Alexandra Weinberger (11)

Vom Klein Sein

»Es ist blöd, klein zu sein!« dachte sich Max. Er war schon zehn Jahre alt, aber so klein, als wäre er noch acht. Seine Schulfreunde nannten ihn »kleiner Mann«. Freunde, das ist übertrieben nett. Alle richtigen Freunde von Max waren nicht älter als neun Jahre.

»Kleiner Mann, du bist in der vierten Klasse, ich glaube, da hast du dich an der Türe geirrt«, sagte Franz.

»Die zweite Klasse ist gegenüber!« lachten andere Schulkollegen.

Max hatte gerade erst die Türe geöffnet, da spotteten sein Kollegen schon. Mit einem hasserfüllten Gesicht setzte sich Max auf den Sessel. Er sagte nichts dazu, es ist ja immer dasselbe.

Als die Schule endlich aus war, fuhr Max mit dem Rad zum Kino.

»Eine Karte bitte für: Das schreckliche Gespenst«, verlangte er.

»Tut mir leid, dieser Film ist erst ab zehn Jahren«, sagte die Verkäuferin.

»Aber«, entgegnete Max, »aber, ich bin –«

Die Verkäuferin unterbrach ihn: »Ich gebe dir keine Karte, ansonsten muss ich womöglich Strafe zahlen. Willst du eine Karte für: Mein kleines Püppchen?«

»Nein«, sagte Max traurig.

Er ging zurück zum Rad und wollte fahren, da sah er seine Schulkollegen kommen, auch mit dem Rad.

»Wir sehen uns den bösen Drachen an«, sagte einer.

»Ich komme mit!« rief Max.

»Niemals«, sagte Franz.

Doch Max ging trotzdem mit ihnen.

Seine Schulkollegen hatten die Karten schon. Aber zu Max sagte die Verkäuferin nur: »Dieser Film ist erst ab neun Jahren, willst du dir doch ‚Mein kleines Püppchen‘ ansehen?«

»Nein!« schrie Max. Die Schulkollegen von Max gingen lachend ins Kino. »Haha« schrien sie dabei.

Max kaufte sich eine Zuckerwatte, und als er sie gegessen hatte, kamen seine Schulkollegen aus dem Kino. Gleichzeitig gingen er und sie zu ihren Rädern. Doch ihre Räder waren nicht mehr hier. Gott sei Dank kam ein Bus.

»Tut uns leid, wir haben unser Geld fürs Kino ausgegeben«, entschuldigten sich die Schulkollegen von Max beim Busfahrer, »unsere Räder sind gestohlen worden, dürfen wir ein einziges Mal gratis mitfahren?«

»Nein!« antwortete der Busfahrer und deutete zum Ausgang.

Max sagte traurig: »Ich habe mein Geld für Zuckerwatte ausgegeben.«

Er wollte aus dem Bus steigen, doch der Busfahrer sagte: »Bleibe im Bus, für Kinder bis acht Jahren ist es gratis.«

»Ich komme doch heim. Was wohl meine Schulkollegen machen?« dachte sich Max. Er genoss seinen Platz am Fenster. Leise sagte er: »Es ist toll, klein zu sein!«