Karoline Leitl (17)

Wortwechsel

Es ist nicht viel los hier im Park. Ein paar ältere Leute, zwei Mütter mit ihren Kindern. Ein Mann führt seinen Hund spazieren.

Sie schlendert den Weg entlang – plötzlich sieht sie ihn; er hat sie noch nicht entdeckt, geht noch ein paar Schritte, ja, jetzt hat er auch sie gesehen, kommt auf sie zu.

»Achtung, Wortwechsel zwischen #24 und #57! John, lass sie sagen: ‚Da bist du ja‘. Sie geht ihm ein paar Schritte entgegen, fröhliches Lächeln. Tom, wir geben zu euch über!«

»Okay, Reaktion auf ihre Bemerkung, lass dir irgendwas einfallen!«

»Da bist du ja!« Sie geht ihm einige Schritte entgegen, lächelt ihn fröhlich an.

»Ja, da bin ich… wie geht’s dir?«

»Gut. 24 antwortet, er nimmt ihre Hand. Lass ihn was halbwegs Charmantes sagen, um das Ganze etwas aufzulockern. Über ihre Haare meinetwegen.«

»Mir geht’s gut, ja.« Er nimmt ihre Hand, was sie unmerklich zusammenzucken lässt.

»Du siehst auch gut aus, deine Frisur ist heute besonders hübsch…« Ihre Frisur? Was zum Teufel redet er da??

»Wunderbar! John, ich will, dass sie zu Boden sieht, dann ihm ins Gesicht. 57 streicht ihr über die Wange – meinst du, ein klitzekleines Lächeln wirkt hier zu aufgesetzt?«

Sie schaut etwas verlegen zu Boden, hebt aber gleich darauf den Kopf, sieht ihm ins Gesicht. Ihre Augen strahlen ihn an; er streicht leicht über ihre Wange, lächelt.

»Sehr schön, sehen wir, dass wir fertig werden. John, er sagt: ‚Ich muss dir etwas sagen‘, sowas wie: ‚Ich hab dich so gern‘ oder so, es kann ruhig ein bisschen kitschig sein. Sie errötet, doch er muss schon wieder gehen, sie nickt. Er geht, sie bleibt noch etwas stehen.«

»Hör zu, ich muss dir etwas sagen…« Er wendet den Blick kurz von ihr ab, um sie gleich darauf wieder ernst anzusehen. Den Bruchteil einer Sekunde ist ihm schwarz vor Augen. Er räuspert sich.

»Du weißt, ich hab dich sehr gern, aber… aber vielleicht wäre es besser, wenn wir uns eine Zeit lang nicht sehen… Ich muss mir da über einiges klar werden – es tut mir Leid.«

Sie starrt ihn fassungslos an, damit hat sie nun wirklich nicht gerechnet. Ihre Augen füllen sich mit Tränen.

»Verdammt, was soll das? Das war doch nicht geplant, die Trennung ist doch erst für viel später vorgesehen, war das ein falscher Befehl, John? Hast du was Falsches eingegeben?«

»Nein… ich weiß auch nicht…«

»Mist, die Leitung ist unterbrochen! Versuch, die Situation irgendwie zu retten! So ist das hier nicht gedacht; trenn sie, John, sie müssen sich trennen! 57 muss gehen!«

Er hält ihrem traurigen Blick nicht stand, öffnet den Mund, um noch etwas zu sagen.

Doch plötzlich geht er zwei Schritte zurück, wirft ihr noch einen Blick zu und geht. Schnell, zu schnell, fast läuft er.

»Gut. Das war fast zu schnell, aber wir haben beide wieder. So was darf nicht passieren, verdammt; jetzt müssen wir improvisieren.

Okay, lass sie seufzen; dann setzt sie sich ins Gras und stützt den Kopf in die Hände.«

Sie sieht ihm nach und seufzt tief. Ihre Knie werden weich, sie lässt sich ins Gras fallen. Den Kopf in die Hände gestützt beginnt sie leise zu weinen.