Manuela Schöpfer & Judith Rifeser & Dagmar Steinmair

Der Kri-tik

Es hatte einen tik, den gab es vorher noch nie, deshalb nannte es ihn Kri. Eigentlich lebte es wie immer. Auch mit seinem Kri. Aber auf einmal, da konnte es sich nicht mehr wehren. Konnte nicht mehr sein wie immer. Weil nämlich sein tik, der Kri, der war gar nicht mehr leise. Es hatte nicht gemerkt, wie er gewachsen war. Groß war er jetzt. Groß wie es selbst. Kri hörte nicht auf zu wachsen, sondern pochte laut, ja polterte sogar. Tobte wild und drohte immerfort: »Friss, friss viel, friss mehr, friss ALLE! Groß und stark will ich werden!«

Es war verzweifelt. Es konnte nicht mehr. Wusste ja nicht, was alle war. Brachte keinen Bissen mehr hinunter. Vor lauter Schreck. Wollte sich verstecken, machte sich ganz klein. Doch Kri, der tik, blieb. Es verkroch sich in ein Buch, sein Lieblingsbuch. Es legte sich in die erste Zeile neben »war einmal« und schlief ein.

Rumms! Es plumpste. Zum Glück fiel es geradewegs in ein U. Verdutzt sah es sich um. Was ist passiert? Warum war da plötzlich ein Loch? War es das gewesen? Buchstaben gefressen? Es war es nicht. Kri war’s, der tik. Und der war noch nicht satt. Am Anfang verschlang er die ABER, dann machte er sich über die TROTZDEM her, verdrückte auch noch die ODER und am Ende blieb nicht einmal mehr ein UND übrig. Es konnte nichts machen, dagegen. Musste zusehen, wie die Seite leerer wurde. Und Kri hatte noch nicht genug. Erst als nur mehr ein trauriges Durcheinander übrig geblieben war, nickte Kri müde und satt ein.

Es irrte verzweifelt durch die zerfressenen Sätze. Konnte nichts mehr retten. Es verstand den Text nicht mehr! Warum hat es das zugelassen? Sein lieber Text – kaputt.

Und der Kri, der tik, blieb nicht schlafend! Fraß weiter und frisst heute noch: da und dort; überall …

AUCH HIER! KRI-TIK ISST MITTEN UNTER UNS!!