Thera Töglhofer (13)

Die krankhafte Suche nach meiner großen Liebe

Sommerferien! Schon seit zwei Wochen. Sommer, Sonne, sorgenlose Tage, Schwimmen, Faulenzen, keine Schule, keine Lehrer, keine Hausaufgaben. Herrlich, aber nicht perfekt. Denn eines fehlt noch: Boys! Jede Menge super-aussehende, gutportionierte, nette Kerle. Ich habe mir nämlich fest vorgenommen, in diesen Ferien meine große Liebe zu finden. Oder zumindest einen kleinen Ferienflirt. Das ganze Jahr über war ich passiv. Also in Wartestellung. Aber nicht einmal ein Verehrer ließ sich blicken. Deshalb beschloß ich, in die Offensive zu gehen und meine große Liebe so lange zu suchen, bis ich sie finden würde. Und auch, wenn sich die Boys mit Füßen und Händen wehren würden. Ich würde sie in den siebenten Himmel zerren. Freiwillig oder ... unfreiwillig.

Gleich am ersten Ferientag besorgte ich mir einen Stapel Bravo, Girl, Mädchen, Sugar und Playboy, um mich zu informieren, was gerade so abging. Doch mit diesen gutaussehenden, geschminkten, gestylten, perfekten Wonderbra-Mädels konnte ich nicht mithalten. Es war deprimierend.

Also plazierte ich den Stapel im Schrank, wo er ungelesen verschimmeln sollte. Dann begann ich, den Ernstfall zu üben. Ich lächelte mir selbst zu, übte winken und unauffällig zu schielen. Gerade als ich, weil sich keine Testperson zur Verfügung stellte, den Spiegel küßte, ging die Tür auf.

„Was machst du denn da?" fragte meine Mutter erstaunt.

„Ich, ähm, ich ... ich putze den Spiegel!" Hastig zog ich ein Taschentuch hervor und polierte den Spiegel blank, während ich tomatenketchuprot anlief.

„Aha. Na, wenn du schon dabei bist, kannst du auch noch alle anderen Spiegel putzen. Oje, das war ein Eigentor. Nachdem ich die Zwangsarbeit verrichtet – also sämtliche Spiegel geputzt – hatte, beschloß ich, unsere gesunde Stadtluft – Schwefeldioxidanteil 23%, Kohlenwasserstoffgehalt 24%, Kohlendioxide 59%, Sauerstoff minus 60% – zu inhalieren, zwecks Ablegung meiner Schüchternheit. Ich wollte fremde Leute einfach anreden und sie etwas fragen. Schließlich sollte es nicht passieren, daß ich auf Aufreißtour zu schüchtern war, um Superman anzusprechen. Mein erstes Opfer war ein zirka dreißigjähriger durchtrainierter Bodybuilder.

„Hallo, könnten Sie mir mal sagen, wie spät es ist?"

„Du hast doch eine Uhr am Handgelenk."

„Ääh, ja! Aber die ist kaputt. Gibt keinen Mucks von sich."

„Piep, piep, piep, piep." Klar, das war ja vorauszusehen. Ausgerechnet jetzt mußte meine angeblich kaputte Uhr lospiepsen. Ich stammelte einen Gruß und machte mich schleunigst aus dem Staub.

Als nächstes ließ ich vor einem gutaussehendem Jüngling eine Münze fallen. Dieser dachte aber nicht daran, diese für mich aufzuheben. Statt dessen bückte sich ein Pensionist danach und verriss sich dabei das Kreuz.

Nach den zwei gescheiterten Versuchen beschloß ich, mich für eine Weile aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen.