Erna Memic (10)

Die Schlafwandlerin

Antonia und ihre Mutter sind Schlafwandlerinnen. Das haben sie bemerkt, nachdem sie beim Schlafwandeln zusammenstießen und aufwachten. Seitdem schlafwandelt Antonia in einer Nacht und ihre Mutter Friederike in der anderen. Doch Antonia kann nicht mehr schlafen, denn wenn ihre Mutter schlafwandelt, muss sie unbedingt in der Küche die Gläser waschen, und wenn Antonia schlafwandelt, kann das Friederike auch nicht leiden, sie zieht nämlich ihre schönsten Kleider an und macht den CD-Player ein und tanzt.

Eines schönen Morgens, als die Mutter Antonia leise mit Tränen im Gesicht aufweckte, bekam Antonia einen Schreck: "Aber Mama, was ist passiert?" fragte sie.

"D... d... dein Vater wurde erstochen." Stotterte sie zitternd und weinte.

Antonia brach auch sofort in Strömen zu weinen aus. "Weiß man denn schon, wer es war?" fragte sie ihre Mutter.

"Das Messer, mit dem er erstochen wurde, lag mit meinen Fingerabdrücken gleich neben der Leiche deines Vaters." Antwortete die Mutter.

"Aber Mama, wie konntest du das nur tun!" schrie Antonia.

"Anscheinend bin ich schlafgewandelt." antwortete die Mutter.

Ins Gefängnis musste die Mutter deshalb zwar nicht, doch vor das Gericht schon. Dort wurde beschlossen, dass bei Vollmond irgendein Polizist die Mutter und die Tochter bewachen sollte.