Paula Schneider (13)

Zugfahrt

Der Zug setzte sich so ruckartig in Bewegung, dass ich nach hinten taumelte. Die Leute hinter mir, die wie ich auf frustrierter Suche nach ihren Sitzplätzen waren, stießen mich hart zurück, und eine Gruppe junger Fußballfans, die wegen einem verlorenen Spiel ihres Vereins sowieso schlechte Laune hatte, schrie mich an, wie blöd ich doch sei. Ich biss mir auf die Zunge, um die Schimpfwörter, die mir aus dem Mund zu sprudeln drohten, zu unterdrücken und quetschte mich weiter durch die überfüllten Wagons. Andauernd trat mir jemand auf die Füße, jemand rief mir zu: »Ist schon schwer, in den richtigen Wagen einzusteigen! Nicht wahr?«

Böses Gelächter folgte von, wie mir schien, allen anderen Zugfahrern. Ich zwang mich wieder, alles zu ignorieren, und suchte weiter, weiter, weiter und musste stehen bleiben. Vor mir war ein Schild: »Zugführerabteil. Zutritt für Unbefugte verboten!«

Meine Ohren liefen knallrot an. Ich war im hintersten Wagen eingestiegen und jetzt ganz vorne! Daraus folgte, dass ich an meinem Platz vorbeigelaufen sein musste!

Ich begann, gegen die Tür zum Zugführerabteil zu treten. »Ich hasse Zugfahren!«, schrie ich, »Ich hasse, hasse, hasse es!«

»Na, na, na!«, hörte ich eine Stimme hinter mir. Ich schnellte herum und sah eine Fahrkartenkontrolleurin, »Wenn du nicht aufhörst, setzen wir dich an der nächsten Haltestelle ab!«

Hätte ich eine Axt gehabt, ich hätte den Zug in Kleinholz verwandelt. Doch meinem von der harten Tür schmerzenden großen Zeh nachgebend, ließ ich mich auf den Boden fallen.

»Hallo!«, sagte eine Stimme neben mir. Ich drehte mich zur Seite.

Er lächelte.

Ich lächelte.

Ich liebe Zugfahren!