Martina Gütl (12)

SOS: Eichhörnchen und Gummifrosch

"Bitte, bitte, bitte, bitte, ich rufe sie noch einmal auf, diesen armen Hunderln und Katzerln ein neues zu Hause zu geben!" Frau Klinger saß in ihrem Korbsessel und wippte mit ihren gefalteten Händen nach vor und wieder zurück. Ihre TV-Sendung "Wer will mich?" hatte nicht gerade die höchsten Einschaltquoten, und trotzdem bemühte sie sich mit Leib und Seele um die herrenlosen Tiere, die zu ihr gebracht worden waren. Schnell gab sie noch die Telefonnummer bekannt, mit der man einen oder sogar mehrere ihrer Schützlinge erstehen konnte und faselte noch wirres Zeug, dass sie sich über jeden Anruf freute und noch eine Stunde von jetzt an zu erreichen war. Dann schaltete der ORF auf Werbung um.

"Auweh, mein Kreuz!" mit diesen Worten erhob sich Edith Klinger und humpelte – vorgestern hatte sie einen Radunfall an der 3. Ecke Madison Street gebaut – aus dem Studio.

Jetzt fragen sich vielleicht einige, warum?!

Nun ja, die gute, alte Frau war auf ihrem Drahtesel gerade zum Bauernmarkt am Lendplatz unterwegs, als sie, wie schon erwähnt, in die Madison Street einbog. Zu der Zeit redete Edith mit sich selbst und achtete nicht auf den Verkehr. Das Gesprächsthema war der Name dieser Straße, den Frau Klinger allerdings "M-A-D-I-S-O-N S-T-R-E-E-T" aussprach.

"Welcher total Verrückte hat denn eigentlich veranlasst, dass die schöne Volksgartenstraße jetzt so einen depperten Namen trägt!?" regte sie sich in einem fort auf.

Und dann war es auch schon passiert! Sie krachte in eine rote Luxuslimousine, die am Gehsteigrand in der blauen Zone parkte. Edith wurde grob aus ihrem Selbstgespräch gerissen und aus dem Sattel geschleudert. Zum Glück kam sie als erstes mit dem linken Fuß auf und nicht mit dem Kopf oder so. Aber einen Unterschied hätte das auch nicht gemacht. Beklopft war sie so oder so schon. Benommen blieb Frau Klinger sitzen.

Komischer Weise hatte niemand den Unfall gesehen. Dies lag aber sich daran, dass es heute beim Temmel eine Gratiseiskugel gab, und ganz Graz sich dorthin auf den Weg gemacht hatte.

So musste sie mit aller Mühe allein aufstehen und sich auf den Gehsteig schleppen. Dort hörte sie plötzlich zwei hohe, sich streitende Stimmchen. Verdutzt suchte die Fernsehtante nach den Besitzern dieser Stimmen. Und ja, drei Meter rechts von ihr saßen da ein Gummifrosch und ein Eichhörnchen und warfen sich giftige Blicke zu.

"Was fällt dir eigentlich ein, meinen Lockenwickler für meinen Schwanz zu stehlen? Siehst du nicht, wie schlaff er jetzt herunterhängt!!" das Eichhörnchen war aufgebracht bis zum Gehtnichtmehr!

Gleich der Gummifrosch. "Auch wenn du es mir nicht glaubst, ich war’s nicht! Oder verrate mir mal, was ich mit deinem blöden Lockenwickler anfangen könnte. Soll ich vielleicht meine Zunge damit eindrehen!?"

"Du wolltest mir nur ein’s auswischen, weil ich gestern deinen Tümpel mit Nüssen in Beschuss genommen habe!"

"Schon möglich, trotzdem hab ich’s nicht getan! In deiner Schlampigkeit hast du diesen Wickler sicher selbst wo versteckt und findest ihn nicht mehr! Aber immer andere beschuldigen!"

Edith wurde es zu viel und wollte den Streit schlichten, aber egal, was sie versuchte, die zwei Streithansln ließen nicht mit sich reden. Da sah die alte Frau keinen anderen Ausweg, als die beiden in getrennte Manteltaschen zu stecken und zu sich nach Hause mitzunehmen.

Von diesem Tag an kann man auch einen Gummifrosch und ein Eichhörnchen bei "Wer will mich?" als Haustiere erhalten. Natürlich nicht zusammen, sonst würde die ganze Geschichte ja nochmal anfangen.

 

P.S.: Dieser Schwachsinn ist nur durch die Reizwörter:

*Edith Klinger

*Madison Street

*Gummifrosch streitet sich mit

Eichhörnchen

entstanden, die ich von Personen erhalten habe, dessen Namen ich lieber nicht nennen möchte.