Tiana Toth (10)

Discofieber

An einem Freitag in der Schule bekam ich von meinem Freund das erste Mal eine Einladung in die Disco. Das Beste war, dass ich in der Disco endlich meine Lieblingssängerin Christina Aguilera live sehen konnte.

Als ich zu Hause war, erzählte ich es jedem. Erst meinem Bruder, der bestimmt eifersüchtig war, dann rief ich meinen Onkel an, der sich mit mir freute. Ich erzählte es allen, denen ich begegnete.

Und zuletzt erzählte ich es meinen Eltern. Als ich fast zu Ende gesprochen hatte, unterbrachen sie mich: »Aber du kannst da nicht hin. Wir gehen doch Abends zu Tante Martha.«

«Aber ich gehe zur Disco, um jeden Preis«, widersprach ich trotzig. »Die Disco ist ja schon morgen. Außerdem ist da auch Christina Aguilera.«

Meine Eltern guckten mich mit einem strengen Blick an; das machen sie immer, das heißt dann: NEIN.

Sauer rannte ich die Treppen hinauf in mein Zimmer, natürlich schloss ich es ab. Dann rief ich meine Freundin Tina an, ob ich bei ihr schlafen könne.

Sie sagte: »Natürlich kannst du bei mir schlafen, danach gehen wir dann gleich zur Disco. Okay?«

Ich packte schnell meine Sachen, und kletterte aus dem Fenster und rannte zu ihrem Haus. Zum Glück war’s nicht weit von uns, dachte ich, als ich schon an der Haustür stand.

Plötzlich tippte mich von hinten jemand an. Ich erschrak mich sehr und drehte mich langsam um. Es war meine Mutter, sie zog mich wieder nach Hause und schickte mich wieder in mein Zimmer. Es war mir ein Rätsel, wie sie bemerken konnte, dass ich aus meinem Zimmer kletterte.

Ich überlegte, wie ich zu dieser Disco kommen konnte. Meine Mutter erwischt mich ja eh. Langsam flossen mir die Tränen über die Wange. Plötzlich hatte ich eine Idee: Ich verkleide mich als Räuber und steige mit einem Beutel aus dem Fenster. Wenn meine Mutter oder mein Vater erst in einer Stunde bemerken, dass ich weg bin und dann die gestohlenen Sachen sehen, gehen sie, wenn ich Glück habe, erst zur Polizei und nicht zur Disco.

Am nächsten Tag schnappte ich mir den Beutel und schlich mich ins Wohnzimmer und packte: eine goldene Vase, Mamas diamanten Schmuck, der in einer abgeschlossenen Dose lag ,dann nahm ich noch den Kristall Tiger.

Ich wollte mir noch etwas nehmen, aber dann hörte ich den Wecker von meiner Mutter klingeln. Deswegen flitzte ich wieder nach oben. Als ich oben war, zog ich mir meine Disco-Sachen an, darüber drei schwarze Tücher. Leise machte ich das Fenster auf und kletterte raus.

Es war schon zwanzig Uhr, also hatte ich noch eine Stunde. Ich rannte zur Disco. Als ich endlich ohne Puste da war, zog ich mich schnell in einem Gebüsch um. Pünktlich um neun Uhr war ich fertig und ging in die Disco.

Gerade als ich reingegangen war, sagte der Sprecher, dass Christina Aguillera auftritt. Sie war voll cool. Aber Panik hatte ich schon, denn wenn noch jemand in die Disco reingegangen war, dachte ich, es wäre meine Mutter oder mein Vater.

Plötzlich sah ich eine Flasche Wein. Weil alle tranken, dachte ich, dass es nicht schaden könne. Also lief ich zur Flasche und trank.

»Pfui, Spinne!« dachte ich mir, würgte es aber runter. »Das schmeckt ja eklig!« Schnell rannte ich auf`s Klo und spülte das restliche, was im Glas war, runter.

Um zwei Uhr in der Früh latschte ich aus Versehen mit dem Beutel nach Hause. Als ich ankam, fragte meine Mutter mich: »Und, wie war’s in der Disco?«

»Danke, es war sehr gu–«

Scheiße, jetzt hatte ich mich verplaudert. Auch den Beutel hatten meine Eltern bemerkt. Dann gab ich alles zu. Und ich bekam zwei Wochen Hausarrest.

Als ich im Bett war, dachte ich aber: »Naja, es hat sich gelohnt, dass ich auf der Disco war. Schließlich habe ich Fotos und ein Autogramm und ein Video von Christina Aguillera.«