Sarah Folbrecht (15)

OHNE MICH

geknebelt, mit gestopftem maul
werde ich hier zur antwort gebeten.
getreten, missachtet und verhöhnt werde ich,
genau wie meine meinung.
unbeachtet dann,
wenn ich mir publikum erwarte
und gehetzt bis zum letzten
habe ich doch nur seelenfrieden verlangt.
die antwort,
die meinung,
die pfosten meines tiefsten ich
erfragt, gefangen und vor meinen augen zerschmettert,
sodass ich sehe,
wie mich jede einzelne scherbe zerkratzt,
sich wie ein splitter in mich hinein frisst
um dort zu zerstören
was noch hätte werden können.
aber wie lange
glaubt ihr mich noch in euren ketten aus einstirnigkeit fesseln zu können?
eines morgens wird er kommen
der tag der befreiung,
das herausführen aus der wüste,
der weg zum licht.
ohne mich werdet ihr hier verharren,
die leere eurer blicke wird ihren zweck sehr wohl erfüllen.
unverbessert, besiegt und genauso verschlossen wie an eurem ersten tag
werdet ihr hier krepieren,
denn vegetieren
heißt noch lange nicht existieren.