Alena Zindel (11)

Eine seltsame Zugreise

Mario war dreizehn Jahre alt und war bis jetzt noch nie auf einem Bahnhof gewesen oder mit einem Zug gefahren. Doch das sollte sich ändern. Er wollte diese Osterferien bei seiner Oma verbringen. Und die wohnte in Adelheim, da musste er mit dem Zug hinfahren. Seine Mutter konnte ihn nicht fahren, weil sie arbeiten musste.

Mario saß im Bus. Er war aufgeregt. Er dachte an Nico, seinen besten Freund. Der war ein großer Eisenbahn Fan. Er hatte Mario schon sehr viel über Züge erzählt. Und auch davon, dass sie entgleisen konnten. Ein flaues Gefühl machte sich in Marios Magen breit. Wenn sein Zug entgleiste! Ihm wurde schlecht. Er versuchte zu schlafen. Bald schlief er tief und fest.

Mario wachte auf. Hatte er seinen Ausstieg verpasst? Mario sah aus dem Fenster. Nein, da war der Bahnhof. Mario nahm seinen Koffer und machte sich bereit zum Aussteigen. Der Bus hielt am Bahnhof. Mario stieg aus und betrat den Bahnhof. Mario sah sich um. Überall standen Züge. Wie sollte Mario nur den richtigen finden? Seine Mutter hatte gesagt, sein Zug würde um drei Uhr auf Gleis drei einfahren. Also ging Mario dorthin und wartete auf seinen Zug. Mit lautem Rauschen kam der Zug an. Mario stieg ein und setze sich. Die Türen schlossen sich und der Zug fuhr an. Mario sah aus dem Fenster und zählte die vorbeisausenden Bäume. Bald wurde er müde und schlief ein.

Von einer Durchsage wachte er auf: »Nächster Halt Poppenhausen.« Der Zug wurde langsamer und hielt. Als der Zug weiter fuhr, hörte Mario ein Geräusch. Es war ein lautes Klappern. Es kam immer näher. Mario bekam Angst. Jemand kam in sein Abteil. Es war eine Frau mit einem Wagen. Marios Angst wurde größer. Jetzt erkannte er Messer auf dem Imbisswagen. Er rannte zur Abteiltür und versuchte, sie aufzubekommen. Es ging nicht, die Tür klemmte. Er zog und rüttelte, nichts bewegte sich. Die Tür blieb zu. Die Frau kam immer näher.

»Was hast du?«, fragte sie. Jetzt war es aus. Sie würde eines der Messer nehmen, ihn töten.

Doch sie tat nichts. Sie ging zu Mario und fühlte seine Temperatur.

»Du hast leichtes Fiber«, flüsterte sie, ,,schlaf ein wenig.«

Mario ging zu seinem Platz und versuchte zu schlafen.

»Nächster Halt: Nirgendwo.« Was? Mario schreckte hoch. Hatte er sich verhört? Das konnte nicht sein. Es gibt kein Nirgendwo! Das hatte Marios Erdkunde-Lehrer gesagt. Die Frau mit dem Wagen ging zu ihm.

»Geht es dir besser?«, fragte sie.

»Ja«, sagte Mario, ,,es gibt kein Nirgendwo!«

»Nirgendwo hieß es früher. Heute kennen die meisten den Namen nicht mehr. Sie haben das Dorf Adelheim genannt«, erklärte die Frau.

»Adelheim!«, rief Mario, ,,Hier muss ich aussteigen.«

Mario nahm seinen Koffer und stellte sich vor die Tür. Im Bahnhof von Nirgendwo stieg er aus. Seine Oma stand bereits am Bahnhof und wartete auf ihn. Mario war stolz auf sich. Er war eben ganz alleine mit einem Zug nach Nirgendwo gefahren.