Spiegel schaute, mußte ich mir anerkennen, dass die lange schwarze Samthose und das blaue Leibchen mir nun wirklich nicht schlecht standen, und ich echt zufrieden mit mir war. Als "kleine Draufgabe" wie Sabine meinte, wickelte sie mir nun einen grünen Pulli um die Hüften, der mich am Abend warm halten sollte. Nun hatten wir beide nur noch ein gemeinsames Problem, wo wir wußten, dass wir uns damit beeilen mußten, denn wir hatten nicht mehr gar so viel Zeit: Schminken. Das Wort leuchtete in meinem Kopf in Neonschrift die ganze Zeit wie eine Leuchtreklame auf. Schminkzeug. Woher nehmen, wenn nicht stehlen, wie nun meine Oma an meiner Stelle gesagt hätte. Ich lief wie eine wilde Henne im ganzen Raum herum, auf der Suche nach Make-up, Lidschatten, Eyeliner und all dem anderen Zeugs, welches man für die Prozedur braucht. Sabine in der Zwischenzeit ging Seelenruhig zu ihrer Handtasche, mit welcher sie gekommen war, ging ins Bad und leerte den gesamten Inhalt auf den befliesten Boden. Alles, was es zur Zeit nur an Schminkutensilien am Markt gab, kam mit einem Mal zum Vorschein. Sie rief mich herbei, und hektisch wie ich war, stolperte ich, als ich angerannt kam, sofort über eine Hose, welche ich aus Versehen im Vorzimmer liegengelassen hatte. Mit dem Kopf nach vorne machte ich dann also eine grandiose Landung. Sabine hatte den dumpfen Schlag, meines Aufpralls gehört und eilte herbei. Als sie mich dann so zusammengebrochen am Boden liegen sah, begann sie zu lachen, und ohne, dass ich es wollte mußte ich auch kichern. Dann bot sie mir ihre Hand an, ich raffte mich auf und schaffte es mit einiger Mühe hoch zu kommen. Als Sabi (Abkürzung von Sabine) mich dann erst einmal genauer betrachtete, zuckte sie zusammen und deutete auf meine Stirn. Ich total geschockt, was denn nun los sein würde, drehte mich ruckartig zum Spiegel und entdeckte es auch , wovor sich Sabi so erschreckt hatte. In der Mitte meiner Stirn, ganz genau plaziert machte sich ein blauer Fleck breit. Sabi meinte hinter mir, daraus würde sich eine riesengroße Beule ergeben. "Unmöglich kann ich mich so auf der Party erblicken lassen. Da würde mich ja jeder anstarren und auslachen" keuchte ich, noch immer unter Schock. Sabi wollte mir versichern, dass es nicht so schlimm aussah, wie ich nun tat, doch so wirklich glauben konnte ich es ihr nicht. Dann aber betrachteten wir die Schminksachen, schmierten mir massenhaft Make-up auf den Fleck, so dass ich 3x so braun aussah, als ich wirklich war. Nun war ich anstatt blau, mitten auf der Stirn braun, und da war mir ersteres nun wirklich lieber. Sabi schien das zu verstehen, und bemühte sich auch ernsthaft, das Make-up wieder runter zu bekommen, doch so wirklich gelang ihr das nicht. Deshalb beschlossen wir, mein ganzes Gesicht damit einzuschmieren. Das Ergebnis war nicht so schlimm, und ich beschloß mich, auf die Fete trauen zu können. Sabi sprach mir noch nett zu, und dann begannen wir mit dem Hauptprozess. Sorgfältig wurde Eyeliner der Marke Lucia aufgetragen, welchen es zurzeit in alle Einkaufsfilialen gab. Danach kam der Lidschatten dran. Sabi experimentierte eher mit grünlichen Tönen, ich aber hielt mich an Blau und Schwarz, da das zu meinem Typ und zu meinem Gewand paßte. Zum Schluß wählten wir dann einen Lippenstift. Zuerst hatte ich mich ja für eine Blaue Farbe entschieden, als ich damit dann aber keinen besonders begehrenswerten Eindruck machte, probierte ich Silber und blieb dabei. Nicht so auffällig aber gezielt lautete meine und Sabis Devise, welche sich soeben, die Lippen rosa nachzog. Dann schaute sie sich in den Spiegel, verzog einen Kussmund und war von sich selber begeistert. Doch ganz zufrieden war sie noch immer nicht. Deshalb wühlte sie noch kurz in dem Berg der Schminksachen herum, und hielt plötzlich zwei Spraydosen in die Höhe. "Angelika, schau dir das an. Der letzte Schrei, ich schwöre es dir. Ganz neu und umweltfreundlich", versuchte sie mir weis zu machen, als ich sie ziemlich schief anschaute. Schließlich entpuppten sich die zwei Dosen als Haarfärbemittel. Ein schwarzes und ein rosernes. Lächelnd hielt sie mir das schwarze hin. "Das ist für dich. Damit deine dunklen Haare noch mehr zur Geltung kommen. Du wirst sehen, dass bringt’s echt", meinte sie. Irgendwie hatte ich Angst vor diesem Zeugs. Ich liebte meine Haare sehr, und war auch echt bemüht, dass sie sich nicht spalteten oder fettig wurden. Und nun sollte ich mir solche giftigen Sachen draufschmieren?! Ich war mir echt nicht sicher. Ich versuchte Sabi davon zu überzeugen, dass ich Bammel vor diesem Scheiß habe, und wollte sie überreden es zu lassen, doch zum Schluß war sie es, die die Oberhand gewann, und mir schwarze Farbe einmasierte. Sie selbst wählte die rosarote für ihre kurze abstehende Igelfrisur. Geschätzt, betrug ihr Haarlänge ca.4 cm. Sie meinte es wäre zurzeit total in, und es würde ein cooles Feeling sein, nicht immer auf seine lange Haarpracht aufpassen zu müssen, doch ich war zufrieden, mit meinen ungefähr hüftlangen Haaren. Nach zwei Stunden hatten wir nun das Getue mit Schminksachen und Tönen beendet und waren fix&fertig. Wir legten uns erschöpft auf die Couch und lächelten uns an. Mein blauer Fleck hatte sich in der Zwischenzeit nicht zu einer Beule weitergebildet sondern sich zu meiner Freude zurück gezogen. Nun sah ich echt gelungen aus. Als wir dann runter in die Küche gingen, und uns meine Mutter sah, tat sie so wie als würde sie uns nicht wiedererkennen und fragte die zwei Schönheiten nach ihrer Tochter und deren Freundin. Wir darauf begannen zu lachen, und meine Mutter stimmte herzhaft mit ein. Bevor wir jedoch gingen, bestand sie auf ein Foto. Deshalb stellen wir uns vor die Tür, lächelten während dem "Cheese" in die Kamera und machten uns dann auf den Weg. Schließlich begann die Party schon um Acht und so blieb uns nicht mehr viel Zeit unterwegs noch eine Packung Kaugummis zu kaufen.

Hektisch marschierten wir in ein Geschäft und stellten uns an die Kassa. Sabine schaute sich um, und hielt mit einem Griff 5 Packungen Kaugummis in der Hand. Ich öffnete mein Geldbörse, hielt es ihr vor die Nase und bewies somit, das totale Ebbe herrschte und sich wenn überhaupt gerade nur eine Packung ausging. Sabi verzog das Gesicht, vermied es aber etwas dagegen zu sagen, da sie sich kein Geld mitgenommen hatte und aus den 5 Packungen wurden nur noch 3. Ich starrte sie fragend an und auch die Verkäuferin wurde unruhig und murmelte leise: "Gottseidank ist bald Feierabend, die beiden Gören sollen sich beeilen". Ich tat zwar so wie als ob ich es überhört hätte, stieß Sabine aber an und meinte: "Nun, hast du dich bald entschieden? Wir haben nicht mehr so viel Zeit. Und wenn die U-Bahn sich verspätet sind wir aufgeschmissen!" "Jetzt beruhige dich mal Alte. Ich kann mich halt nicht entscheiden. Soll ich die mit Zucker aber für frischen Atem oder die ohne Zucker und gut für die Zähne nehmen, oder einfach nur die mit Apfelgeschmack, weil sie gut schmecken?!", fragte sie verzweifelt. Ich ließ nicht lange auf meine Entscheidung warten, sondern griff mir einen von den dreien, legte ihn aufs Fließband, daneben 5 Schilling. Die Verkäuferin entwertete den Kaugummi, ich nahm ihn und ging aus dem Geschäft. "Junge Dame, stehenbleiben. Sie haben den teuersten der drei ausgesucht. Da müssen sie schon acht Schilling dalassen. Fünf alleine genügen leider nicht", rief sie mich zurück. Wütend und etwas in Eile rannte ich zurück, gab ihr aus lauter Hektik gleich noch einen Fünfer, wogegen sie aber nicht protestierte, schnappte mir Sabi und stapfte hinaus. Die ganze Mariahilferstraße gingen wir im Eilschritt hinunter zu der U-Bahn, stiegen in die U2, die sofort kam und stiegen eine Station später beim Karlsplatz wieder aus. Vorbei an lauter Drogensüchtigen, die sich dort versammelten, zur Karlskirche, welcher der Treffpunkt aller Gäste war. "Ich seh`die Typen gar nicht. Bist du dir sicher, dass wir da richtig sind?", hörte ich Sabines raunzende Stimme im Hintergrund. Ohne dass ich es wollte griff ich zu einem härterem Ton und sagte ein bißchen lauter: " Nun hör mal, ich gehe immerhin in die 4. Klasse Gymnasium, wohne nun schon seit ich geboren bin in Wien, und da werde ich doch wohl noch wissen wo der Karlsplatz ist. Oder?! Und wenn du das nicht weißt, tust du mir leid. Und nun meckere nicht, die werden schon irgend wo da sein, wenn es so ausgemacht war." Wir gingen weiter, doch noch immer waren sie nirgends zu sehen. Sabi begann hinter mir schon zu schnaufen, anscheinend hatten sie ihre Kräfte verlassen. Da auf einmal hörte ich das jemand meinen Namen rief. Zuerst drehte ich mich um zu Sabi, da die aber hoch und heilig schwörte nichts gesagt zu haben, blickte ich mich verstört um. Und da sah ich einen mit den Armen wedelnden Christian, welcher mit ein paar anderen Leuten auf uns zu kam. "Schön dass ihr da seid. Irgendwie habe ich mir erwartet, dass mehrere kommen, aber vielleicht finden sie nicht hier her. Es kennt sich eben nicht jeder so gut aus wie du", meinte er freundlich und betrachtete mich von oben nach unten. Nach diesen Worten kassierte ich ein fieses Lächeln von Sabine. Sie hatte natürlich alles genau mitgehört. Doch im Moment war mir das egal.

"War eigentlich gar nicht so schwierig. Meine Nase hat mir geholfen", antwortete ich fröhlich und blickte in dir Runde. Da war ein Junge mit kurzen schwarzen Haaren und einem extrem süßem Lächeln. Er gefiel mir, und das schien Chris (Abkürzung für Christian) sofort zu merken. "Das ist Jakob", meinte er, und zeigt auf ihn. "HI, ich bin Angelika", meinte ich daraufhin sofort. "Und wer sind die anderen?", fragte ich, damit es nicht so aussah, als ob mich nur Jakob interessieren würde. Sabine hörte natürlich die ganze Zeit gespannt zu und bekam einen halben Lachanfall als ich Jakob angestarrt habe. Nun stellte sich jeder der Reiche nach vor. Da war Stefan, ein Junge mit braunen kurzen Haaren, Tobias ein eher kleinerer Rotschopf, Alex (Alexander), welcher um einiges größer war als alle anderen, aber einen witzigen Eindruck machte, Maximilian, total blond, Klaus, blaue Haare dank Tönung wie er mir nachher verriet, er machte mir einen sympathischen Eindruck, Jürgen, lange Haare, doch total weggetreten, und zum Schluß noch Denise und Maria, die zwei Mädchen aus meiner Klasse. Sie saßen in der Schule eine Bankreihe hinter mir und gehörten so wie Sabine und ich nicht zu den ruhigsten. Auch sie hatten sich extra für die Fete herausgeputzt, doch gegen Sabine hatten sie auch keine Chance. Obwohl diese, sowie es aussah von niemandem betrachtet wurde. "Die anderen sollten wie gesagt bald kommen, doch ich würde vorschlagen in spätestens einer viertel Stunde zu mir zu gehen, weil dann haben wir schon genug gewartet. Oder, was meint ihr?", unterbrach nun Chris die Stille. "Wir gehorchen unserem Führer und gehen im nach, wohin er auch möchte", alberte Tobias herum. Auch Klaus mußte lachen, sodass er fast von der Mülltonne auf der er saß hinunter flog. Da mir meine Füße ein klein wenig weh taten beschloß ich mich neben ihn zu setzen. Da ich es aber irgendwie nicht ganz alleine schaffte, zog er mich hoch. Als ich mich dann zu ihm setzte umarmte er mich und meinte fröhlich: "So, My Lady. Ab heute bin ich ihr Diener. Wenn es sie nicht stört passe ich nun auf, dass sie nicht hinunterfallen und sich weh tun könnten." Als ich ihn daraufhin lächelnd zu ihm schaute, umschlang er mich und hielt mich fest. "Ich glaube die zwei haben schon Bekanntschaft geschlossen", ließ sich auch Maria nicht entgehen, und Denise fügte scherzhaft hinzu: "Verliebt, Verlobt, Verheiratet". Das hielt Klaus dann wahrscheinlich für seinen Einsatz, denn plötzlich drückte er mir ein Bussi auf die Wange und sagte: "My Lady, ich hoffe es ist ihnen hier nicht zu unbequem" Ich bekam nun langsam Spaß an der Sache, kuschelte mich an ihn und flüsterte: "Nein, es geht gerade noch." Klaus roch sehr gut. Ich hatte das Parfum zuerst noch nie an irgendeinem Mann entdeckt. Aber es gefiel mir, roch ein bißchen süßlich, und so war es recht bequem sich an ihn zu lehnen. Da rief auf einmal jemand: "Schaut, da kommt Isabella, mit Georg Hand in Hand!" Die zwei Leute waren mir auch neu. Chris klärte mich aber sofort auf. Isabella war ein Mädchen aus seiner Klasse, welches eher still war, und so in der Schule, und bei den Jungs nicht besonders auffiel. Georg hatte aber einmal eine Wette mit ihnen abgeschlossen, dass er es schaffen würde Isabella dazu bekommen mit ihm auf ein Eis zu gehen. er hatte es geschafft und im Eissalon sollten sie sich dann angeblich richtig kennengelernt haben. Daraufhin haben sie sich öfter getroffen, wollten aber vor den anderen nicht zugeben ineinander verliebt zu sein. Doch nun war es wohl nicht mehr zu verbergen. Isabella sah wunderschön aus. Ihre braunen Haare waren schulterlang, sie hatte kastanienbraune Augen und eine schöne Gesichtsform. Es war ja kein Wunder, dass Georg sich ihn sie verliebt hatte, denn einen sympathischen Eindruck machte sie noch dazu. Lächelnd kamen beide auf uns zu marschiert. "Tut uns leid, dass wir uns verspätet haben, wir hatten uns aber ausgemacht uns vorher zu treffen. Und da kam es dann zum Endgültigem Entschluß. Leute, Isabella und ich sind nun ein Paar", meinte Georg überaus glücklich. Alle gratulierten. Ich stellte mich den Zweien vor, beglückwünschte sie und sie taten so wie als würden sie mich schon länger kennen. Sie waren in allem offen und so schloß ich schnell vertrauen zu den Zweien.

Ein paar Minuten später kamen dann auch noch Melanie, Claudia, Paul, Michael, Philipp und zum Schluß noch Andreas. Somit waren wir laut Christian dann vollständig.

Christians Wohnung war im 15. Bezirk. Seine Eltern waren auf Urlaub wie er uns erzählte und seine große Schwester wohnte da schon längst nicht mehr. Auch er hatte vor so bald wie möglich hier auszuziehen. Doch im Moment fühlte er sich noch nicht so weit. Ich machte mir Gedanken über mich selber. Hatte ich vor weg von meinen Eltern zu ziehen? Im Moment sicher nicht, denn ich fühlte mich noch total wohl Zuhause. Außerdem fühlte ich mich dazu noch nicht selbständig genug. Es wurden Säfte auf den Tisch gestellt und geredet. Über die Schule, welche nun in einer Woche aus sei, Sommerferien. Über die Noten, und natürlich über Jungs und Mädchen. Schließlich wurde es schon 10 Uhr Abends und Chris drehte die Stereoanlage auf. Er legte Musik ein und jeder begann zu tanzen. Das meiste waren ruhige Lieder. Bei Whitney Houstons: I will always love you, holte mich Klaus sofort auf die Tanzfläche. Er war ein guter Tänzer und so war es angenehm sich mit ihm zu der Musik zu bewegen. Ich legt meinen Kopf auf seine Schultern und er zog mich näher an sich und umarmte mich. Nachdem das Lied aus war, wurde er von Claudia verlangt, von der jeder wußte, dass sie auf ihn stand, er sie aber nicht besonders mochte und ich kam deshalb an Christian. Auch er hatte Gefühl für Musik. Während des Liedes begann er leise in mein Ohr zu flüstern: "Stehst du eigentlich auf Klaus?" Ich ganz leise zurück: "Bis jetzt noch nicht, aber es kann ja noch werden." "Schade", meinte er. "So ein nettes Mädchen lasse ich nur ungern gehen." Ich fühlte mich irgendwie geschmeichelt und fand er hatte dafür einen Kuß verdient. Auf die Wange genügte aber vorerst. Das schien ihn zu verblüffen, aber auch zu gefallen und so sagte er schon etwas spaßeshalber. "So ein süßes Mädchen". Daraufhin erwartete er sich anscheinend wieder eine Belohnung, doch diese gab ich ihm absichtlich nicht. Wenn, dann sollte er schon selber Initiative ergreifen. Und dass tat er auch. beim nächstem Lied tanzten wir einfach weiter und er begann sich schüchtern mit seinem Mund zu meinen Lippen zu bewegen. da ich ihn sehr gerne hatte, ließ ich es zu und wehrte ich nicht ab. Wir küßten uns zuerst kurz, doch dann immer länger. Bis ich auf einmal abblockte, da ich merkte,. dass ich nicht so ganz wußte, was ich tat. Er war darüber ein bißchen erschreckt, es schien ihm aber nichts zu machen, denn er schien einzusehen, dass es mir alles ein bißchen zu schnell war. Das Lied war zu Ende und ich setzte mich auf ein Sofa, welches im Wohnzimmer stand, während Christian sich nun mit Denise abgab. Nun kam ich endlich einmal dazu mich umzusehen. Sabi lag Arm in Arm mit Tobias auf einer Couch und die beiden küßten sich heftig. Tja, sie konnte glücklich sein jemanden gefunden zu haben. Doch ich mußte auf einmal an Klaus denken, der mich anscheinend sehr gerne mochte, und ich ihn. Vielleicht hatte er mich und Christian als wir tanzten gesehen, und war nun sehr enttäuscht und hätte falsche Gedanken von mir. Schließlich hatte ich ja zuerst ihn und dann gleich darauf Chris geküßt. Und ich war wirklich keine, die mit jedem herummachte. Nein, wirklich nicht. Deshalb machte ich mich auf den Weg ihn zu suchen, da ich ihn im gesamten Wohnzimmer nicht erblicken konnte.

Auf einmal begann ich Hunger zu bekommen und mein Magen begann sich mit einem lauten Ton bemerkbar zu machen. Deshalb nahm ich mir einen der Muffins, die fein säuberlich auf einem Tablett lagen. Er war mit Schoko und echt ausgezeichnet. Wahrscheinlich war das der Grund, weshalb ich nicht widerstehen konnte, mir noch einen zu nehmen und ihn in die Hosentasche einzustecken. Das er dadurch ein bißchen zerquetscht wurde störte mich nicht weiter. Fast hätte ich nun den eigentlichen Grund meines Besuches hier in der Küche vergessen, doch auf einmal erinnerte ich mich wieder daran und machte mich auf die Suche nach Klaus, da er auch im Wohnzimmer nicht zu finden war.

Schließlich fand ich draußen im Garten auf einer Hollywoodschaukel. Er hatte sein Gesicht in den Schoß gelegt und gab keinen Ton von sich. Leise setze ich mich neben ihn, sprach aber auch kein Wort, da mir auch nichts eingefallen wäre.

"Christian, bitte laß mich in Ruhe. Es tut mir echt leid, deine Party damit zu zerstören, doch du weißt genau wie das ist wenn man nicht anders kann. Geh wieder rein und ignoriere mich, tu so wie als ob nichts wäre. Ich haue soundso in ein paar Minuten ab, falls du mich hier nicht mehr haben willst", sein Ton klang ruhig aber bestimmt, und während er redete, bewegte er sich kein Stück weg von seiner unbequemen Haltung. "Wenn du mich nicht da haben willst, dann bin ich wohl die, die gehen sollte", räusperte ich mich verlegen und stand auf. Schließlich sah er so aus, wie als würde er nun gerne allein sein. "Angelika?", er richtete sich ein klein wenig auf, um zu sehen ob ich es wirklich war. "Ja", antwortete ich. "Bleib bei mir. Geh nicht! Ich weiß auch nicht was mit mir ist , aber dagegen tun kann ich nichts." Er schien verwirrt zu sein, denn das was er sprach ergab keinen Sinn meiner Meinung nach zumindest nicht. Trotzdem ließ ich mich wieder auf die Schaukel fallen. Sie war bequem. Mit Matten drauf, welche mit einem sonderbaren Muster bezogen. es erinnerte mich an meine Tante, welche in ihrer kleinen Wohnung die Sofas mit so einem ähnliche Bezug hatte. "Was hast du?", versuchte ich aus ihm herauszubekommen, denn was vernünftigeres fiel mir im Moment nicht ein. "Ich sagte dir doch schon. Ich kann es nicht sagen", meinte er darauf. Gespräch unterbrochen - schweigende Stille. Hatte ich ihm nicht zugehört? "Es ist ein Grund, welchen du nicht verstehen würdest. Also probier es erst gar nicht", sagte er ruhig. Ich aber etwas verblüfft über seine Aussage in einem strengerem Ton: "Wie kannst du behaupten, dass ich etwas nicht verstehen kann. Du kennst mich nicht gut genug um darüber zu urteilen, schließlich hast du mich heute erst das erste Mal gesehen!" "Es tut mir leid. Doch wahrscheinlich wäre es für dich und Christian besser gewesen, ich wäre nicht hier." "Warum?" Ich hatte nun echt keine Ahnung mehr, was er meinte. "Für Christians Party bin ich nur ein Störenfried. Kein anderer Gast setzt sich wenn drinnen im Haus Partystimmung ist draußen hin und flennt." Erst jetzt sah ich das er weinte. Deshalb rückte ich näher an ihn an und schmiegte mich wie eine Katze an ihn. Er legte den Arm um meine Schulter und seufzte. "Und für dich wäre es besser gewesen, weil... ", er stockte kurz, setzte aber dann fort : "weil ich mich in dich verliebt habe." Die letzten Wörter hatte er schnell gesprochen, doch ich hatte sie trotzdem genau verstanden. Er war in mich verliebt. Ich war stumm vor Glück. Schließlich bedeutete das ja etwas, und zwar das ich gar nicht so schlimm sein konnte, wie ich mich immer hielt. Ich dachte über meine guten Seiten nach. Als erstes fielen mir meine Haare ein, auch meine Augen, waren schön. Am besten daran war, dass sie ihre Farbe wechselten. Je nach der Laune, welche ich gerade hatte. Sabi hatte sich einmal einen Verfärbungsring gekauft, andem man seine Stimmungen ablesen konnte. Ich hielt das für einen großen Quatsch. Schließlich wußte man ja von selber ob man glücklich oder traurig war. Sie aber war davon überzeugt. Nach einiger Zeit wollte ich mir dann auch so ein Zeug kaufen, nur um mal zu sehen, ob es wirklich stimmte. Doch ich konnte keine 60 Schilling dafür finden, da mir das ein bißchen zu teuer war. und da fand ich das unglaubliche meiner Augen heraus. Wenn ich glücklich bin, sind sie blau, grün und manchmal braun. Bei Eifersucht nur Grün und bei Traurigkeit nur blau. und das funktioniert echt. Plötzlich schrak ich auf. Klaus saß ja noch immer neben mir und ich hatte mich nach seinem Geständnis nicht zu Wort gemeldet. "Ich finde das okay. Es freut mich. Sehr sogar. Ehrlich!", sagte ich nun. Schließlich war ich echt erfreut. "Nein, mit so einem wie mir gibt sich niemand ab", redete er traurig mehr mit sich selbst als mit mir. " Nun rede keinen Blödsinn, denk doch nur mal über die guten Seiten an dir nach. ich wette du findest einige. Schau dich genau an, und du merkst vieles auf das du früher vielleicht gar nicht draufgekommen bist", widersprach ich ihm.

"Reden wir nicht mehr davon. Vielleicht hast du ja recht. Ich werde es mir überlegen. Doch nun laß uns wieder reingehen. Vielleicht wurde unsere Abwesenheit schon bemerkt. Ich will ja nicht das sich jemand Sorgen macht. Und übrigens, danke!", er nahm mich an der Hand, zog mich aus der Schaukel und gab mir einen zaghaften Kuß auf den Mund. Ich wußte nun, ich mußte auch irgend etwas sagen und konnte nicht einfach hinein gehen. "Wofür denn das?", für mehr war ich nicht zustande. Ich ärgerte mich über mich selbst. "Einfach für alles", antwortete er kühn. Nun war ich die jenige die ihn zurück zog. Ich küßte ihn ebenfalls auf den Mund, auch nur zaghaft, da ich nicht wußte ob es ihm recht war. "Auch für alles", sagte ich schon, bevor er überhaupt zu Wort kam. Dann hakte ich mich bei ihm ein und wir gingen ins Haus. Die Eltern von Christian besaßen nämlich nicht nur eine eigene Wohnung, nein, sie wohnten in einem riesengroßem Haus mit Garten. Zwar abgelegen vom Zentrum, aber das störte niemanden. Nur Chris meinte manchmal es wäre oftmals langweilig wenn keine Freunde da waren, mit denen er sich unterhalten konnte. Das verstand ich nur zu gut. Wir, damit meine ich meine Familie, hatten nämlich auch ein Haus in Oberösterreich, in dem nie was los war. Manchmal ist es ja recht lustig mit der eigenen Familie, doch auf die Dauer fehlt die Action.

Als wir dann wieder im Wohnzimmer ankamen hatte sich einiges verändert. Es wurde nicht mehr getanzt, die Musik war abgeschalten. Man hätte sie so und so nicht mehr gehört, bei dem Lärm der hier herrschte. "Wir spielen gerade Pflicht, Wahl oder Wahrheit", erklärte uns Philipp und Tobias, der sich neben Sabine hingesetzt hatte fuhr fort: "Wir hatten euch schon erwischt. Wollten euch aber nicht stören. Tut uns leid, wir haben aber alles vom Fenster aus beobachtet." Ich spürte wie ich rot anlief. Dann schaute ich zu Klaus, doch der zuckte weg. Auch er hatte rötliche Farbe im Gesicht. "Und, habt ihr gesehen, was ihr sehen wolltet", zog ich sie auf. "Ne, die Sexzene fehlte!", rief Georg, woraufhin ihm Isabella die Hand vor den Mund hielt. er versuchte sich zu wehren, schaffte es aber nicht. "Na, wie fühlt man sich so Georg, mit einer starken Frau an seiner Seite", fragte Michael leicht ironisch. Er war mir noch nicht so aufgefallen, machte aber einen ganz lustigen Eindruck. Eigentlich war alles in allem hier eh eine nette Gesellschaft. Klaus setzte sich neben Claudia, welche sich natürlich geehrt fühlte, und da Platzmangel herrschte, zwängte ich mich neben Sabine, die mich anstieß und fragte: "Na, ist er nett?" "Das könnte ich dich eigentlich auch fragen", antwortete ich und deutete mit einem Blick auf Tobi (Tobias) "Oh, du weißt es ja noch gar nicht. Wir sind ein Paar", klärte sich mich auf und gab ihm einen Kuß auf die Wange, woraufhin er sich zu ihr drehte und sie am Hals küßte. Sabine mußte kichern und stieß ihn sanft weg. "Aber ihr kennt euch doch noch kaum", ließ ich mir leise vernehmen. "Ach Kindchen, du hast ja keine Ahnung!", war ihre Meinung dazu. Eigentlich hätte ich ja sauer auf sie sein können, dass ich als letzte davon erfuhr, doch ich freute mich mit ihr. Schließlich war es ja ihre Sache mit wem sie ging und mit wem nicht. "Aber das ich dich auch mal wieder zu Gesicht bekomme. Ein Besuch pro Woche mindestens", sagte ich mit verstellter Stimme. Wir fingen beide an zu lachen. Bis ich meinen Namen hörte. Mich hatte die Wahl getroffen. "Pflicht, Wahl oder Wahrheit. Angelika", hörte ich Chris sagen. Lange brauchte ich nicht um zu überlegen. "Wahrheit", antwortete ich spontan. Christian überlegte. "Mensch, beeile dich", maunzte Philipp, als er noch immer nicht weitertat. "Nun mach mal halblang. Es dauert halt, bis man sich etwas überlegt hat", gab Philipp zurück. Ich wurde nervös. Was gab es denn da zu überlegen? Hilfesuchend blickte ich zu Sabine, doch die schaute nur zu Tobias. Hand in Hand saßen sie da. "OK. Ich hab’s!", rief Christian triumphierend. "Angelika. Sag mir, mit welchem Jungen du von hier gehen würdest, wenn er dich fragt." Ich zuckte leicht zusammen. Ich hatte mich auf die schlimmsten Sachen eingestellt, und nun kam das. Sichtlich erleichtert begann ich: "Also, der Reihe nach. Mit dir, ja, ich glaube ich würde ja sagen. Paul, neee. Nicht unbedingt mein Typ." Paul schaute ein bißchen beleidigt drein. "Tschuldigung aber die Wahrheit ist eben hart. Michael, ja. Klaus, ja." Dann kamen Claudia und Denise, und die ließ ich klarerweise aus. " Jakob, ja , Stefan , Ne, aber irgendwie nicht so ganz mein Typ." "Willkommen im Club", Paul unterbrach mich. "Soll ich sie jetzt nennen, oder nicht? Also, wo war ich?", sagte ich etwas beleidigt. "Maximilian, ebenfalls nein. Aber wahrscheinlich deshalb, weil ich heute noch keinen Kontakt mit dir hatte. Georg, ist für mich tabu." Ich zwinkerte zu Isabella die neben mir saß. Sie lächelte zurück und ich konnte meine Reihe fortsetzen: "Jürgen, kenne ich zu wenig um zu urteilen. Bei Sabine ist die Frage wohl beantwortet. Tobias ist für mich gestrichen. Maria lasse ich weg, genauso wie Melanie", beide schmunzelten. "Andreas, ich glaube ja. Philipp, jein. Ich weiß es nicht. Nun , ich bin die Reihe durch, das müßten nun alle sein. "Mich hast du vergessen", Alex wurde rot und lächelte mich verlegen an. Er konnte ja richtig süß ausschauen. "Ja, ich denke schon", beantwortete ich seine nicht gestellte Frage. "Nun, Max (Maximilian). Pflicht, Wahl oder Wahrheit?", fragte ich. Langsam ging mir dieses Spiel schon auf die Nerven. Es galt irgendwie schon zur Tradition es mindestens einmal auf einer Party zu spielen und so langweilte es viele. Deshalb meldete sich auch Paul zu Wort bevor Max noch antworten konnte: "Das ist schon langweilig, spielen wir etwas anderes." "Bist wohl ziemlich enttäuscht, dass dich Angelika nicht so leiden kann, oder", Jakob konnte sich sein Kommentar wiedereinmal nicht ersparen. Dafür erntete er einen bösen Blick von Paul und auch ich meldete mich zu Wort, dass ich ihn ja eh mag, nur halt nicht mit ihm gehen könnte. Daraufhin war Jakob still und verzog einen Schmollmund. Wir mußten alle lachen.

"Ich weiß was wir spielen können", meinte nun Christian, "Kennt ihr das Spiel Kirschenküsse?" Jeder war verwundert. Noch niemand hatte je zuvor etwas von diesem Spiel gehört. "Ich weiß ja nicht wie ihr es findet. Also. Alle Mädchen setzen sich auf eine Bank. Dafür könnten wir dieses Sofa benutzen, es ist groß genug. Die Buben gehen nacht der Reihe vorbei und fragen jedes Mädchen: Wie schmecken dir Kirschen? Und diese können je nach Bedarf antworten. Sauer bedeutet, das der Junge vom Mädchen nur einen Händedruck bekommt. Bei Geht so, reicht es zu einem Bussi auf die Wange, wenn sie meint es sei gut, einen Kuß auf den Mund, bei Lecker einen Zungenkuss und bei Süß 20 Minuten auf dem Schoß des Mädchens sitzen und ihm einen Zungenkuss geben. Na, was meint ihr?" Niemand gab ein Kommentar ab. Anscheinend war niemand so recht von dem Spiel begeistert, wollte es aber nicht zugeben. ich selbst konnte mir es auch nicht so besonders vorstellen. Schon gar nicht verstand ich weshalb das Mädchen entscheiden mußte. "Warum können wir nicht einfach wieder tanzen?", schlug Claudia kleinlaut vor. Philipp drehte den CD-Player an. Und somit war das Thema Kirschen beendet. Christian hatte auch so wie es aussah nichts mehr dazu zu sagen. Sofort kam Jakob und fragte ob ich Lust hatte mit ihm über die Tanzfläche zu fegen. Eher wohl durchs Wohnzimmer antwortete ich darauf und schon bewegten wir uns gemeinsam zur Musik.

Jeder von uns war ruhig. Ab und zu schaute es so aus, wie als ob er was sagen wollte, aber dann hielt er sich doch zurück. Schließlich: "Du hast sehr schöne Augen, hat dir das schon mal jemand gesagt?" "Ja, meine Mutter. Aber danke", antwortete ich und grinste ihn an. Er wurde rot und drehte sich weg, woraufhin ich lachen mußte. Dann war aber auch schon die Musik zu Ende und Jakob hatte die Chance vor mir zu entkommen. Ich machte auch keine Versuche ihm nachzulaufen, da ich Klaus auf einem Stuhl entdeckt hatte. "War ganz schön peinlich vorhin", lächelte ich ihm zu, als ich zu ihm ging. "Wieso? Wir haben doch eh nichts gehabt", antwortete er mir und schaute mich an. Ich war verwundert. Eigentlich hatte ich eine andere Reaktion von ihm erwartet. Doch nun mußte ich ihm rechtgeben. Nur geküßt hatten wir uns kurz. Sonst nichts. Trotzdem holte ich mir einen Sessel und rückte ihn zu ihm. Dann nach ich Platz. "Schöne Party. Gottseidank habe ich sie mir nicht entgehen lassen", was besseres konnte mir ja wohl nicht einfallen um ein Gespräch zu beginnen, ärgerte ich mich über mich selber. Er hatte aber so wie es aussah auch keine Lust mit mir zu plaudern, da er nur mit einem mickrigem "Mmmh" antwortete. So ging ich und er rief mich auch nicht mehr zurück.

Sabi tanzte soeben mit Tobi und das sollte wahrscheinlich auch die restliche Nacht noch so weitergehen, darum konnte ich mich auch nicht mit ihr zusammensetzen und reden. Da ich nichts besseres vorhatte ging ich wieder hinaus in den Garten.

Mittlerweile war es schon etwas kühler geworden und ich zog mir den grünen Pulli an, welchen mir Sabi ja noch vorsichtiger Weise umgebunden hatte. Er war warm und roch noch nach Waschpulver, da er frisch aus der Wäsche kam. Ich kuschelte mich hinein und setzte mich auf die Hollywoodschaukel. Am Himmel waren viele Sterne. Und obwohl ich mich mit Sternenlesen nicht so gut auskannte, konnte ich den großen Wagen erkennen. Oder zumindest glaubte ich es halt. Und einen rötlichen Stern sah ich auch. Das war sicher der Mars. Ich wagte einen Blick auf die Uhr. es war bereits 11 und um 12 endete die Party laut Plan. Also nicht mehr viel Zeit. Da sich drinnen so und so keiner mehr für mich interessierte beschloß ich noch eine Weile draußen zu bleiben. Denise und Maria waren schon gegangen. Die beiden waren Schwestern und mußten um 11 Uhr zu Hause sein., Wenn nicht durften sie 50 Schilling zahlen. Nur zehn Minuten Verspätung könnten sie sich leisten. "Das ist eine neue Regel, die mein Vater eingeführt hat. Echt ätzend, aber er meint es ernst. Einmal durften wir schon zahlen. Zuerst hielten wir es für einen schlechten Scherz, doch das Geld hat er uns bis heute noch nicht wiedergegeben", hatte Denise beim Abschied gemeint. Eigentlich waren meine Eltern eh ganz okay, schoß es mir durch die Gedanken. Sie waren in fast allem sehr großzügig und erlaubten mir viel. Das war laut Erzählungen von anderen Leuten nicht so bei ihnen Zuhause. Sogar geschlagen wurden manche. Doch ich war mir sicher. Würden das meine Eltern machen würde ich schon längst nicht mehr zu Hause sein. Irgendwie verging die Zeit nicht und ich sah auch keinen Grund wieder zu den anderen hinein zu gehen. Anscheinend hatte mich noch niemand vermißt, da niemand mich gesucht hatte. So machte ich es mir bequem auf der Bank. Es war mit Pullover angenehm warm. Kein Wunder, denn die Sommerferien würden ja schon in einer Woche beginnen. Ich freute mich schon riesig. Leider aber würde ich nirgends hinreisen, wegen Geldmangel wie meine Eltern mir erklärten, aber dafür konnte ich eine Woche alleine mit Sabine in Wien verbringen. Ohne Eltern. Meine einzige Sorge war das Essen. Ich hatte mich einmal mit Sabi darüber unterhalten und sie gestand mir, sie könnte nur Eiernockerl, und das wäre alles. Deshalb habe ich ein paarmal in unserer Schule den Kochkurs besucht, um mir wissenswerte Dinge zu suchen, doch außer Torten backen hatten wir dort nichts anderes gemacht. Meiner Mutter hatte ich davon aber nichts gesagt, da sie soundso immer Angst um meine Ernährung hat. Ich bin nämlich seit einem Jahr strenge Vegetarierin. Na gut, streng ist übertrieben. Fisch esse ich schon und Eier und Butter auch, nur von Schwein, Rind und so lasse ich die Finger. Meine Tante-ebenfalls Vegetarierin, hatte mich damals überzeugt. Sie besuchte mit mir einen Schlachthof und nach diesem Anblick hatte ich mir geschworen kein Fleisch mehr zu essen. Sie meinte damals: "Wer Fleisch ißt, ißt Leichen." Diesen Ausspruch habe ich mir bis heute gemerkt. Die, die sich aber nicht zum Vegetarischem Leben überzeugen ließen war der Rest meiner Familie. Na gut, über meine nervende kleine Schwester kann ich nicht urteilen, denn die ist gerade erst einmal zwei Jahre alt und hat von noch nichts Ahnung. Doch meine Eltern. "Ich esse das was mir schmeckt und deshalb esse ich Fleisch", hatte mir mein Vater einmal mit strengem Ton an den Kopf geworfen, als ich mit schildern auf denen tote Tiere waren im ganzen Haus herumgegangen bin. Sibi, das ist der Spitzname meiner Schwester, denn eigentlich heißt sie Sabrina, hat zu weinen begonnen und entsetzt auf meine Plakate gezeigt und irgend was von einem toten Hasen geredet, den sie mal gesehen hat. Daraufhin ist auch meine Mutter ausgezuckt, hat sie in den Arm genommen und ist verschwunden. Meine ganze Familie hat dann an diesem Abend kein Wort mehr mit mir geredet, deshalb hatte ich es vorgezogen bei Sabi zu übernachten. Bei ihr hatte ich nie etwas dagegen, wenn sie Fleisch ist. Außerdem hält sie sich an unsere Abmachung und ärgert mich nicht indem sie mir eine Wurstsemmel unter die Nase hält, so wie es meine Eltern oftmals getan haben. Schließlich hat sich zwischen ihnen und mir eine Art Kampf gebildet, wer nun recht hat. Deshalb auch mein Tick mit den Postern. Übrigens: Viele berühmte Stars wie z.B.: Brad Pitt sind auch Vegetarier und der ist schon seit langem in meinen Augen wie ein Vorbild für die ganze Menschheit.

Letztens hatte meine Oma einmal festgestellt, dass alle Veganer (Menschen die auch keine Tierischen Fette zu sich nehmen) irgendwie nicht ganz dicht sind, da ihnen dadurch ja einige Sachen für den Körper fehlen. Dagegen hatte ich aber protestiert, schließlich kann jeder ja auch das machen, was er für richtig hält, und sie habe sich ja noch nie die Meinungen der anderen Seite angehört. Schließlich sind ja alle Veganer auch gegen die Tierhaltung, und wie die vor sich geht, und versuchen deshalb nichts von einem Tier zu benutzen, damit sie nicht einmal gehalten werden, in Käfigen. Meine Oma war danach für einige Momente still, schüttelte dann aber verdutzt den Kopf und begann ein Gespräch mit meiner Mutter, über die Socken meines Vaters welche noch gestickt werden mußten.

"Kann ich mich zu dir setzen?", hörte ich eine Stimme irgendwo in meiner Nähe, sehen konnte ich ja wegen der Dunkelheit nicht so gut. "Ja, klar, wenn du mir deinen Namen verrätst", sagte ich mit zitternder Stimme, da ich erst jetzt wieder die Kälte wahrnahm. "Klaus!", hörte ich ihn leise sagen. Irgendwie fühle ich mich beobachtet. Er setzte sich neben mich.

"Weshalb bist du nicht drinnen bei den anderen?" hörte ich mich nun selber sagen.

"Da ich gekommen bin um mich bei dir zu entschuldigen. Vorhin habe ich mich ja nicht gerade sehr freundlich gegenüber dir verhalten", meinte er nun etwas verlegen.

"Stimmt, aber ich kann es verzeihen", sagte ich großzügig und lächelte. Sehen konnte er es aber eh nicht.

"Danke für die Gutmütigkeit", sagte er nun spaßeshalber und wir mußten uns umarmen. Anscheinend war er froh, dass ich ihm verzeihen konnte. Doch es war ja wirklich nicht schlimm gewesen.

"Was machen die drinnen denn gerade?", fragte ich etwas neugierig.

"Ich weiß es nicht", meinte er. Seine Stimme klang seltsam. "Ich war vorhin nicht drinnen". Sprach er weiter.

"Wo warst du denn?"

"Ich bin dir sofort nachgegangen, als ich meinen Fehler bemerkt hatte. Schließlich kann ich mir solche Sachen nicht verzeihen." Seine Stimme wurde nun leise und er flüsterte es fast. "Noch dazu bei dem, was ich für dich empfinde."

He, dachte ich nun kurz. So einen Satz hatte ich auch schon einmal in einem Liebesfilm gehört. Danach hat sich die Frau auf den Mann gestürzt und es gab eine wilde Knutscherei. Ob ich das nun auch machen sollte? Kannte er den Film vielleicht und wollte das bezwecken?

"Willst du mit mir gehen?"

Hatte ich nun richtig gehört? Hatte er mich gerade gefragt, ob ich seine Freundin sein wollte. Ich schaute ihn an, und er wiederholte es noch einmal, doch schüchterner: "Willst du mit mir gehen?" Kurze Pause. Dann: "Es würde mich sehr freuen."

Nun war ich mir sicher. Falsch verstanden hatte ich ihn nicht.

"Naja, ich ähm, ich meine,... ", mehr brachte ich nicht heraus. "Ja" Das Wort war gefallen. Ich hatte es gesagt. Schließlich hatte mich doch mein inneres Gefühl überzeugt. "Ja, ich will!", sagte ich nun noch einmal und fiel ihm um die Arme. Er hatte sich wahrscheinlich genau das Gegenteil meiner Antwort erwartet und sich darauf eingestellt. Nun war er total glücklich und drückte mich an sich. Dann konnten wir beide nicht anders und küßten uns. Es war so wie in dem Film. Um ehrlich zu sein, ich hatte noch nie einen jungen so richtig geküßt. Sabi hatte mir immer erzählt man müsse seine Zunge in den Mund des Partners stecken. Sie dann leicht bewegen und Zungenspiele mit dem anderem machen. Ich glaube das selbe passierte mir nun. Klaus schob seine Zunge langsam in meinen Mund. Ich wehrte mich nicht, sondern ließ alles geschehen. Dann stupste ich ihn mit meiner Zunge an, und es begann ein richtiges Spiel daraus zu werden. Bis wir nach einiger zeit keine Luft mehr bekamen und aufhören mußten. Klaus stöhnte leise, hörte sich aber glücklich an.

"Komm, laß uns gehen", sagte er nun. Ich wußte nicht was er vorhatte, folgte ihm aber.

Wir gingen länger, und kamen zu einem alten kleinem Café. Ich lade dich ein", verkündete er. "Das ist sozusagen ein Geistercafe. Christian und ich sind die besten Freunde, wenn man das so sagen kann. Früher waren wir fast jeden Tag hier. Wir haben es Geisterhaus genannt, weil alles an ihm alt ist. Jeden Tag um 12 Uhr am Abend kommt ein Orgelspieler, setzt sich an die Orgel, spielt ein Stück und verschwindet dann sofort wieder. Wenn man also ein paar Minuten zu spät kommt verpaßt man ihn. Beeile dich. Gleich ist es soweit." Er zog mich mit sich in den kleinen Laden. Er hatte echt nicht zuviel versprochen. Überall standen total alte Sachen, welche unheimlich antik ausschauten, aber auch gleich zu zerbrechen drohten. Wir bestellten zwei Bier an der Bar und setzten uns dann auf einen freien Tisch, hinten im Eck mit einer guten Sicht auf die große Orgel.

Für mich war es ein total neues Feeling hier. Zumal vielleicht deshalb, weil ich noch nie Bier getrunken hatte. Höchstens vielleicht ein paar mal bei meiner Mutter gekostet. Doch für Klaus war das fast selbstverständlich und so hatte ich mich nicht geäußerte und zum anderem waren die Leute hier richtig seltsam. Einfach locker, als Ziel nur Spaß und Freude. Die Betrunkenen in der nähe der Bar tanzten und sangen Lieder. Ein paar hatten sich um sie herumgestellt und klatschten begeistert. Dann sah ich an einem Tisch eine alte Frau mit einem alten Mann hocken. Und wenn ich alt sage, dann meine ich steinalt. Beide um die neunzig. Doch sie benahmen sich wie ein junges Liebespaar. Sie kuschelten sich an den anderen und küßten sich innig. Der Mann strich der Frau durch ihre weißen Haare, worauf beide dann zu lachen begannen. Ich stupste Klaus an. "So will ich auch einmal sein wenn ich alt bin. Mich noch jung fühlen", schwärmte ich. Er blickte zu den Zweien und tat all das, was die auch taten. Er fuhr mir sanft durchs Haar, ich schaute ihn zärtlich an. Doch anstatt zu lachen näherten seine Lippen sich meinen und wir verfielen in einen Kuß. Alles um uns wurde auf einmal still. Wir blickten uns an und schauten dann zu der Orgel. Der Orgelspieler nahm gerade auf einem Sessel Platz und begann mit seiner Musik.

Das was er spielte klang mittelalterlich. Wie ein altes ruhiges Liebeslied. es gefiel mir und auch Klaus schien begeistert zu sein. "Das soll nun unser Lied sein", beschloß er und ich nickte nur und griff nach seiner Hand. Insgesamt blieb der Orgelspieler ca. 3 Minuten. Nach dem Lied verbeugte er sich noch und dann verschwand er. obwohl viele Leute, unter anderem auch Klaus und ich, eine Zugabe verlangten. Doch vergebens.

"Es ist wunderschön hier", sagte ich und nippte ein bißchen an meinem Bier. es schmeckte seltsam aber nicht einmal so schlecht. "Gell", ließ nun auch Klaus verklingen.

Wir blieben noch eine Weile sitzen, machten uns aber dann auf den Weg. Es war schon halb Eins. Auf einmal fiel mir die Party wieder ein. ich hatte ja mit Sabi ausgemacht, dass sie bei mir übernachten würde. "Glaubst du ist die Fete schon aus?", fragte ich Klaus. Dieser zuckte mit den Achseln. "Ich muß unbedingt wieder hin. Sabine übernachtet heute bei mir und wenn sie vor mir nach hause kommt und meine Eltern sie alleine sehen, fragen sie sich sicher wo ich bin und machen sich Sorgen", sagte ich. "kein Problem, ich gehe mit dir mit. Schließlich braucht man nicht so lange bis zu Chris", antwortete er locker und schon gingen wir durch kleine Gassen und dann kamen wir zu Schrebergärten. Nun dauerte es nicht mehr lange und wir waren da. ich stürzte in das Haus hinein. zu meiner Verwunderung war noch fast jeder da. Tobi war schon gegangen, und deshalb lümmelte Sabi auf einer Couch herum. Als sie mich aber sah stürmte sie sofort zu mir und fiel mir um den Hals. "Ich habe mir Sorgen gemacht, ehrlich!", rief sie. "Seit wann ist Tobi schon weg?" "Gerade vorhin erst ist er abgehaut. er meinte er bekäme sonst Anschiss seiner Eltern, wenn er sich nicht beeilen würde." Also konnte sie mich ja gar nicht vermißt haben. Doch ich sagte nichts. "Und wie läuft es mit euch beiden", richtete sie sich nun an Klaus. Anscheinend hatte sie bemerkt, das wir Händchenhaltend gekommen waren. Er daraufhin küßte mich und meinte: "Nun bringt uns niemand mehr auseinander. Wir sind zusammen und gehören zusammen." Sabi staunte und beglückwünschte uns. Dann plapperte sie gleich davon, dass sie sich morgen mit Tobi treffen würde, wenn wir wollen könnten wir ja auch mitkommen. Tobi wird es sicher nicht stören. Doch wir zwei waren anderer Meinung. Dankend sagten wir ab und summten das Lied des Orgelspielers.

Es war schon spät am Abend, als ich in meinem Bett lag und nachdachte. ich dachte an Klaus. Das einzige Problem war wohl die plappernde Sabine auf der Matratze neben mir. "He, die Party heute war echt genial", rief sie. "Ja, genial", antwortete ich gedankenverloren. "Und Tobi ist ja sooooo süß. Und Küssen kann er, das glaubst du nicht. Wahnsinn. Ich freue mich schon auf die Treffen mit ihm, Morgen, übermorgen, einfach immer. Wenn ich erwachsen bin werde ich ihn heiraten. Ich weiß dass klingt nun blöd, aber ich meine es ernst. Ich werde ihn, wenn er einverstanden ist, und das ist er sicher, heiraten,....." Ich hörte ihr nicht mehr zu, sondern lag ganz still da. Meine Augen schlossen sich und ich schlief ein.

(...)