Adina F. Camhy (12)

Feuerrotes Haar

Sie öffnete ihre Augen. Ihr schmutziges Kleid war zerrissen, und ihre Haare waren nass und verfilzt. Sie lag auf einem harten Holzbrett, auf dem sie die Nacht verbracht hatte. Langsam erhob sich die junge Frau. Mit ihren rotgeweinten Augen blickte sie aus dem Fenster. Ihre zarten Hände umklammerten die Gitterstäbe, sodass die Knöchel weiß hervortraten.

»Warum, warum nur?« dachte sie.

Der Raum, in dem sie sich befand, war nicht sehr groß. Der steinerne Boden und die Wände waren grau, kalt und leblos. Auf dem schmutzigen Boden stand eine Schüssel, in der sich Essensreste befanden. Die massive Tür besaß nur eine kleine Luke, durch die das Essen durchgegeben wurde. Hier, in diesem Raum schien die Zeit stillzustehen.

Sie wußte nicht, wie lange sie so am Fenster stand und einfach hinausstarrte, aber plötzlich wurde die Tür geöffnet, und ein Soldat stand vor ihr.

»Mitkommen!« sagte er mit barschem Ton und schupfte sie aus der Zelle.

Bloßfüssig ging sie vor ihm her. Stufen hinauf und hinunter, lange Gänge entlang und durch große Säle. Doch sie beachtete den ganzen Prunk und die ganze Pracht kaum.

»Warum?« fragte sie den Soldaten, der hinter ihr ging, doch er gab keine Antwort. Er öffnete eine Tür.

Helles Tageslicht blendete sie. Ohne zu zögern ging sie hinaus und atmete die Luft ein und berührte das saftige grüne Gras.

»Weiter!« schrie der Soldat sie zornig an. Sie wurde an einen Scheiterhaufen geführt. Ihr Kleid zerriss, als sie hinaufkletterte. Mehrere Männer banden sie an einem Pflock fest. Sie konnte sich nicht bewegen. Ein Mann mit einer Fackel näherte sich ihr. Als er das trockene Holz mit der Fackel anzünden wollte, schrie das gefesselte Mädchen: »Ich bin keine Hexe!«

Der Mann mit der Fackel hielt inne. Die feuerroten Haare der jungen Frau bewegten sich im Wind.