Evelyn Weinfurter (13)

Probleme mit den Eltern

Dreizehn pastellfarbene Kerzen prangten auf meiner Geburtstagstorte – eine magische Zahl, meine Glückszahl. Keine Frage, das kommende Jahr würde mein absolutes Glücksjahr werden, da war ich mir ganz sicher.

Ich war nun zum Teenager aufgerückt, und infolgedessen hatte ich auch Anspruch auf mehr Freiheiten, so dachte ich jedenfalls. Doch es kam so ganz anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Anstatt mehr Rechte bekam ich immer mehr Pflichten. Mein Leben hat sich seitdem drastisch verändert, und der Haussegen hängt meist schiefer als schief. Ehrlich, so habe ich mir die Teenagerzeit wirklich nicht vorgestellt!

Vieles, was Mama bislang anstandslos und ohne mit der Wimper zu zucken für mich erledigt hatte, bleibt nun an mir hängen. Das ist schlimm, wirklich schlimm, zumal ich mich einfach nicht dazu überwinden kann, mein Zimmer aufzuräumen. Ich liebe nun mal dieses Chaos, ich brauche es wie die Luft zum Atmen. Doch um des häuslichen Friedens Willen habe ich neulich meinen inneren Schweinehund bezwungen und mal Ordnung in die Bude gebracht. Nach stundenlanger Schufterei sah mein Zimmer zwar einigermaßen manierlich aus, aber es wirkte plötzlich so kalt und steril wie ein OP-Saal. Zu allem Überdruss fand ich danach überhaupt nichts mehr.

Seit dieser Misere verteile ich meine Sachen wieder nach altbewährter Manier auf Schreibtisch und Fußboden. Der Haken an der Sache liegt aber darin, dass sich meine Mutter für diese überaus praktische und auch zeitsparende Maßnahme so ganz und gar nicht begeistern kann. Sobald sie ihre Nasenspitze in mein Zimmer steckt, ist sie jedesmal in Null-Komma-Nichts einem Herzanfall nahe. Aber schlau wie ich bin, habe ich neulich ein Schild mit der Aufschrift "Betreten auf eigene Gefahr" an meine Zimmertür geklebt. Natürlich mit Superkleber, versteht sich!

Doch für den Ernstfall, man kann ja nie wissen, habe ich vorsichtshalber die Notarztnummer gleich neben dem Telefon deponiert. Sicher ist sicher! Außerdem schenke ich ihr jedes Jahr zum Muttertag eine große Packung Baldrianperlen und eine Flasche Buerlecithin. Man tut, was man kann!

Ein weiterer Streitpunkt sind bei uns die leidigen Klamotten. Meine Eltern würden mich nach wie vor wohl am liebsten in Faltenrock und Rüschenbluse sehen, womöglich noch mit geflochtenen Zöpfen und rosa Schleifchen im Haar, so ganz nach dem Motto: "Hauptsache nett und adrett, so wie es Mama gerne hätt." Doch neulich habe ich meiner alten Jeans klammheimlich zu einem gewissen modischen "Touch" verholfen. Mit viel Fingerspitzengefühl und Papas Rasierklinge habe ich ihr supertolle Fransen verpasst. Sah echt cool aus, das alte Stück! Doch kaum ein paar Tage später hing besagte Jeans frisch geplättet im Kleiderschrank, und die so kunstvoll ausgefransten Nähte waren wieder feinsäuberlich eingesäumt. Typisch Mama!

Leider Gottes ist auf meinen Vater auch kein rechter Verlass. Anstatt mir den Rücken zu stärken, verschanzt er sich schon beim leisesten Anzeichen von häuslicher Gewitterstimmung hinter der Zeitung und taucht erst wieder auf, wenn sich der Sturm gelegt hat. Außerdem kann auch er hin und wieder ganz schön nerven. Vor allem dann, wenn er mich von der Schule abholt und durch das offene Autofenster meilenweit die Oberkrainer zu hören sind. Das ist mir vor meinen Mitschülern jedesmal so etwas von peinlich, dass ich mich am liebsten in einem Mauseloch verkriechen würde. Auch abends beim Fernsehen geht mir Papa meist tierisch auf den Wecker. Kaum sitze ich gemütlich vor dem Fernseher, schnappt er sich flugs das Fernsehkastl und zappt unentwegt durch sämtliche Kanäle.

Kurzum, man hat es mit den Oldies mitunter wahrlich nicht leicht. Doch mit ein bisschen mehr Toleranz von ihrer Seite könnte das Zusammenleben weitaus besser klappen. In dieser Richtung, denke ich, müssen die Erwachsenen wohl noch hart an sich arbeiten.