Kathrin Brunner

Ich wünschte

"Nein, ich mache jetzt keine Hausaufgaben. Ganz bestimmt nicht. Das kannst du vergessen!" pfauchte Lisa ihre Mutter an.

Aber du mußt!" gab die Mutter zurück.

"Nein, nein, nein und nochmals nein!" schrie Lisa, "ich will nicht!"

"Ach, tu, was du willst. Ich bin nicht schuld, wenn du schon wieder eine Strafaufgabe bekommst."

"Das ist mir egal, ich will ins Schwimmbad und keine blöden Aufgaben machen." Mit diesen Worten ging Lisa in ihr Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu.

"Bekomme ich eben eine Strafaufgabe, mir egal. Die blöden Lehrer können mich gern haben," dachte sie, während sie sich auf ihr Bett fallen ließ.

Ich wünschte, es würde keine Schule geben und schon gar nicht Hausübungen; sie sind einfach schrecklich. Am liebsten hätte ich, dass die Schule niemals erfunden wäre, dann könnten alle den ganzen Tag faulenzen und müssten sich nicht den ganzen Vormittag konzentrieren, um die Mathematik-Schularbeit nicht zu verpatzen oder auf den Geographietest einen Fünfer zu schreiben. Schön wäre es, wenn man blitzgescheit auf die Welt kommen würde und nur mehr gehen und reden lernen müsste. Das wäre wirklich wunderschön. Ich wünschte auch, daß man für überhaupt nichts auch nur einen Groschen zahlen müsste. Daß die Autos ganz von alleine fahren und man kein Benzin braucht und dass Kinder nicht immer den Erwachsenen gehorchen müssten, wenn diese irgendetwas anschafften, zu dem man gerade mal überhaupt keine Lust hatte. Es wäre schön, wenn man sich in jedem Restaurant nehmen könnte, was man will. Daß sich das Gras von alleine mähen würde und sich auf einen Haufen zusammenrechen würde, daß sich Blumen selber an Wasser bedienten und das Unkraut im Garten erst gar nicht wachsen würde. Natürlich würde ich mich sehr freuen, wenn es keine belämmerten Bademeister gäbe, die sich immerfort gleich aufregten, wenn man vom Rand ins Wasser sprang oder über ein "GESPERRT"-Schild die Treppen zum Zehnmeterbrett hinaufging. Ich wünschte, daß die Bienen und Wespen uns Menschen nicht gleich immer stechen würden, wenn sie Angst bekommen, und Gelsen sollten erst recht nicht in unsere Zimmer. Nacktschnecken sollten sich vom Gemüse im Garten fernhalten und nur Gras fressen, dachte Lisa.

Plötzlich schreckte sie auf und erinnerte sich daran, dass sie eigentlich mit ihrer Freundin Karin ins Bad gehen wollte. Schnell packte sie ihre Sachen zusammen und sauste los. Es war ein schöner Tag im Schwimmbad, doch als Lisa zu Hause war, fielen ihr die Hausaufgaben ein. Erst jetzt begriff sie, wie dumm Strafaufgaben waren, und schon schnappte sie sich ihr Deutschbuch und füllte auf Seite 55 Nummer 2-5 aus, dann nahm sie schnell ihr Englischheft und kratzelte eine kurze Geschichte hinein. Seitdem macht Lisa immer schön fleißig ihre Hausaufgaben. Aber es wäre doch schön, dachte sie, wenn es sie nicht gäbe.