Lisa Heidinger (9)

Der kleine Außerirdische

Eines nachts konnte ich nicht schlafen. Ich war sehr unruhig. Der Mond schien sehr hell – es war Vollmond. Plötzlich hörte ich einen lauten Kracher. Ich ging zum Fenster, doch irgendetwas leuchtete ganz hell und blendete mich. Ich konnte nichts erkennen. Da lief ein kleines, rotes Männchen vor dem Fenster vorbei. »Ach, ich seh’ schon eine Fatamorgana!«

Doch da, wieder! Dann blieb das rote Männchen vor dem Fenster stehen. Ich erschrak! Es hatte nämlich Augen wie eine Zeichentrickfigur! Es glupschte mich an und zuckte mit seinem Körper, als ob ihm jemand einen Elektroschock gäbe. Das Männchen hatte einen Mund, aber keine Zähne. Da hörte ich mehrere Polizeisirenen, und jetzt war mir klar, dass das keine Fatamorgana, sondern ein AUSSERIRDISCHER war.

Das Männchen hämmerte mit seinen kleinen Händen auf die Fensterscheibe. Irgendetwas schrie es. Ich traute mich nicht, das Fenster zu öffnen, doch da rollten Tränen über seine Backen, und es tat mir fürchterlich Leid. Ich dachte an den Film »E. T.« und war fest entschlossen, das Fenster zu öffnen, weil ich nicht wollte, dass mit dem Männchen das Gleiche passierte wie mit E.T.

Ich vergaß meine Angst, machte das Fenster auf und half dem Außerirdischen rein und versteckte ihn unter meiner selbstbemalten Bettdecke. Nach einer Stunde holte ich ihn raus.

Mein Mund war wie zugenäht und mein Körper wie eingefroren.

Da sagte der Außerirdische: *»Xrlmysinox?« Ich verstand ihn zwar nicht, aber ich fühlte, was er wollte.

Plötzlich konnte ich wieder reden. »Ja«, sagte ich, »das muss sich machen lassen. Nur, wie?« Ich überlegte und dachte an ein Katapult. Ich erklärte dem Außerirdischen meinen Plan.

Er sagte: **»Rölixuxenir?«

»Ja, das schaffen wir«, sagte ich. Ich holte einen Schöpflöffel und legte einen Schuhkarton darauf. Dann spannte ich einen Gummi zwischen zwei Nägel, die ich in das Fensterbrett geschlagen hatte. Ich pickte den Schöpflöffel auf den Gummi, und fertig war das Katapult!

Ich holte schnell Mamas Fotoapparat und fotografierte den Außerirdischen. Dann setzte ich den kleinen roten Mann in den Schuhkarton.

Der Kleine sagte: ***»Ürloxy!«

»Tschüss«, sagte ich auch und ließ den Löffel los.

Da sah ich nur noch, wie der Außerirdische davonsegelte.

»Es hat geklappt!« rief ich. Das Männchen wurde nie mehr gesehen und ich war froh, dass ich ihm geholfen hatte. Ich schaute zum UFO hinaus und da löste es sich langsam in Luft auf.

 

* Kannst du mir helfen, zu meinem Planeten zurückzukommen?

** Glaubst du, das schaffen wir?

*** Auf Wiedersehen!

 

 

Apfelsaft auf besondere Art

Es lebte einmal ein Mann, der sich sehr komisch verhielt. Alle sagten, er wäre verrückt, darum wurde er »der Verrückte« genannt. Er wollte eine Welt-Vernichtungs-Chemikalie erfinden.

Am Anfang versuchte er es mit einem Rosenblättersaft und am Schluss mit Apfelsaft. Er mischte viele Sachen in den Apfelsaft: Kakao, Zitronensäure, Kümmel, Ketchup, Spinnenbeine, Froschschleim und Fledermauspudding, kochte ihn heiß und gab ihn anschließend in die Tiefkühltruhe.

Als er am nächsten Morgen aufwachte, um nach dem Apfelsaft zu sehen, war er ganz verdutzt. Der Apfelsaft hatte komische Rollaugen, dünne Füße und einen lächelnden Mund!

Der Verrückte sprang vor Schreck zurück. Weil er so sehr schrie, bekam der Apfelsaft auch Angst und begann ebenfalls zu schreien.

Er sprang aus dem Tiefkühlschrank und lief davon. Der Verrückte lief hinterher und versuchte, den Apfelsaft festzuhalten, aber erstens war er zu langsam, und zweitens fiel er auf die Nase, weil er die Stiege übersah. Der Apfelsaft sprang die Treppe hinauf, so schnell er konnte, und rannte in ein Zimmer, in dem er beinahe erstickte. Da stand, riesengroß und stinkig, das Klo!

Der Apfelsaft wollte sehen, was das war und trat aus Versehen auf die Spülung. Schon verlor er das Gleichgewicht, plumpste ins Klo und wurde von dem Wasser mitgerissen. Der Apfelsaft landete in der Kanalisation. Er konnte sich an einer Leiter festhalten und hinaufklettern. Als er oben ankam, kroch er durch das Kanalgitter auf die Straße und wollte sich umsehen, doch da hörte die Zaubermischung des Verrückten auf zu wirken, und auf der Straße lag – eine ganz normale Flasche Apfelsaft!