Kathrin Janata (14)

TROUBLESOME `96 (Tupac Shakur)

oder

IS THIS LOVE (Bob Marley)

Nervös biß ich auf meiner Unterlippe herum, und spielte mit einer Haarsträhne. Könnte dieser Tag noch irgendwie wieder normal werden? Ich glaube kaum, dabei hatte er doch mit nichts Ungewöhnlichem begonnen.

Zuallererst, war ich wie immer dank meinem Wecker um 7°° aufgestanden. Dann hatte ich wie jeden Tag, mit meiner kleinen Schwester im Schlepptau, um kurz vor ½ 8 das Haus verlassen, und machte mich auf den Weg zum Raimund Café. Bis jetzt war alles so normal wie immer, sogar die entsetzt/ beeindruckten Leute, die mich sahen, waren schon zum Alltag geworden. Obwohl ich wirklich ein äußerst seltsames Bild abgeben musste. Da schlendert eine 14- jährige mit einem Mambo- Rucksack hintendrauf durch den 8. Bezirk, schwenkt den Kopf mit den langen, grünen Dreads im Takt zu der Musik aus ihrem Walkman, das sie ihr nur so um die Ohren fliegen, und hat noch nicht einmal etwas gescheites an. Wer geht denn freiwillig mit einem kurzem Army- Top, das gerade die Brust noch abdeckt aus dem Haus? Dazu die grau- grüne, zerschlissene Army- Hose, und darüber den dünnen grünen Mantel von ihrem toten Großvater, den sie das ganze Jahr über trägt, sogar wie jetzt im Sommer. Na ich natürlich! Passend dazu natürlich noch die grünen Skater- Schuhe aus Amerika. Aber wiegesagt, alles voll normal für mich.

Nachdem ich meine kleine Schwester bei ihrer Schule abgesetzt hatte, steuerte ich aufs Café zu, setzte mich hinein, und bestellte ein Mineralwasser. Auch das war normal, vielmehr noch, es war schon ein richtiges Ritual geworden. Jeden Tag, pünktlich um ¾ 8 setze ich mich in das Café, trinke ein Mineralwasser und warte, bis pünktlich, um 5 Minuten zu spät, die Claudia auftaucht.

Pünktlich unpünktlich wie immer, erschienen auch schon kurz darauf Claudias orange- lila Rastas im Türrahmen. Nichts an ihr war irgendwie ungewöhnlich. Sie trug wie immer ihre Hippie- Klamotten, und hielt ihre langen Haare wie immer mit einem neuen gebatiktem Tuch zusammen. Sie trug jede Woche ein anderes Seidentuch im Haar, und immer erinnerte es mich stark an die 70ér Jahre. "Hallo, mein liebes Blumenkind!" "Hallöchen Butze! Mir geht es fabelhaft! Wirklich, es ist ein echt genialer Tag! Und, weißt du schon, wenn du aller zu deiner Party einladen wirst?". So begann es jeden Morgen. "Na dann ist ja gut, komm, setzt dich und trink deinen allmorgendlichen Orangensaft! Übrigens, ich mache keine Party, das hab ich dir schon tausendmal gesagt, und ich werde es auch nicht ändern!", da stellte die Kellnerin schon den Orangen Saft auf den Tisch. Die Leute hier im Lokal kennen uns schon ewig, und wissen genau, was wir bestellen würden. "Wo ist den Robert heute Morgen?", Robert war unser Stammkellner, er stand nämlich auf Claudia, und sie fand ihn auch ganz süß. "Robert? Der ist krank, der liegt mit Lungenentzündung im Spital!" Claudia überlegte kurz, und boxte mir dann an die Schulter. "Butze! Ich weiß, was wir heute nachmittag machen werden! Wir besuchen ihn!" "Hm, nein, lieber nicht, geh du alleine hin" "Warum denn?? Bin ich dir leicht nimmer gut genug?" "Doch, natürlich liebes Blumenkind, aber ich habe keine Lust, vielleicht morgen oder so!" "Na gut, aber Morgen bestimmt!". Damit war die Sache beschlossen, Claudia trank ihr Glas aus, wir zahlten und machten uns auf den Weg in die Schule. "Was hast du eigentlich gegen Partys?" "Ich mag sie halt nicht! Und das weißt du!" "Nänänä, Spielverderberin!"

Die Schule verlief auch ganz normal, außer das heute unser Deutsch- Professor krank war, und wir uns deshalb einen Film ansahen. Dann, kurz vor dem läuten, traf mich ein Briefchen aus der hinteren Reihe am Rücken. Sophie ließ mir ausrichten, das sie heute mit mir spazieren gehen wollte. Ich malte ein dickes Von mir aus! Auf den Zettel, und darunter noch, das sie mich vom Karate abholen sollte. Ein genauso dickes Okay! War die Antwort. Nach dem läuten, gingen Claudia und ich zu unserem Karate- Kurs. Wir machen so ziemlich alles miteinander, wir gingen sogar in den gleichen Fotografie- Kurs. Auch in Italienisch gingen wir gemeinsam, und in Break- Dance auch.

Nach 2 Stunden intensivem Karate- Training, verabschiedete ich mich von Claudia, und wartete auf Sophie. Diese kam dann auch schon nach 5 Minuten bei mir an. "Sorry Butze! Tut mir leid, aber ich musste noch Einkaufen!" - mit Einkaufen meinte sie, sie war aufstellen gewesen, und hatte sich Dope besorgt- "Aha, wieviel?", "4 G". 4 Gramm?? Das reichte für 8 Öfen! Und um waach zu werden brauchte man vielleicht einen ½ Ofen, höchstens einen. "Wofür so viel?? Willst du dich umbringen?" Lachend schüttelte sie ihre raspelkurzen, blauen Haarschopf. "Ne du Dummi! Butze, überlaß das Denken lieber Leuten, die es können!" – Ich glaube es gibt niemanden der sich an meinen wirklichen Namen erinnern kann- "Ne, bist eh klug! Ich habs für Freitag gekauft, da gibt der Felix eine Party! Ich hab mit ihm und dem Moritz zusammengelegt". "Stimmt, der hat ja nur 1 Woche vorm Martin & mir Geburtstag! Und, wird die Claudia auch dort sein?" "Nein, warum sollte sie? Damit sie uns allen die Stimmung versaut? Nene, meine Liebe, du weißt doch, was das für eine Party wird!" "Klar, so dumm bin ich auch wieder nicht! Ich meinte ja nur, weil sie seine Cousine ist!" "Na und?" "Ist ja egal!". Wir quatschten noch über dies und jenes, und steuerten unbewußt bereits unsere Kirche an. Immer, wenn wir spazieren waren, landeten wir früher oder später bei der Kirche. Wir setzten oder legten uns dann immer auf eine Mauer, die vor der Kirche stand, und tratschten über alles, was uns so einfiel. Das war auch einer der einzigen Orte, an denen ich ab und zu rauchte. Ansonsten rauchte ich nur sehr selten mal auf einer Party, oder wenn ich wirklich sehr große Lust dazu hatte. So liegend oder sitzend, mit einer Zigarette im Mund, verbrachten wir des öfteren unsere Nachmittage. Es war also ganz logisch, und normal, das wir in die kleine Gasse einbogen, die uns zu einem unserer Lieblingsplätze führte. Doch dann, nur wenige Schritte vor der Mauer entfernt blieb ich stehen und stutzte.

So, jetzt beginnt das Ungewöhnliche: Jemand saß doch tatsächlich auf unserem Platz! Beim näheren Hinsehen erkannte ich sogar, wer es war. Da saßen Felix, Moritz & Alex und unterhielten sich. Sophie musste das Entsetzten in meinem Blick bemerkt haben, denn sie schnappte nach meiner Hand, und zog mich trotzt stummen Protestes zu den Jungen hin. "Hallo alle miteinander! Was macht ihr denn hier?" Weil ich wie gelähmt dastand, übernahm Sophie wie immer das reden. Da standen doch wirklich die 3 coolsten und nettesten Jungs die ich kenne vor mir, und ich benahm mich wie der letzte Idiot. Da standen sie, Alex, mit den langen, braunen Dreads und den tiefen, dunklen Augen; Moritz, mit der kurzen rosa- roten Igelfriur und den Saphir- grünen Augen & natürlich Felix, mit den kurzem strohblonden Haaren und den grauen Augen, für den ich heimlich schwärmte.

"Also, was machts ihr hier?" "Nix, wir sitzen nur herum und reden!" "Hallo Butze, wie geht’s?" – Ich fass es nicht, Felix hat mich gefragt wie es mir geht! - "Ja, mir geht’s gut, danke!" "Du, Butze, am Freitag, da werd ich ja 17, und ich geb ne kleine Party, und, ich, ich hab mich gefragt, ob, ob du vielleicht, also ich meine, ob du nicht gerne kommen würdest?" WAS?? Was hat er mich da gefragt? Ob ich zu seiner Party kommen will? Nichts lieber als das! Das wäre das tollste was mir je passiert ist! Aber warum sollte Felix mich einladen? Er redete doch noch nicht einmal mit mir! Irgendwie kam ich mir ziemlich verarscht vor! Entsetzt hatte ich ihn angestarrt, als hätte er mir gerade verkündet, dass er schwanger wäre. Das dieses Entsetzten nicht unentdeckt blieb, war klar. Felix, der coole Felix lief Knallrot an, und sah sich hilfesuchend nach seinen Kumpels um. "Jaa..", stammelte ich, "Ja.... gerne.... sicher, .....klar!" "Super! Äh....Ich meine, dann nimmt dich die Sophie am Freitag gleich nach der Schule mit!" zufrieden setzte sich Felix wieder auf die Mauer, ich kam mir noch immer ziemlich verarscht vor. Nickend zog ich mich hinter Sophie zurück, als wäre sie meine Schutzmauer, vor dem, was ich nicht verstehe. Doch auch diese Deckung blieb mir nicht lange, weil sie sich zu den Jungen auf die Mauer setzte. "Komm Butze, mach brav Platz!" Sophie klatschte neben sich auf die Mauer. Artig setzte ich mich zwischen sie und Felix, der angestrengt auf das Straßenpflaster starrte. Sophie legte sich hin, und ließ ihren Kopf in meinen Schoß fallen. Nervös fing ich an ihr Haar zu streicheln, und bemerkte wie mich Felix aus den Augenwinkeln beobachtete. Es lief mir heiß und kalt den Rücken runter.

Hier sitze ich nun, beiße auf meiner Lippe herum, spiele mit meinen und Sophies Haaren und versteh die Welt nicht mehr! Warum hatte sich alles bloß so entwickelt? Schicksal? Glück? Unglück? Ich biß mir weiterhin auf der Lippe herum, und hörte zu, was die anderen redeten. "Hast du das Zeug besorgt?" "Ja, aber irgendsoein Mistkerl wollte es mir um fast den doppelten Preis verkaufen!" "Okay, 4g werden für 8 Öfen reichen, wenn jeder einen ½ braucht um waach zu werden, dann reicht es für 16 Personen, ist doch genug, oder?" Ich glaube Moritz würde wesentlich bessere Noten in Mathe schreiben, wenn er auch im Unterricht so interessiert wäre. "Hm, und was mach ich mit dem einen G, das mir noch von der Projektwoche übrig ist?" Alex schien sich echte Sorgen darüber zu machen, das es schlecht werden könnte. "Naja, ich wüßte da was, aber, - Moritz flüsterte jetzt nur noch- ich weiß nicht, ich glaube es ist nicht gut, wenn die Butze dabei ist" "Quatsch! Wovor hast du Angst? Die würde nichts sagen, und stören tut sie’s auch nicht!" richtig rührend, wie Sophie mich verteidigte. "Stimmt, ich finde man kann ihr vertrauen!" Oh mein Gott! Hatte das jetzt echt Felix gesagt? Ja, er hatte, irgendwie kam ich mir jetzt vollkommen verarscht vor.

Ich habe beschlossen, mich nicht mehr zu wundern, sondern nur noch still dazusitzen, und zuzusehen/ hören. Alex holte ein kleines Plastiksackerl aus seiner Geldbörse, indem sich 1g Dope befanden. Er überreichte es Felix, der es wie ein Profi anfing es mit dem Feuerzeug anzubrennen, um es dann gemeinsam mit normalem Tabak in ein Filter- Pape einzuwickeln. Ich war begeistert! Ich hatte erst einmal bei soetwas zugesehen, und das war bei der Sophie. Sie hatte zuerst eine Menge Tabak danebengehaut, dann hatte sie das ganze schief eingewickelt, und dann war alles vorne wieder rausgebröselt. Nun sah ich sozusagen einen Experten am Werk, und fand das alles ziemlich spannend. Jetzt reichte er den Ofen an Alex weiter, da der das Dope gespendet hatte, würde er auch den ersten Zug bekommen. Alex nahm den Ofen zwischen Mittel- & Ringfinger, hielt sich die Hände vor den Mund, nahm einen tiefen Zug, behielt den Rauch ca. 10 Sekunden in der Lunge, und blies ihn dann wieder aus. Mit geschlossenen Augen, und ganz entspanntem Gesicht, reichte er den Ofen an Moritz weiter. Dieser tat es Alex gleich, und gab dann weiter an Felix. "Willst du auch was?" "Ich? Ich kann das doch nicht, nein, lieber nicht!" Fragend sah Felix zu Sophie rüber, die ihm aufmunternd zunickte. Vorsichtig rückte er ein Stückchen auf mich zu. Bevor ich wegrücken konnte, setzte sich Sophie auf und umarmte mich von der Seite. "Hm, meine kleine Butze, von wem möchtest du deinen ersten Schuß?" "Ich, ich, ich weiß doch nicht!" "Psst, ganz ruhig! Du bist nervös, ist klar, und du hast Angst, auch klar, aber ich weiß, dass du es willst, oder?" "Jaaa, ja ich denke schon" "Na also, jetzt mußt du uns nur noch sagen von wem. Oder von beiden?" "Ja, okay, ist mir egal!" "Okay, dann fang ich an Felix!" "Klar". Sophie zog mich ganz dicht an sie heran, und redete weiterhin beruhigend auf mich ein, wie auf ein kleines Kind. Sie wusste genau, das ich mir das schon seit Monaten wünschte und sie wusste auch, das ich höllisch Angst davor hatte. Sie drückte mir ein Bussi auf den Mund, klemmte dann den Ofen verkehrt herum zwischen ihre Lippen, sodas sie die Glut im Mund hatte. Dann beugte sie sich zu mir hinüber, und hielt mir ihre Hand vor den Mund.

Jetzt blies sie den Rauch der Droge in meinen Hals, und ich inhalierte ihn . Als ich genug in meiner Lunge hatte, deutete ich ihr aufzuhören, und blies den Rauch nach 5 Sekunden wieder aus. Beängstigt sah ich Sophie an, hatte ich irgend etwas falsch gemacht? Aber sie sah mich mit so einem Stolz in den Augen an, dass ich vermutete, dass ich es richtig geschafft hatte. Ich atmete tief aus, und sie drückte mir noch ein Bussi auf den Mund, und umarmte mich stürmisch. "Jetzt hast du es geschafft! Du bist ein richtiges Naturtalent, das hast du sicher von mir! Ich bin ja so stolz auf dich Butze!", sie flüsterte mir ins Ohr, und strich mir über den Rücken. Dann ließ sie von mir ab, und reichte mich sozusagen an Felix weiter. Dieser betrachtete mich eingehend, wie ein Arzt, der einen neuen Patienten zum ersten Mal begutachtet.

Nach eingehender Prüfung, fragte er mich, wie ich mich fühlte. Gut war meine einzig Antwort. "Ich meine, ist dir schwindlig, oder schlecht, oder fühlst du dich übermäßig glücklich, oder echt scheiße, oder sowas?" "Nein, mir geht’s ganz gut, ehrlich!" "Und, soll ich, ich meine, hast du jetzt noch Lust auf einen zweiten? Ich meine, darf ich dir jetzt auch einen Schuß geben?" "Mhm, okay" Ein Lächeln huschte schüchtern über seine Lippen, dann wurde er aber gleich wieder sachlich, und sah mich ernst an. "Du MUSST sofort sagen, wenn ich aufhören soll!" "Klar" Er baute einen neuen Ofen und reicht ihn der Sophie, die gleich 2 tiefe Züge nahm. Dann legte er seine Hände ganz zärtlich um mein Gesicht, als würde er einen Säugling im Arm halten. Ich zuckte unmerklich zusammen, und entspannte mich dann wieder.

Felix sah aus wie ein 5- jähriger Junge, der zu Weihnachten seine lang ersehnte Modelleisenbahn bekommen hatte. Er nahm genau wie Sophie vorhin den Ofen zwischen die Lippen, strich mir noch einmal über die Wange, und gab mir meinen zweiten Schuß. Wieder inhalierte ich die Droge, und wieder behielt ich sie ungefähr 5 Sekunden nachdem Felix mich losgelassen hatte in meiner Lunge, und blies sie dann aus. Er setzte sich im Schneidersitz neben mich auf die Mauer, und fing an mich zu beobachten. Er wartete darauf, dass das Dope bei mir Wirkung zeigte. Dann fing wieder seine Fragerei an. "He, wie fühlst du dich?" "Hm, gut denke ich mal! Ein bißchen kribbelig, aber ganz gut!" "Aber dir geht es nicht schlecht oder so, oder?" "Nein, mir geht’s gut!" "Okay, sag wenn was ist!" Ich sah mich um. Die Sophie, der Moritz und der Alex lagen alle ganz entspannt, mit geschlossenen Augen da und bekamen nichts mehr mit.

Langsam stieg ein Gefühl des Glücks in mir auf. Ich fand plötzlich alles furchtbar toll, und hatte den unwiderstehlichen Drang zu Kichern. Also saß ich mit einem breiten Grinsen im Gesicht auf der Mauer, und gluckste vor mich hin. Felix bemerkte, wie ich allmählich auf die Droge reagierte. Jetzt konnte ich mich nicht mehr halten, und begann wie hysterisch herumzukichern. Felix hatte den Rest des Ofens nicht angerührt, nein, er hatte mich die ganze Zeit auf irgendeine Veränderung hin beobachtet. Er hatte wahrscheinlich erwartet, dass ich abstürzten würde, das mir schlecht werden würde, und das ich mich scheiße fühlen würde. Er sah erleichtert aus, weil ich das Dope so gut aufgenommen hatte.

Plötzlich spürte ich seine Hand auf meiner Wange. Ich zuckte erschrocken zusammen, und sah ihn unsicher an. Schnell zog Felix seine Hand zurück, und begann wieder auf den Boden zu starren. Vorsichtig und zörgend, über meinen plötzlichen Mut erstaunt, legte ich meine Hand auf seine. Nun war er es, der mich fragend ansah. Schüchtern lächelnd nahm er meine Hand in seine, und strich sanft darüber. Ich glaube das ist so ein Moment, indem man dieses berühmte Gefühl von Schmetterlingen im Bauch hat, und auch ich fühlte mich ganz kribbelig und aufgelöst, vielleicht war das aber auch einfach nur wegen dem Dope so. Jedenfalls ich hatte nie gewußt, dass er so schüchtern war, bei all seinen Freundinnen, die ich kannte, hatte ich ihn eher Macho mäßig gesehen, und in der Schule und im näheren Umkreis galten Felix & seine Kumpels immer als die coolsten. Wieder spürte ich seine Finger auf meiner Wange, und wieder schreckte ich zurück. Unsicher fragte mich Felix was ich hätte. "Naja, ich, .........ich bin es nicht gewöhnt,......... so angefaßt zu werden", ein heftiges Kichern brach aus mir heraus. "Dann wird es Zeit, das es jemand mal macht". Ganz behutsam, legte er seine Hände um mein Gesicht, sah mir tief in die Augen, und führte seine Lippen langsam zu meinem Mund. Ich hatte schon die Augen geschlossen, und wartete auf die Berührung, wartete, seinen weichen Mund, auf meinen Lippen zu spüren, wartete auf seinen Atem an meiner Haut. Hinter uns hatte sich Alex wieder aufgesetzt, und sah uns gespannt zu, dabei stieß er aus Versehen Moritz an, der von der Mauer fiel. Überrascht zogen sich unsere Köpfe von einander weg, und wir schauten in Moritz´s Richtung. Dieser saß ebenso erstaunt am Boden und fragte Felix, was er da getan hätte. Währenddessen fing Alex laut zu lachen an. Sophie rührte sich nicht, sie musste eingeschlafen sein. "Was? Ich, ich, ich habe, naja, ich...." "Aha, ich verstehe!" "Ich, ich, äh also, .... " stotternd saß Felix neben mir, und rang um seine Beherrschung, als er sich wieder gefangen hatte, erklärte er, dass das niemanden etwas angehe, sondern seine Privatsache wäre. "Ich glaube es ist besser, wenn ich jetzt verschwinde!" Hastig verabschiedete ich mich von den Viern, und lief nach Hause. Mir war nach heulen zumute, tapfer würgte ich den dicken Kloß in meinem Hals herunter. Warum musste ich immer Pech haben? Gab es kein besseres Schicksal für mich?

In meinem Zimmer angekommen, riß ich mir den Mantel vom Leib, legte Bob Marley ein, schmiß mich aufs Bett, und begann hemmungslos zu flennen. Warum ging bloß bei mir alles immer schief? Warum konnte ich nicht auch einmal Glück in der Liebe haben? Lastete etwa ein Fluch auf mir? Oder war ich in meinem früheren Leben etwa so schrecklich böse gewesen? Ich hörte auch nicht auf zu weinen, als Elsi, meine kleine Schwester, den Kopf zur Tür reinsteckte, und fragte, was ich hätte. Sie setzte sich zu mir ans Bett, und streichelte mir über die Haare. Langsam beruhigte ich mich wieder, und als ich mich aufsetzte, nahm meine 5- jährige Schwester mich in den Arm. "Ach Elsi, sag mir, ob ein Fluch auf mir liegt! Bin ich etwa verrückt oder so? Oder bin ich so böse? Sag’s mir Elsi!" "Du bist nicht verrückt! Mieke, du bist die beste Schwester, die man sich nur wünschen kann!" Achja, Mieke. Sie war die einzige, die mich mit meinem Namen ansprach. "Nein, das kann ich nicht sein, weil du doch den ersten Platz belegst!" Ich fing an sie zu kitzeln, bis sie sich vor Lachen kaum mehr halten konnte. "Darf ich wissen, warum du geweint hast?" "Wegen einem Jungen! Komm, magst du was zu essen?" "Ja! Machen wir Spaghetti!" "Okay, ich zieh mir nur noch kurz den Pulli an, füll schonmal den großen Topf mit Wasser, ich komm gleich!" Elsi zischte wie ein Blitz in die Küche, und kurz darauf hörte ich schon die Töpfe klappern, und Wasser rauschen. Ich zog meinen Lieblingspulli an, wusch mir kurz das Gesicht im Bad, und kochte dann mit der Elsi gemeinsam Spaghetti Bolognese.

Während dem Essen erzählte sie mir, dass sie eine 1 auf Mathe bekommen hatte, und das sie in Sachkunde heute über Vögel gesprochen hatten, und sie am meisten wusste, von der ganzen Klasse. Elsi war der Sonnenschein in unserer Familie. Als unsere Eltern vor 4 Jahren bei einem Flugzeugabsturz starben, war sie gerade einmal 1 Jahr alt, und hatte es so besser verkraftet, dass wir jetzt gemeinsam mit unserem Halbbruder bei den Großeltern wohnten. Ich & Martin, er ist so wie Felix 2 Jahre älter als ich, und der beste Bruder auf der Welt, haßten unsere Großeltern, und hatten uns vorgenommen, wenn er alt genug wäre, würde er mich und Elsi adoptieren, und wir würden sie gemeinsam großziehen. Die Großeltern wußten davon, und waren deshalb nicht gut auf uns zu sprechen. Außerdem war ich ihnen zu still und zu verschlossen. Sie behaupteten Martin hätte einen schlechten Einfluß auf mich, weil er, so wie ich viel schrieb, und zeichnete, und auch nur zu sehr vertrauten Personen aufgeschlossener wurde. Ich und Martin sahen uns auch sehr ähnlich, die helle Haut, die blonden Haare usw., während Elsi auffallend dunkelhäutig und schwarzhaarig war. Aber das störte uns nicht. Egal was es war, wir 3 vertrauten uns blind, gehörten zusammen, waren sozusagen unzertrennlich.

Ich bewundere Martin wirklich sehr, ich finde seine Katzenartigen, grauen Augen so wunderhübsch, während er meine dunkelgrüne Mandelaugen bewundert. Und gemeinsam, lieben wir Elsis große, braune Entdeckeraugen. Mein Vater hatte früher einmal gemeint, dass wir seine kleinen Entdecker wären, und das wir alle solche Augen hätten, aber Martin und ich sind der Meinung, das nur Elsi damit gesegnet ist. So oder so, Elsi war immer die aufgeschlossene gewesen, ein richtiges Springginkerl. Ich hingegen war früher immer das Sorgenkind der Familie gewesen, ich wurde sehr leicht krank, und nach meiner Geburt war es einige Zeit unklar, ob ich überhaupt leben würde. Darum nannte mich Martin immer sein Kummerkind.

"Hallo mein liebes Kummerkind! Hallo Elsi!" Martins blonder Haarschopf sah um die Ecke. Martin ging bereits arbeiten, damit er später besser für uns sorgen könnte. "Kummerkind, ich hab tolle Neuigkeiten!" Er setzte sich zu uns an den Tisch, und fing an die Spaghetti, die wir für ihn aufgehoben hatten zu verschlingen. "Iß langsam, du wirst dich verschlucken! Und, schmecken sie?" "Super Elsi, du und mein Kummerkind, seid’s die besten Köchinnen der Welt!" "Also, was hast du für tolle Neuigkeiten Mattis?" Früher, als ich Martin noch nicht aussprechen konnte, hatte er mir beigebracht Mattis zu sagen, und dabei war es bis heute geblieben, aber nur Elsi und ich durften ihn so nennen, wenn es jemand anders tat, bekam er einen Wutanfall. "Mein liebes Kummerkind, rate einmal was wir in 3 Wochen machen werden?" "Keine Ahnung, das mußt du uns schon verraten!" "WIR ZIEHEN UM!!!" Zuerst verstand ich nicht, was er meinte, aber als ich es dann checkte entwich mir ein Freundensschrei. "JA?? Wirklich? Wehe du verarschst mich!" "Nein, wir ziehen um! In 3 Wochen, bis dahin müssen wir packen, und es wird wer vom Jugendamt herkommen und uns austesten, und wir müssen noch einigen Papierkram bewältigen. Ich hab sogar schon eine billige Wohnung gefunden, die wir uns jetzt dann anschauen gehen! Ist das nicht toll? Elsi, wir ziehen um!" Sie fiel ihm um den Hals, und bedankte sich so an die tausend mal. Ich konnte es nicht fassen, wir hatten damit gerechnet, das wir frühestens in 3 Jahren weg von hier könnten, und jetzt, in 3 Wochen. Vor Freude fing ich an zu weinen. "Ach mein Kummerkind, endlich! Bald sind wir befreit! Komm her!" Wir umarmten uns. "Es,.. es ist so toll, ich,.. ich dachte, es wird noch ewig dauern,... 3 Wochen." "Ja, dann wird’s ernst. Ich hab dich so lieb!" "Ich dich auch!" "Und was ist mit mir? Wer hat mich lieb?" "Wir natürlich! Komm her" Zu dritt hielten wir uns jetzt in den Armen.

"Aber Mattis, du mußt dann auf mich und die Mieke aufpassen, stimmt’s?" "Ja, das stimmt! Und ihr müßt’s auf mich aufpassen. Okay kommt’s, schaun wir zu unserer Wohnung , ziehts euch an!" In seinen Augen tanzte die ganze Zeit so ein fröhliches Glitzern. "Ja, aber du wirst die Mieke dann doch auch beschützen, oder?" "Natürlich, warum fragst du?" "Weil sie heute geweint hat, gleich wie sie zu Hause war" "Aha, und warum hat sie geweint?" "Wegen einem Jungen!" "Ach mein Kummerkind! Du warst schon immer unser Unglückswurm!" Besorgt schaute er mich an. "Naja, ist ja egal, ....gehen wir?" "Ja, gehen wir!"

"Schauts mal, da ist es!" Martin läutete an, und wir warteten geduldig, bis uns ein älterer Herr die Tür öffnete. Wir werden nicht weit ziehen, wir bleiben im 8. Bezirk, aber wir ziehen in die Josefstädterstraße. Der Mann wunderte sich zwar ein wenig, warum Martin so jung war, gab uns dann aber den Schlüssel zur Wohnung. "Wir hätten jeder ein eigenes, kleines Zimmer, außerdem gibt es ein Klo, ein Bad, und eine Wohnküche!" "Was ist denn eine Wohnküche?" "Das ist eine Küche, die gleichzeitig wie ein Wohnzimmer ist. Und, wie gefällts euch?" "Genial, es sieht super aus!" "Und was ist mit dir Elsi?" "Krieg ich das Zimmer?" Sie saß in einem der winzigen Zimmer auf dem Boden, und betrachtete es zufrieden. "Ja, das bekommst du! Kummerkind komm mal, da ist auch ein schönes Zimmer für dich!" Er führte mich in ein kleines, gemütliches Zimmer, mit Dachschräge. "Das ist ja genial! Du weißt, ich liebe es, wenn man unter dem Dach wohnt! Und das Fenster! Das ist ja riesig! Da kann ich mein Bett drunterstellen! Danke!" Überschwenglich drückte ich Martin einen lauten Schmatz auf die Wange. "Ja, da kannst du dann deine Sterne bis spät in die Nacht beobachten. Schau dir mal mein Zimmer an" Er hatte sich selbst ein Zimmer mit einem kleinem Fenster ausgesucht, das aber hell durchflutet war. "Da kann ich dann bist 19°° noch malen, es ist himmlisch!" "Wieviel wird es kosten?" "Nicht viel, aber Anfangs werden wir sparen müssen, bis wir die ganze Einrichtung und so haben"

Als ich am Abend im Bett lag, und las, kam auf einmal Mattis ins Zimmer, und setzte sich zu mir ans Bett. Ich rückte ein Stück zur Seite, und er kuschelte sich neben mich unter die Decke. "Und, bist du glücklich?" "Ja, ich kann es kaum mehr erwarten hier weg zu kommen!" "Ich auch nicht. Morgen kommt ein Typ, der wird testen, ob ich auch auf euch aufpassen kann, und wenn er das findet, kann ich euch adoptieren!" Ich stellte mir vor, wie schön es dann für uns werden würde. "Warum hast du heute eigentlich geweint?" "Wegen dem Felix! Du weißt schon, dem Cousin von der Claudia!" "Ja, aber was hat er gemacht?" "Verwirrt hat er mich, und ich hab mich so dumm benommen!" Ich erzählte Mattis was heute alles passiert war. "Kummerkind mein Unglückswurm! Na geh! Aber immerhin scheint er dich sehr zu mögen!" "Aber warum kam ich mir dann die ganze Zeit so verarscht vor? Ich glaube nicht, dass er es ernst meint, das ist mehr so was wie ne riesige Verarsche!" "Du kamst dir nur so verarscht vor, weil du einfach ein Kummerkind bist!" Damit erklärte sich für ihn alles was mir passierte. Über das kiffen sprach er mit mir nicht, weil er es selber manchmal macht. Aber nur selten, und er hat das echt toll im Griff. Wir redeten dann noch bis tief in die Nacht hinein, über dieses und jenes, bis wir schließlich nebeneinander einschliefen.

Am nächsten Tag in der Schule ging ich der Sophie, dem Felix, Moritz & Alex so gut es ging aus dem Weg. Von unserem Umzug hatte ich auch noch niemandem erzählt. Nach dem Italienisch- Kurs verabschiedete ich mich rasch von Claudia, und rannte nach Hause. Elsi hatte sich ganz fein gemacht, und saß nun am Tisch, und wartete, bis Martin mit dem Tester nach Hause kommen würde.

Um 15°° drehte sich Martins Schlüssel im Schloß, und schon 10 Minuten später begann die Fragerei. Wie wir uns mit unserem Halbbruder verstehen, und wie er uns behandle? Ob wir glauben, dass er uns versorgen könnte, und ob wir das überhaupt wollten und so weiter und so fort. Nach 5 Stunden waren wir endlich fertig, und der Mann nahm Mattis wieder mit, um mit ihm den Papierkram zu erledigen. Erst spät in der Nacht, kam Martin zurück, Elsi schlief schon, aber ich lag noch wach, und überlegte, wie dieser Umzug unser Leben verändern würde. Wieder kam Mattis zu mir, und wir redeten. "Ich habe ein sehr gutes Gefühl, wenn alles gut geht, dann werde ich euch am Donnerstag schon adoptieren können, morgen werden noch die Großeltern befragt, und dann werden wir benachrichtigt!" "Glaubst du sie werden uns unterstützen? Die Großmutter möchte die Elsi ja hier behalten, und der Großvater hält so viel von deinen Freunden." "Ich hoffe es!" Wieder schliefen wir nebeneinander ein.

Heute hatten wir schulfrei. Ich hatte die Gelegenheit genutzt, und gleich mal mein ganzes Zimmer ausgemistet. Man glaubt gar nicht, an wieviel altem Zeug man noch hängt. Aber Elsi half mir dann, doch einiges wegzugeben. Zu Mittag waren wir bei Mc Donalds essen, und danach holten wir uns vom Lagerhaus, zudem wir extra an den Stadtrand fahren mußten, viele, riesige Kartons, um ein paar Sachen schon einzupacken. Kaum war Martin nach Hause gekommen, überschütteten wir ihn mit Fragen. Wie es gelaufen sei, was die Großeltern gesagt hatten, ob wir jetzt ausziehen dürften und so weiter. "Ladies, .........packt eure Sachen, WIR SIND WEG!!!" Jubelnd tanzten wir durchs Wohnzimmer. "Wir haben’s geschafft! Ich fass es nicht!" "Fass es mein Kummerkind! Es ist wahr!" Überglücklich fielen wir uns in die Arme. "Papa wäre so stolz auf dich Mattis, du hast es geschafft!" "WIR haben es geschafft!" Ich befreite mich von Martin, und ging in die Küche, ihm eine Pizza auftauen. Ich hörte, wir Martin Elsi durch die Luft wirbelte, wie Papa es früher immer mit uns gemacht hatte. Elsi quietschte vor Vergnügen. Jetzt würde alles gut werden. Nachdem Mattis gegessen hatte, besprachen wir ausführlich, wie wir die Wohnung einrichten würden. Ich hatte vor, mein Zimmer bunt zu streichen, und hatte schon einige verrückte Einrichtungsideen. Mattis, wollte in sein Zimmer bloß ein Bett, und sein Malzeugs und vielleicht noch einen Stuhl, ein Sofa oder so. Und Elsi wollte ihr Zimmer mit Kuscheltieren zustopfen und ein Himmelbett. Wir hatten uns errechnet, dass wenn Mattis und ich auf einfachen Matratzen schliefen, Elsi ihr Himmelbett haben könnte. Den Rest musste jeder selber besorgen. Das Bad würde mit bunten Fliesen ausgelegt werden. Nur über die Wohnküche waren wir uns noch nicht klar. "Naja, ein bißchen Zeit haben wir ja noch!" Plötzlich musste ich an Mattis & meinen Geburtstag am 10. August, in zirka einer Woche, denken. Wir waren zwar 2 Jahre auseinander geboren, aber an demselben Tag. Mama hatte früher immer gemeint, dass wir sowieso wie Zwillinge wären, und deshalb nannte sie uns auch so. Mama hatte es nie gestört, das Mattis nicht von ihr geboren worden war, er war trotzdem immer ihr Sohn gewesen. Bei unserem Umzug würde er schon 17 sein. Und ich 15. Elsi würde ihren 6. Geburtstag bereits in der neuen Wohnung feiern. Sie war im Winter geboren, am 9. Dezember.

"Kummerkind, ich hab noch Neuigkeiten!" "Ja? Welche?" "Du hast doch was von einer Party am Freitag geredet, oder?" "Ja, der Felix hat mich eingeladen, zu seiner Geburtstagsfeier zu kommen, wieso?" "Naja, weil ich so ganz zufällig auch eingeladen bin!" "Echt? Wie kennt ihr euch?" "Sag mal, bekommst du gar nichts mit? Ich war früher in seiner Klasse!" "Achja! Stimmt! Weißt du eigentlich wer noch aller kommt?" "Naja, fast niemand, den du kennst! Außer halt Sophie, Alex & Moritz. Wart mal, der hm, der Rudi kommt, die Ramona, der Tom, der Uli, die Maxi, die Alex, der Klaus, der Andy, der Daniel & der Patrick", das waren alles Typen aus der 7. Klasse. "Oje, was mach ich dann dort?" "Hm, ich könnte dich den Typen vorstellen" "Bloß nicht! Nein danke!" "Naja, du könntest mit mir tanzen!" "Hm, klingt schon besser!" "Eben, ich werde schon aufpassen, das du deinen Spaß hast!" "Oh, wie Gütig! Danke Mattis!" "Oder ich werde aufpassen, das du nicht zu sehr amüsierst!" "Ich glaube, das wird nicht nötig sein!" Elsi war neben uns auf dem Sofa eingeschlafen. Wir brachten sie ins Bett und gingen dann in Martins Zimmer, wo wir bis 1°° redeten, und gemeinsam einschliefen. In der Früh regte sich die Großmutter furchtbar auf, weil wir kaum noch alleine in einem Bett schliefen. Sie meinte, das würde uns auf abwegige Gedanken bringen. Martin war kurz vor dem Ausflippen, konnte sich gerade noch beherrschen, und ging tonlos aus der Wohnung. Ich fuhr die Großmutter wütend an, dass sie sich gefälligst um ihren eigenen Kram kümmern solle, schnappte Elsi, und warf die Tür geräuschvoll hinter mir zu.

"Claudius, vielleicht kommst du doch noch auf deine Kosten!" "Was meinst du damit?" Claudia und ich saßen im Café und unterhielten uns. Als ich ihr erzählte, dass wir umziehen würden, war sie absolut begeistert. "Ich meine damit, das es vielleicht doch eine Party gibt!" "Ja? Butze, das ist super, ich wusste, du würdest es dir anders überlegen!" "Tja, tut mir leid, das hab ich nicht, aber der Mattis überlegt, ob er nicht eine machen möchte." "Achso! Naja, auch gut!" "Aber nur vielleicht! Weil er ja in letztens kaum Zeit hat!"

"Butze!" Sophie kam auf mich zu, "Butze, ich muß dich was fragen!" "Hm?" "Kommst du jetzt morgen auf Felixs Party?" "Warum?" "Butze! Du denkst schon wieder zuviel! Ich sollte dich ja mitnehmen, schon vergessen?" "Achja! Ja, ich komme, denk ich halt mal!" "Denk nicht, ja oder nein?" "Ja!" "Gut! Hast du schon ein Geschenk für ihn?" "Naja, Nicht wirklich! Weißt du, was er haben will?" "Eine Frau! Ne eh nicht! Er wollte die eine Tupac Cd haben!" "Was? Er mag Tupac?" "Ja Butze, du bist nicht die einzige Verrückte auf dieser Welt!" "Ist mir schon klar, aber weißt du auch welche?" "Irgendwas mit They here .. oder so!" "Du meinst They here After??" "Ja, ich glaub sie hieß so!" "Genial, die ist ur super! Was schenkst du ihm?" "Eine kleine Bong" "Okay, kommst du mit einkaufen? Warte, Blödsinn, heut is Break- Dance!" "Und? Scheiß doch drauf!" "Hm, okay, ich werds überleben." Während der Stunde ließ ich Claudia einen Brief zukommen, und bat sie darum, mich zu entschuldigen, sie war einverstanden.

Ich kaufte gleich noch eine Nirvana Cd für mich, und die Red- Hot- Chili- Peppers für Martin. Freudestrahlend spazierte ich noch eine Weile durch den 8. Bezirk. Doch kaum war ich zu Hause setzte es ein furchtbares Donnerwetter. Wie ich es nur wagen könnte, mit meiner Großmutter so zu reden? Hatte ich denn gar keinen Respekt vor autoritären Personen? - Ich überlegte, was Großvater damit meinte - Ob ich den Verstand verloren hätte, meine kleine Schwester da mit reinzuziehen? - Wann hab ich sie wo reingezogen? – So ruhig wie ich nur konnte, versuchte ich ihm zu erklären, dass ich meinen Verstand noch besäße, und, dass es eine Frechheit wäre, zu behaupten, Mattis & ich würden irgendwelche, in seinen Augen unmoralische, Dinge tun. Da platzte Großvater der Kragen, und er knallte mir eine. Wie vom Blitz getroffen stand ich da, das hatte er noch nie getan. Auch Großmutter stand schockiert hinter ihrem Mann. Im Hintergrund fing Elsi zu weinen an. Sofort stürzte die Großmutter sich auf sie, und fragte was passiert wäre. Elsi schluchzte, das ihr Großvater Angst machte, und das er mich nicht schlagen dürfte. Ich stand noch immer stumm da. Ich hatte plötzlich einen furchtbaren Haß auf Großvater, wie konnte er es wagen mich einfach so zu schlagen? Die Eltern hatten uns immer gegen Gewalt erzogen, und hätten sein Benehmen nie geduldet. Doch für Großvater war das ganze noch nicht aus. "Damit du es weißt, junge Dame, du hast Verbot auf diese Party zu gehen!" – Warum wusste er davon? – "Und du & Martin werdet euch ab jetzt nie wieder zur gleichen Zeit im selben Zimmer sein, damit du es weißt!" Großvater hatte sich ganz in Rage geredet, sein Kopf war knallrot, und die Ader an seiner Schläfe sah so aus, als platze sie gleich. "Edmund, Laß sie und Mattis doch zusammen sein, bloß sollen sie nicht in einem Bett schlafen" Versöhnlich redete die Großmutter auf ihren Mann ein. Doch jetzt platze mir der Kragen, wie konnte sie es wagen ihn Mattis zu nennen? "FÜR EUCH HEISST ER MARTIN!! IHR DÜRFT IHN NICHT MATTIS NENNEN! AUSSERDEM SCHLAFE ICH MIT WEM ICH WILL UND WO ICH WILL!!!!" Noch bevor Großvater etwas sagen konnte, drehte ich mich um, und sperrte mich in mein Zimmer. Heulend verkroch ich mich in meinem Bett. Von draußen hörte ich ihn schreien und schimpfen, während die Großmutter ihn beruhigen wollte. Eine Zeitlang trommelte er auch an meine Tür, und schrie mich an sofort aufzumachen, was ich wohl denke, wer er sei? Sein Getöse vor meinem Zimmer zu hören, gab mir so etwas wie eine innere Genugtuung, aber nur für kurze Zeit. Nachdem es draußen ruhig geworden war, kam die Großmutter an meine Tür, und entschuldigte sich für Großvaters Benehmen, ich schaltete meine Stereoanlage an, und tat so, als würde ich sie nicht hören. Ein paarmal klopfte auch Elsi an meine Tür und fragte ob ich auch böse auf sie sei. "Elsi, du bist die beste Schwester, die ich mir nur wünschen kann, ich bin nicht böse auf dich, aber du hast gehört, ich soll dich da nicht mit reinziehen!" "Scheiß- Großeltern!" "Hör auf, sowas sagt man nicht, woher hast du denn das?" "Das hab ich mal von dir gehört!" "Dann vergiß es schnell wieder, geh spielen!" Elsi verzog sich in ihr Zimmer, und schon bald konnte ich sie die Lieder, die sie in der Schule lernten, singen hören.

Um 17°° kam Martin nach Hause, ich hörte wie sein Schlüssel im Schloß knackte. Ich stellte mich an die Tür, um alles möglichst genau zu hören. "Hallo Elsi, wo ist das Kummerkind?" bevor Elsi antworten konnte, antwortete der Großvater kühl: "Auf ihrem Zimmer!" "Aha, und warum ist sie dort? Ist sie schlecht gelaunt?" "Ja, wegen dem Opa!" Elsi hatte es doch noch geschafft, damit herauszuplatzen. "Warum?" – Martin klang echt erstaunt – "Großvater, was hast du gemacht?" "Ich habe ihr lediglich erklärt, das sie mit ihrer Großmutter nicht so reden dürfte, wie in der Früh!" "Spinnst du? Die Großmutter hat uns verboten in einem Bett zu schlafen, weil wir dort angeblich auf Unzüchtige Gedanken käme, was ausgemachter Blödsinn ist! Egal, was sie in der Früh gesagt hat, sie kann es bestimmt rechtfertigen!" "Du redest nicht so in diesem Tonfall mit mir! Martin, ich warne dich!" "Ich rede noch immer wie ich will!" Da setzte es auch für Martin eine Ohrfeige. Elsi begann wieder zu weinen, die Großmutter versuchte sie zu beruhigen, sie riß sich aber von ihr los, und klammerte sich ängstlich an Martin. "Hast du keine andere Möglichkeit deinen Standpunkt klarzumachen außer mit Gewalt?" Ich bewunderte Martin für seine Selbstbeherrschung. "Sie hat versucht deine kleine Halb- Schwester in die Sache mit reinzuziehen!" "Ich glaube nicht, das Mieke irgend etwas tun würde, um Elsi zu schaden, ganz im Gegensatz zu dir, da du sie mit Gewalt in der Familie konfrontierst!" "Red nicht so großgoschat mit mir! Ich weiß sehr wohl, was für Elsi gut ist, und was nicht, ich habe schon 5 Kinder erzogen, erzähl du mir nicht, das ich mich damit nicht auskenne!!" - Aus Martins späterem Bericht erfuhr ich, dass Großvaters Kopf schon wieder gefährlich rot war. – "Edmund, beruhig dich, denk an deinen Blutdruck!" "Ich scheiß auf meinen Blutdruck, niemand hat die Erlaubnis so mit mir zu reden!" "Martin, dann sei wenigstens du vernünftig!" "Er darf mit der Mieke nicht machen was er will! Sie ist meine Schwester, und ich lasse das nicht zu!" – Ich hörte, wie Martins Stimme immer lauter wurde, dann unterbrach ihn der Großvater – "Vergiß nicht, HALB- Schwester!" Jetzt zuckte Martin vollends aus. Von draußen hörte man nur noch unverständliches Geschrei, Geschimpfe, Gefluche, und dazwischen Elsis Weinen und Großmutters Flehen und Jammern. Nach einer ½ Stunde erst wurde es draußen wieder still. Ich lauschte noch einmal, konnte aber nichts mehr hören.

Plötzlich klopfte es zögernd an meine Tür. "Mieke, darf ich reinkommen?" Ich schloß die Tür auf und ließ Martin rein. Nachdem ich wieder zugesperrt hatte, fielen wir uns in die Arme. Obwohl ich nicht wollte, begann ich wieder zu weinen. "Oh Mattis!" "Mieke, meine Mieke! Ich bin ja da!" Tröstend strich mir Martin über den Rücken, und flüsterte mit beruhigende Worte ins Ohr. "Er hat mich furchtbar angeschrien! Und gemeint, dass du einen schlechten Einfluß auf mich hast! Und eine Ohrfeige hat er mir verpaßt!" Von einem Schluchzer geschüttelt, verstummte ich. Martin sah sich meine Wange an. "Scheiße, die ist ja feuerrot! So etwas darf er nicht tun!" Vorsichtig berührte er die rote Stelle, sodas ich zusammenzuckte, es brannte scheußlich! "Dieser Mistkerl! Ich bring ihn um!" Martins Wange sah echt schlimm aus, purpurrot und angeschwollen, doch ihn interessierte es nur, was mit mir passiert war. Ich erzählte im die Geschichte noch einmal bis aufs kleinste Detail. Martin schüttelte immer wieder verstört den Kopf, und wiegte mich beruhigend hin und her wie ein kleines Kind. "Er hat uns doch noch nie geschlagen! Mama & Papa waren immer gegen Gewalt!" "Ich weiß, ich weiß!" "Er tut so, als würdest du nicht mein Bruder sein, er meint, du gehörst nicht mal zur Familie! Er will, dass wir uns nicht mehr sehen!" "Dieses Schwein! Mieke, du weißt, das ich dein Bruder bin, und ich werde es auch immer sein!" "Ja, das bist du! Du, Mattis?" "Ja?" "Ich hab dich lieb!" "Ich hab dich auch lieb Mieke!" Es tat so gut mit ihm zusammen zu sein. Auf einmal spürte ich, wie eine Träne auf meinen Haaren landete. Martin hatte angefangen leise zu weinen. Ich hatte ihn nur selten weinen sehen. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und drückte ihm ein Bussi auf den Mund. "Ich hab dich lieb Mattis! Es wird alles gut!" Wieder gab ich ihm ein Bussi auf den Mund. Er hielt mich fest an sich gepreßt, und atmete schwer durch. Wieder und wieder küßte ich ihn auf den Mund, und auf die rechte Wange. Mutter hatte früher immer gemeint, dass Küssen die beste Medizin für alles wäre. Ich wischte Martin die Tränen vom Gesicht und wir setzten uns auf mein Bett. Lange betrachtete Martin meine Wange und hauchte mir einen Kuß drauf. Es tat schrecklich weh, und vor Schmerz zuckte ich wieder zusammen. "Entschuldige Mieke,..... das wollte ich nicht, .....ich wollte dir nicht weh tun!" Ängstlich sah Martin mich an. "Ich weiß, du würdest mir nie weh tun Mattis!" "Ja, das könnte ich nicht!" Immer öfter küßten wir uns, immer nur kurz und vorsichtig, doch je länger wir so dasaßen umso wilder wurden unsere Küsse. Plötzlich hielten wir innen, und sahen uns lange an. Liebevoll strich Martin mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

Als sich unsere Lippen berührten, war es, als würde in mir drin eine Bombe explodieren. Zögernd und schüchtern küßten wir uns, dann immer länger und inniger. "Mattis, ich weiß nicht, ob wir das tun sollten?" Ich drückte ihn besorgt etwas von mir weg. "Ich weiß es auch nicht Mieke, ...ich weiß es auch nicht!" Zärtlich küßte er mich am Hals. Ein kribbelnder Schauer durchlief mich. "Wo, wo sind die Großeltern?" "Warum, du hast doch abgeschlossen, oder?" "Ja, aber wenn sie es mitbekommen, dann werden sie uns trennen, und ich möchte nicht ohne dir leben!" "Das möchte ich auch nicht Mieke, ich KANN ohne dir nicht leben!" Er sah mich besorgt an. "Die Großmutter ist einkaufen, und der Großvater ist mit Elsi in den Park gegangen." "Gut!" Wir legten uns aufs Bett, und Martin zog sein T- Shirt aus. Während ich begann seinen Oberkörper zu küssen, schlüpften Martins Hände unter mein Leiberl, und spielten mit meinem Bauchnabelpiercing. Wie zufällig streifte er meine Brüste und zog mir das T- Shirt über den Kopf. Mit geschlossenen Augen lag ich auf dem Bett, spürte wie er meinen BH öffnete, und genoß das Gefühl der Erregung, das mir bei jeder von Martin Berührungen durch den Körper jagte. Vorsichtig streichelte Martin über meinen Busen und küßte meine Brustwarzen. Es lief mir heiß & kalt den Rücken runter. Langsam öffnete ich Martins Hose, streifte sie ihm ab, und befreite auch mich aus meiner Jean. Ich spürte seine Hände auf meinen Oberschenkeln, spürte sie überall an meinem Körper, spürte die Wärme die von ihm ausging, seinen heißen Atem auf meiner Haut, spürte seine Lippen auf meinen und spürte ihn in mir. Wir schliefen miteinander! Martin ging sehr behutsam mit mir um, als wäre ich furchtbar dünn und zerbrechlich.

Als wir dann nackt nebeneinander in meinem Bett lagen schoß mir nur ein Gedanke durch den Kopf: Ich hatte mit meinem Bruder geschlafen! "Mattis, ....sind wir, sind wir jetzt pervers?" "Nein Mieke, wir sind ganz normal!" Martin streichelte mir über den Bauch. "Aber du bist mein Bruder,.... wir dürfen das nicht!" Martin setzte sich neben mir auf. "Mieke, jetzt ist es eh zu spät! Aber keine Angst, genaugenommen hat der Großvater Recht, ich bin nur dein Halb- Bruder, das macht es etwas besser!" "Hm, vielleicht, ....aber wir dürfen das nicht mehr machen Mattis!" "Ja, wir machen es nicht mehr, das war das einzige Mal!" "Eine Ausnahme war es, jetzt wird alles wieder normal" Eine Ausnahme, jetzt wird alles wieder normal! Der Satz blieb irgendwie in der Luft hängen, nachdem in Martin ein paarmal leise vor sich hingesagt hatte. Es wird alles wieder normal! Es war nur eine Ausnahme! Konnte soetwas eine Ausnahme bleiben? Ja, ich dachte schon. Beruhigt schliefen wir ein.

(...)