Bernadette Weber (11)

Die grausame Ecke am Fuße des Schlossberges

Am Fuße des Schlossberges hauste einmal, vor mehreren Jahren, ein Zwergenmännchen mit Namen Polalu. Ursprünglich führte er im Turm ein wohlhabendes Leben. Eigentlich sollte er wie all die anderen Lalu-Zwerge gemeine Streiche und Pläne ausführen. Polalu aber liebte es, den Grazern immer zu helfen. Deshalb stießen ihn seine Zwergenkollegen mit einem Gebrüll: »Verflucht seist du, Heinzelmännchen!« den Schlossberg hinab. Er dürfe erst wieder im Schatten des Uhrturms leben, wenn er den Steirern einen fürchterlichen Streich spiele. Und da Polalu dies vermeiden wollte, musste er in einer grausamen Ecke der heutigen Stiegengasse wohnen. Eine Zeit lang hielt er das aus. Aber er wusste nicht, dass man in dieser Ecke hinterhältig und gemein werden würde. Er wurde so wie die anderen Laluzwerge und plante einen Streich.
In einer finsteren Nacht schlich sich dann eine kleine schwarze Gestalt mit langem Bart den hohen Schlossberg hinauf. Mit Werkzeugen in der Hand kletterte sie den Uhrturm hinauf und ... vertauschte die Zeiger. Von nun an zeigte der kleine Zeiger die Minuten, und der große die Stunden. Den Menschen machte es nicht sehr viel aus. Ein wenig verwundert waren sie, das versteht sich, aber sie gewöhnten sich bald an das neue System. Polalu aber machte dies zornig. Und wollte Graz vernichten.
Von seinem Vorhaben merkte aber die Fee Abyrella so manches. Sie hatte den netten Zwerg so geliebt und opferte alle ihre Zauberkräfte, damit sie aus Polalu wieder das freundliche Heinzelmännchen machen könne. Sie konnte nun nicht mehr zaubern, aber hatte wieder ihren kleinen Freund. Die grausame Ecke aber wurde zugemauert. Und wenn sie jemand aufreißt – nein, das wollen wir keinem wünschen!