Alexandra Weinberger (12)

Im falschen Zug

Als ich von Wien nachhause wollte, ging ich zum Bahnhof und setzte mich in den Zug.

Der Zug, in den ich einstieg, hatte nur drei Passagiere.

Erst nachdem ich eine längere Zeit fuhr, bemerkte ich, dass ich mich im falschen Zug befand.

»Wo fährt dieser Zug hin?«, fragte ich meinen Sitznachbar. »Nach Nirgendwo«, antwortete dieser. Ich schüttelte den Kopf. Wahrscheinlich wusste auch er nicht, wohin der Zug fuhr. Doch als eine Durchsage kam, wusste ich, dass wir wirklich dort hin fahren. Die Durchsage lautete: »Endstation. Wir sind in Nirgendwo angekommen.« Alle Passagiere stiegen aus, ich musste leider auch.

Nirgendwo war ein seltsamer Ort. Alles dort war weiß, dabei liebte ich alles Bunte. Der Ort behagte mir nicht, und ich wollte weg. Doch der Boden war schwer zu erkennen, da er genau so weiß war wie alles andere hier und ich wusste auch nicht, wo ich hingehen sollte. Da blieb ich lieber stehen und rief: »Hallo!« Erst als ich das dritte Mal rief, kam ein kleines weißes Männchen. Es packte mich und zerrte mich durch die weiße Landschaft, bis wir plötzlich stehen blieben. Erst als ich mich genauer umsah, erkannte ich eine weiße Tür.

»Ich bin Niemand«, stellte sich das Männchen vor. Ich musste lachen. »Was lachst du? Das gehört sich nicht für einen Niemand, und auch ein Nichts, was du wahrscheinlich bist, sollte das nicht tun«, sagte Herr Niemand streng. Nichts? Meinte er vielleicht, das war mein Name? Ich sagte kein Wort. »Ausweis«, verlangte Herr Niemand. Ich drückte ihm meinen Ausweis in die Hand. Herr Niemand blickte geschockt. »Du bist ja jemand«, schrie er empört und warf mir einen vorwurfsvollen Blick zu. Das Männchen packte mich und zerrte mich durch die Tür.

Hinter der Tür stand ein weißer Zug. Ich stieg ein und setzte mich, in der Hoffnung, weg von diesem Weiß, und vielleicht auch nachhause zu kommen. Der Zug fuhr durch die weiße Landschaft, doch dann endlich wurde die Landschaft wieder bunt. Auch der Zug verfärbt sich. Die Vorhänge wurden rot, der Sitzüberzug violett und die Außenbemalung grau. Plötzlich starrte ich auf meine Hand, sie hatte einen weißen Fleck. War ich etwa auch weiß gewesen? Aber der Fleck verging bald und ich hatte auch keine Lust, mir den Kopf darüber zu zerbrechen, also vergaß ich es wieder.

Der Zug hielt nahe bei unserem Haus, und ich stieg aus. Noch nie hatte ich mich so gefreut, nachhause zu kommen. In diesem Moment schwor ich mir: »Von mir erfährt sicher keiner ein Wort über dieses Erlebnis. Außerdem steige ich nie wieder in einen falschen Zug.«

Eine Woche später wollte ich zu meiner Oma, ich fuhr mit der Bahn. Erst nach einiger Zeit bemerkte ich, dass ich mich im falschen Zug befand.