Lisa-Maria Schantl (9)

Der Bürgermeister

Eines Tages fuhren meine Mutter, mein Vater und ich nach Graz. Wir wollten das Rathaus besichtigen. Mit der Straßenbahn fuhren wir zum Hauptplatz, wo das Rathaus stand. Dort angekommen, schauten wir uns den Hauptplatz an. Dann schritten wir zum Rathaus. Dort fragten wir, wo der Bürgermeister wäre.

»Er ist im Zimmer, ganz oben. Auf der Tür steht Bürgermeister«, sagte uns eine Frau, die gerade neben der Eingangstür stand.

Wir befolgten den Rat und stiegen alle Treppen hoch. Nach einer Weile fanden wir tatsächlich die Tür. Meine Eltern sagten, dass ich gleich anklopfen sollte.

Als ich geklopft hatte, sang eine nette Stimme: »Herein, wer mag denn das wohl sein?« Die Stimme klang nach einer Frau, doch als wir den Raum betraten, stand ein Mann vor uns. Als er uns aufforderte, Platz zu nehmen, sagte er: »Ihr seid heute meine ersten Gäste, also Hände in die Höh!« Den letzten Satz sagte er ziemlich böse. Plötzlich holte er auch eine Pistole aus seiner Hosentasche. Deshalb befolgten wir lieber den Befehl. Als alle Hände in der Höh‘ waren, fragte uns der Mann: »Gut. Jetzt sagt ihr mir, wo der Bürgermeister ist!«

Meine Eltern und ich waren etwas verblüfft, denn der, der vor uns stand, war doch der echte Bürgermeister, oder?

Als keiner etwas zur Frage des Mannes sagte, lachte er: »Ach, wie blöd war ich denn, natürlich wisst ihr ja nicht, wo sich der Bürgermeister befindet!«

Erst jetzt bemerkte ich, dass dieser Mensch etwas mit uns vorhaben könnte. Da bekam ich eine Idee. Bei meinem nachdenklichen Gesicht wussten meine Eltern gleich, dass ich etwas vorhatte. Und da sprang ich auch schon auf den falschen Bürgermeister und zog ihn an den Haaren. Naja, eigentlich zog ich ja nicht an seinen eigenen Haaren. Nein, ich zog an einer Maske!

Jetzt eilten meine Eltern zu Hilfe und hielten den Mann fest. Langsam rutschte die Maske vom Kopf des Mannes. Und was war hinter der Maske verborgen? Der Kopf einer Frau. Da war die Vermutung mit der Stimme schon richtig gewesen. Nun halfen mir meine Eltern, die Frau zu fesseln. Dann fragten wir sie, wo der Bürgermeister sei. Nun sagte sie es uns auch, und wir gingen in den Keller.

Tatsächlich, im hintersten Eck vom Keller war der echte Bürgermeister gefesselt. Schnell befreiten mein Vater, meine Mutter und ich den Mann. Dann brachten wir ihn zu der Frau. Sie wurde jetzt ins Gefängnis gebracht. Und nun konnte uns doch noch der echte Bürgermeister das Rathaus zeigen.