Markus Grundtner (15)

Idylle

Ignoriere den gewissenlos sauber gefegten Schotterweg zur Kirche
und die gegossenen Blumen an den Grabstätten
sowie in den Vorgärten.

Vermeide einen Blick auf den freundlich winkenden Nachbarn
und seinen sattgrünen,
immer frisch gemähten Rasen.

Übersieh das gesellige Kartenspiel der Männer
und die täglichen Treffen der Frauen
zu Kaffee und Kuchen.

Streiche den Briefträger
und seinen lächelnden Gesichtsausdruck beim Anblick
eines bellenden Rottweilers aus deinem Gedächtnis.

Vergiss die Gemeindepolizisten
und ihren zuvorkommenden Umgang
mit jedem einzelnen Einwohner.

Retuschiere das makellose Schild am Dorfrande
und die gastfreundliche Inschrift
zur Begrüßung der »Fremden«.

Jetzt dürftest du ihn sehen:
Den Dreck unter ihren sauberen Fingernägeln.