Pauline Vörös (10)

Die Neue-Welt-Gasse

Es war im Jahre 1788. Hanna saß mit ihrer Mutter in der Kutsche. Sie fuhren die Alte-Welt-Gasse entlang. Es wurde 12 Uhr. Da sah sie einen armen Betteljungen. Er sah sie mit seinen blauen Augen an. Sie warf 140 Schilling in den Hut. Er bedankte sich. Er lief der Kutsche hinterher, bis er nicht mehr konnte. Da sprang Hanna ab. Ihre Mutter bemerkte das nicht einmal. Erst als sie im Schloß ankam.

Hanna und der Junge gingen in der Stadt umher. Er erzählte ihr seine Lebensgeschichte. Und sie ihm ihre. Sie mochten sich sehr. Obwohl sie sich gerade erst kennengelernt hatten. Sie merkte, dass sie ihre Tasche die ganze Zeit mitschleppte. Also waren sie ja eigentlich nicht arm. Da fand Hanna 2000 Schilling in der Tasche. Da sie solchen Hunger hatten, gingen sie in die Gaststätte und kauften sich zwei Schweinehaxen. Als sie wieder zurückkamen, raste eine wunderschöne, blau bemalte Kutsche vorbei. Sie konnten sich gerade noch aneinander klammern. Auf einmal fiel eine prallgefüllte Geldtasche hinunter. Hanna und der Junge, der übrigens Max hieß, hoben sie auf. Das war ja viel Geld!! Sie stellten fest, dass das die Tasche des Bürgermeisters war. Sofort liefen sie der Kutsche nach. Doch diese war schon längst verschwunden. Also liefen Hanna und Max sofort zum Rathaus.

Dort sahen sie schon zirka 20 Wachposten, die verzweifelt nach der Tasche suchten. Max fragte, ob sie durch das Tor dürften. Als die Wachposten sahen, dass sie die Tasche unter dem Arm hatten, sagten sie sofort: "Ja!"

Der Bürgermeister staunte nicht schlecht, als er die beiden zerlumpten Kinder mit der Tasche sah. "Habt ihr denn keine Eltern?" fragte er, nachdem er die Tasche an sich gerissen hatte.

"Nein!" sagten sie.

"Sie sind schon tot." Sagte Hanna spöttisch.

Der Bürgermeister tuschelte etwas mit den Dienern. Dann gingen die Diener mit Max und Hanna ins Badezimmer, dort wurden sie erst einmal richtig abgeschrubbt. Und richtig schön gekleidet. Nun sahen sie aus wie König und Konigin. Dann gab der Bürgermeister ihnen noch 2000 Schilling mit auf den Weg. Höflich bedankten sie sich bei ihm. Dann wurde wieder getuschelt, diesmal aber waren es der Bürgermeister und Max. Der Bürgermeister war begeistert.

Sofort machten sich einige Baufirmen auf den Weg zur Alten-Welt-Gasse. Nach einem halben Jahr war das Werk vollendet: Zu Ehren Max und Hannas wurden in der Alten-Welt-Gasse alle Häuser mit wunderschönen Figuren und Gemälden verziert. Max holte Hanna von der Wohnung, die der Bürgermeister ihnen in der Zeit, in der die Gasse gebaut wurde, gegeben hatte, ab. Als Hanna diese Pracht sah, konnte sie sich nicht mehr halten, vor Rührung in Tränen auszubrechen. Sie fiel Max um den Hals. Nun zogen sie in das Haus, das genau vor der Stelle stand, wo sie sich das erste Mal getroffen hatten.

Nun brauchte die Gasse aber einen anderen Namen. Dafür war Hanna zuständig. Lange überlegte sie. Da hatte sie eine Idee. Von nun an hieß die frühere Alte-Welt-Gasse: Neue-Welt-Gasse.