Julia Wurzinger (11)

Der Bus

Viktoria stand wie immer an der Bushaltestelle. Ärgerlich guckte sie auf die Uhr. Der Bus hatte schon eine halbe Stunde Verspätung, langsam wurde ihr kalt. Die leichte Brise, die gerade vorher noch um sie herumgestrichen war, hatte sich innerhalb weniger Minuten in einen Sturm verwandelt. Da tauchte endlich der Bus aus dem Nebel auf. Wurde aber auch Zeit, dachte Viktoria und stieg ein. Noch einmal schaute sie auf die Uhr. Dann seufzte sie. Der Unterricht hatte schon vor fünf Minuten begonnen. Eine Kurve. Viktoria wurde herumgeschleudert. Warum fährt der Bus so schnell? Und warum redet hier niemand, schoss es Viktoria durch den Kopf. Schließlich stand sie auf und ging nach vorn.

»Entschuldigung«, sagte sie laut, »ich habe es mir anders überlegt, dürfte ich bitte aussteigen?«

Nachdem sie eine Minute lang gewartet hatte, rüttelte sie den Fahrer des Busses an der Schulter. Der aber drehte nur den Kopf und sah Viktoria höhnisch an. Viktoria schreckte zurück. Woher kommt mir dieses Gesicht so bekannt vor, dachte sie. Da erinnerte sich Viktoria, was vor einem Jahr in der Zeitung gestanden hatte: »Tödlicher Unfall: Ein Bus wurde aus einer Kurve hinausgeschleudert, zwei Minuten später explodierte das Fahrzeug. Alle, die in dem Bus saßen, waren sofort tot. Zwei Tage später verschwand der Bus spurlos von der Unfallstelle.«

Nachdem Viktoria das gedacht hatte, fuhr der Bus plötzlich gegen eine Wand. Alle im Bus sahen sie höhnisch an. Die sind ja schon alle tot, doch ihre Augen leuchten rot. Egal, in zwei Minuten explodiert dieser Bus, dachte Viktoria. Sie drückte gegen die Tür. Eine Minute, dachte sie. Da kam ihr eine Idee. Sie drückte den Nothebel um die Tür aufzumachen. Da öffnete sich die Tür. Viktoria stürzte hinaus. Erst in weiter Ferne blieb sie stehen. Ein Krachen, sie sah wie der Bus in alle Stücke zerfiel. Ich bin gerettet, dachte Viktoria, bevor sie sich auf den Weg zur Schule machte.