Cordula Simon (12)

Hochwürdens stressigster Tag

Es war ein Sonntagmorgen, als der Pfarrer im mittelalterlichen Dorf gerade seine drei Hunde fütterte: Maximilian, Balduin und Ludwig. Da kam er auf die Idee, dass er vielleicht noch Messe halten musste. Schließlich war Sonntag, oder Samstag? Der alte Pfarrer war nämlich etwas vergesslich. Eigentlich sah er gar nicht alt aus. Er war relativ dick und hatte stets ein Lächeln auf dem runden Gesicht. Oft trug er einen großen runden Strohhut, er war nämlich begeisterter Hobbygärtner. Natürlich war es schlecht, wenn er vergaß, den Strohhut vor der Messe abzunehmen. Er wollte also ins Haus gehen, um wegen der Messe nachzusehen.
»Herr Pfarrer, Herr Pfarrer! Wo bleiben Sie denn?« Die Köchin lief ihm entgegen. »Sie müssen heute in der Nachbargemeinde Wortgottesdienst halten!«
So raffte er sein Messgewand zusammen und rannte aus dem Haus.
»Heute zum Mittagessen gibt's Bratwürste!« rief ihm die Köchin noch nach. Bratwürste waren seine Lieblingsspeise, mit extra viel Sauerkraut dazu. Vor der Tür stand gerade der »Postbus«. Ein mittelaterlicher Postbus ist ein bäuerlicher Heuwagen mit Ochsenfuhrwerk. Herr Hochwürden stieg auf und fuhr ins Nachbardorf. Dort rannte er in die Kirche und stellte sich hinter den Altar. Den Strohhut hatte er noch immer auf. Da fragte der Priester, der neben ihm stand: »Was machen Sie hier?«
»Ich soll hier predigen, oder nicht?«
»Nein, hier bestimmt nicht«, erwiderte der andere. So rannte der alte Pfarrer aus der Kirche. Er war mit dem Postbus in die falsche Richtung gefahren.
Als er zu Mittag endlich zu Hause war, erklärte ihm die Köchin, dass es keine Bratwürste gäbe. In der Speisekammer waren keine Würste, obwohl sie sicher war, am Vortag erst welche gekauft zu haben. So gab es trotz eines stressigen Vormittags kein Mittagessen. Nachmittags kam eine Frau zum Beichten. Als sie gegangen war, hörte der Pfarrer noch ein leises Winseln im Beichtstuhl.
»Na, Balduin, kommst du zum Beichten? Ich weiß schon, die Würste, du Gauner.«
Als er später die Hunde füttern wollte, merkte er, dass das Hundefutter aus war.
»Kein Wunder, dass Balduin geklaut hat«, murmelte Herr Hochwürden.