Tanja Dornik (13)

MEIN TAGEBUCH

Heute war vielleicht ein schrecklicher Tag! Nur weil ich meine Katze
erwürgt habe, meinte meine Mutter, ich solle zu einem Psychiater gehen,
damit ich wieder "normal" werde. Als sie mich dort abgeliefert hatte, ließ
sie mich alleine bei diesem Gestörten und fuhr inzwischen Einkaufen. Dieser
Psychiater quasselte nur Blödsinn und meinte dann, dass ich in eine
psychiatrische Klinik müsse. Der tickte wohl nicht ganz richtig! Aber er
redete weiter und weiter. Schließlich wurde es mir zuviel und ich stand von
meinem Sessel auf. Langsam spazierte ich auf die andere Seite des Tisches,
wo der Herr saß. Ich zog mein Taschenmesser aus der Hosentasche und erstach
ihn.
Es war total lustig, zuzusehen, wie dieser Irre starb!!!
Plötzlich stürmten drei Männer in den Behandlungsraum herein und steckten
mich in eine Zwangsweste. Die Sekretärin hatte wohl die Schreie vom
sterbenden Psychiater gehört und diese Leute hergeholt. Was wollten die von
mir?
Sie schoben mich aus diesem verhaßten Haus hinaus und schubsten mich in ein
Auto. Zwei der Männer setzten sich neben mich. "Wo wollt ihr mich
hinbringen?", fragte ich sie nun verwirrt. Der eine Mann lachte und meinte
dann: "Na, dorthin wo du hingehörst." Wo gehörte ich denn hin? Ach,
wahrscheinlich würden sie mich jetzt nach Hause bringen!
Doch wir fuhren in eine andere Richtung. Als wir vor einem riesigen Haus
ankamen, erschrak ich. An jedem Fenster war ein Gitter angebracht. Diese
blöden Männer zerrten mich in dieses Gebäude. Ich wehrte mich, kratzte und
biß, trat um mich und spuckte sogar einem Mann ins Gesicht. Keine Chance,
sie waren stärker als ich.
Ein Arzt kam auf mich zu und gab mir eine Spritze. Es wurde schwarz um
mich.
Als ich wieder erwachte, war ich in einem Raum, der viele Fenster hatte.
Vor diesen Fenstern saßen Leute und beobachteten mich. Warum? Frag mich so
etwas nicht, ich habe keine Ahnung. Diese Umgebung machte mich nervös. Ich
rannte zu einer Wand und schlug mit meinem Kopf dagegen. Ich tat es immer
und immer wieder. Die Wände waren aus Gummi, so konnte mir nicht viel
passieren. Und wenn ich mir weh getan hätte, wäre es auch egal gewesen.
Niemanden hätte es interessiert.
Auf einmal sprach jemand durch ein Mikrofon zu mir: "Du bist nicht ganz
richtig im Kopf. Wir führen dich jetzt in dein Zimmer, wo du eine Zeit lang
bleiben wirst. Dann sehen wir weiter!"
Ich wurde in ein anderes Zimmer geführt, wo ich jetzt auf dem Bett sitze
und langsam meine Finger abbeiße.




DIE FLEISSIGEN DIRNDLN

In der Großstadtkanalisation von Graz lebten einmal viele Ratten. Es gab
ein eigenes Dorf, dass Radetzky hieß. In diesem Dorf wohnte drei Ratten,
die viel fleißiger als alle anderen waren. Sie putzten und scheuerten, bis
jeder Boden und jeder Tisch glänzte. Deshalb wurden sie die fleißigen
Dirndln genannt. Sie waren sehr jung und so mussten sie noch die
Rattenschule besuchen. Eines Tages, als sie gerade Schule hatten, raste ein
Meteorit auf die Erde zu. Die Rattenwissenschaftler hatten ihn schon
entdeckt, aber es war zu spät. Sie konnten ihn nicht aufhalten.
Inzwischen läutete die Schulglocke.
Während der großen Pause entdeckte eine Ratte, daß sie ihr Mathematikbuch
vergessen hatte. Es lag noch in ihrem Kanalzimmer auf einer Walnussschale.
Die Rattenlehrerin, Frau Rattenegger, erlaubte ihr, das Buch zu holen. Die
Ratte, Mitglied der fleißigen Dirndln, wollte aber nicht alleine gehen, da
es sehr dunkel war und sie davor Angst hatte. So begleiteten sie ihre zwei
Freundinnen.
Als die drei fleißigen Dirndln das Buch gefunden hatten, beschlossen sie,
heute nicht mehr in die Schule zu gehen. Sie wollten die große Welt
erkunden und so schlüpften sie beim nächsten Kanaldeckel hinaus. Dabei
sangen sie falsch und fröhlich das Lied: "Alle meine Ratten". Die riesige
Stadt Graz war sehr gefährlich für unsere fleißigen Dirndln, denn überall
fuhren Autos und gingen Menschen herum. Fast wäre ein kleines Mädchen auf
eines der Dirndln getreten, doch das hüpfte gerade noch rechtzeitig davon.
Währenddessen kam der Meteorit immer näher und näher.
Kurz nachdem die drei Dirndln an einem Stück zerquetschter Banane gekaut
hatten, wurde die Welt vom Meteoriten getroffen. Hunderte, nein, tausende
Menschen waren tot, da sie von umstürzenden Bäumen oder Häusern erschlagen
wurden.
Nur die drei fleißigen Dirndln überlebten den Meteoriteneinschlag. Sie
hatten einen Luftballon gefunden, an den sie eine Orangenschale banden.
Danach kletterten sie hinein und pumpten den Luftballon auf. Sie flogen
weg.
Und wenn sie noch nicht abgestürzt sind, dann fliegen sie auch heute.



DAS ABENTEUER MIT NESSIE

Vor etwa drei Jahren war ich in Schottland. Ich wollte meine Brieffreundin
Klara besuchen und zwei Wochen bei ihr bleiben. Sie hatte mir einmal
geschrieben, daß sie in der Nähe vom See "Loch Ness" wohnt. Auch das
bekannte Ungeheuer Nessie hätte sie schon gesehen. Ich wusste nicht, ob
ich ihr das glauben sollte, so wollte ich das Geheimnis um Loch Ness
lüften.
Als ich in Schottland mit dem Zug ankam, warteten Klara und ihr Vater schon
auf mich. Wir fuhren kurz zu ihnen nach Hause, wo es Mittagessen gab.
Gleich danach gingen meine Freundin und ich zum See. Bis zum Abend saßen
wir am Rand im Gras und schauten auf das dunkle Wasser. Keine Nessie in
Sicht!
Viele Tage meines Aufenthalts verbrachten wir dort, so auch meinen
vorletzten.
Wir saßen schon zwei Stunden auf einem kleinen Steg und diskutierten über
Nessie, Yeti und Bigfoot. Gab es diese Wesen wirklich, oder war alles frei
erfunden?
Plötzlich wurden wir von einem lauten Geräusch aus unserem interessanten
Gespräch gerissen. Es war ein Gurgeln. Dann sahen wir sie: Nessie. Nur ihr
Hals und ihr Kopf schauten aus dem Wasser heraus. Sie war riesengroß und
hatte eine schwarze Haut. Schnell nahm ich das Fernglas, daß ich immer bei
mir trug und schaute hindurch. Was ich sah, erschreckte mich: Nessie
schwamm auf Klara und mich zu! Ängstlich drehte ich mich zu meiner Freundin
um und meinte mit trockener Stimme: "Wir bekommen Besuch!" Vor lauter
Schreck waren wir unfähig, aufzustehen und wegzurennen. Wie erstarrt
blieben wir sitzen.
Schon war Nessie bei uns angelangt. Zwei Meter vor dem Steg stoppte sie.
Erst jetzt fiel mir auf , was für riesige violette Augen Nessie hatte. Auf
einmal sah sie gar nicht mehr so furchteinflößend aus. Ich wollte mich
bücken und das Wesen streicheln, als ein Mann aufschrie. Überrascht drehte
ich mich um. Der Mann kam auf mich zu. Er ergriff meine Hand und zog mich
fort. Allerdings hatte er Klara vergessen, die sich jetzt auch zu Nessie
vorwagte. Schon streckte sie ihre Hand aus und streichelte Nessies Hals.
Ich hatte mich von diesem Mann endlich losgerissen und war wieder auf den
Steg gelaufen. Inzwischen hatten sich schon ein paar Schaulustige
eingefunden. Alle starrten Klara und mich nun an. Ich griff auf Nessies
Kopf, wobei ich einen komischen roten Knopf entdeckte, den ich jetzt
drückte. Plötzlich fiel Nessies Kopf herunter und versank im See. Aus ihrem
Hals schauten verschiedene Kabel heraus. Erschrocken zuckten Klara und ich
zurück. Nessie war ein Roboter, der von Menschenhand gebaut war! Auf einmal
drängte sich ein Mann zu uns durch: "Ihr habt meine Nessie kaputtgemacht!
Nun kann ich mein Geschäft zumachen!"
Stunden später, nachdem dieser Mann von der Polizei vernommen worden war,
erfuhren wir alles noch genauer. Der Mann hatte ein Geschäft mit Nessie-
Produkten gehabt, allerdings wollte die früher nie jemand kaufen, da es
Nessie doch nicht gab. So war der Mann auf die Idee gekommen, Nessie zu
bauen und sie schwimmen zu lassen. Seitdem ging das Geschäft gut. Doch nun
war alles vorbei.
Am nächsten Tag fuhr ich wieder heim und erzählte jedem mein Erlebnis mit
Nessie. Seitdem komme ich in jeden Ferien zu Klara und wir können darüber
nur noch lachen.




DER LIEBESBEWEIS VON KAPSELHAUSEN

Vor ein paar hundert Jahren wohnte in Kapselhausen, das ist im Kapselland,
eine Prinzessin. Sie hieß Kapsalla. Seit langem war sie schon in den
Prinzen Kapserkus verliebt, jedoch durften sie nicht heiraten, da
Prinzessin Kapsalla schon dem Prinzen Kindbert von Kuppelstätten
versprochen war.
Eines Tages wurde der König, Kapsallas Vater, krank. Wahrscheinlich würde
er sterben. So holte er seine Tochter zu sich und sagte zu ihr: "Ich möchte
nicht, daß du unglücklich wirst, darum habe ich mir etwas ausgedacht. Prinz
Kindbert und Prinz Kapserkus müssen ihre Liebe zu dir beweisen. Wer dir den
schöneren Beweis bringt, darf dich zur Frau nehmen."
Kapsalla war unruhig. Was, wenn Kindbert gewinnen würde? Der aufregende Tag
rückte immer näher und näher. Der König wollte zuerst Kindberts
Überraschung sehen. "Die ist sicher besser als die von Kapserkus", dachte
der kranke Mann. Kindbert zeigte Kapsalla ein prunkvolles Schloß, dessen
Türklingen aus Silber, Fußböden aus Marmor und Verzierungen der Wände aus
Gold waren. Er hatte es nur für sie bauen lassen. Nun wurde er von jedem
bewundert und wenn er noch dazu Kapsalla heiraten würde, wäre er der
nächste König. Nichts anderes als Reichtum und Macht interessierten ihn.
Als Kapsalla zurückkam, erzählte sie ihrem Vater traurig, was für ein
schönes Schloß Kindbert bauen lassen hatte. Später wurde Kapserkus
Anwesenheit gemeldet. Langsam ging die Prinzessin hinaus. Doch Kapserkus
wollte seinen Liebesbeweis unbedingt dem König zeigen. Sie stellte sich vor
das Bett und betrachteten den König. Dann sagte Kapserkus zu ihm: "Ich
finde, man kann Liebe nicht mit prunkvollen Schlössern oder wertvollen
Geschenken kaufen. Deshalb habe ich mir etwas anderes überlegt." Er kniete
sich vor Kapsalla nieder und gab ihr eine rote Rose. Dann begann er, ein
Gedicht aufzusagen. Und das ging so:

"Ich liebe dich, nur dich allein,
du bist mein einziger Sonnenschein.
Ich baue dir ein Haus in Kapselhausen,
vielleicht gehen wir dann Heringsschmausen.
Ich näh dir einen Schlapfen,
dazu gibt's einen Krapfen.
Willst du aber einen Fisch,
bekommst du ihn auf 'nem goldenen Tisch.
Du bist mein einziger Sonnenschein,
ich liebe dich, nur dich allein."
Als der König dies gehört hatte, sagte er zu Kapserkus: "Du hast Recht mit
dem, was du vorhin gesagt hast. Ihr habt meinen Segen. Die Hochzeit findet
nächste Woche statt."

Dann schloß er seine Augen und war tot.
Kapsalla und Kapserkus heirateten und bekamen viele Kinder. Und wenn sie
nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.