Elisabeth Saubach (10)

Wir werden uns alle wiedersehen

Der Schneesturm begann, als Kida mit ihren Schlittenhunden zum Iglu fuhr. Ihre Mutter, ihr Vater und ihre kleine Schwester warteten schon ungeduldig auf sie, schließlich sollte Kida Fische fangen, und sie hatte Erfolg. Ein großer fetter Fisch lag in ihrem Schlitten. Kida kam an, packte den Fisch aus und ging in das Iglu. Dort nahm sich ihre Mutter den Fisch sofort, um ihn zuzubereiten. Sie aßen, während draußen das Schneegestürm tobte.

Nun legte sich die glückliche Familie ins Bett. Am nächsten Morgen musste Kidas Vater früh aus dem Bett, weil er sich mit anderen Männern verabredet hatte, um zu jagen. Kida wollte mit, aber ihr Vater verbot es ihr, weil sie für so ein Jagen nicht alt genug war. Also machte er sich auf den Weg.

Stunden vergingen, aber Kidas Vater kam nicht zurück. Da! Die Jäger kamen. Kida suchte sehnsüchtig nach ihrem Papa, aber sie konnte ihn nirgends sehen. Ein zäher, stark aussehender Mann trat auf Kidas Mutter zu. Mit einer ernsten Miene sprach er: »Ich muss es sehr bedauern, Ihr Mann wurde von einem Eisbären getötet. Es tut mir leid.«

Mit diesen Worten drehte sich der Jäger um und ging fort. Mit Tränen in den Augen tröstete Kidas Mutter ihre Kinder: »Wir schaffen das schon, denn wir wissen, dass wir uns alle wiedersehen werden.«

Der Tag verging mit Schluchzen und Weinen. Der nächste Tag war nicht anders. Kidas kleine Schwester wiederholte immer wieder den selben Satz: »Papa ist tot.« Viele Tage ging es so weiter. Es war sehr schwer, ohne Vater zu leben.

Eines Tages gingen Kida, ihre Schwester, und ihre Mutter fischen. Kidas Schwester wollte einen besonders großen Fisch fangen, dabei ging sie immer weiter auf das dünne Eis, und da geschah es: Die Kleine brach ein.

Schreiend versuchte sie, sich am Eis festzuklammern. Aber vergebens. Kida sah hilfesuchend nach etwas Nutzbarem, während ihre Mutter versuchte, ihre Tochter festzuhalten. Dabei brach sie ebenfalls ein. Kidas Schwester ertrank gemeinsam mit ihrer Mutter.

Ein paar Tage vergingen. Kida freute sich an nichts mehr. Die letzten Wochen lebte sie noch im Iglu. Eines Tages beschloss sie, in die große Welt zu gehen. Also nahm Kida ein paar Fische und verließ das Iglu.

Sie ging und ging. Da verlief sie sich in einem großen Schneesturm. Kida stolperte und blieb liegen. Ihr war sehr kalt, und sie hatte großen Hunger. Sie hatte kein bisschen Hoffnung mehr. Sie wusste, sie durfte nicht einschlafen. Denn dann würde Kida erfrieren. Sie war sehr erschöpft, und sie kämpfte gegen die Müdigkeit. Schließlich schlief sie ein.

Kida träumte von ihrer Familie und ihrem Leben.

Sie wachte noch kurz auf und sprach: »Wir werden uns alle wiedersehen.«