Sophia Merth (10)

Höllenangst

Im vergangenen Sommer gab es eine Zeit, in der es sehr heiß war. Sogar die Bäche waren schon fast ausgetrocknet. Deshalb spielten Tom und Jule am liebsten im Wald. Da spendeten wenigstens die Bäume etwas Schatten, und die Hitze war nicht mehr so unerträglich.

Auch heute spielten Tom und Jule an ihrem Lieblingsplatz im Wald.

Plötzlich schnupperte Tom. »Lena, riechst du das nicht auch?« fragte er angespannt.

Lena bemerkte: »Du meinst doch nicht… nein, das kann nicht sein. Ein Feuer hier im Wald?«

Vorsichtig näherten sie sich dem gefährlichen Geruch. Tatsächlich, nicht weit entfernt qualmten ein paar Grashalme, die von Glasscherben, auf die Sonne schien, entzündet worden waren.

»Los, Jule, hol Erde und wirf sie auf das Feuer!« befahl Tom aufgeregt. Er trat mit dem Fuß die Glasscherben aus dem brennenden Gras. Rasch zog er seinen Pulli aus und versuchte damit, die Flammen auszuschlagen. Doch vergeblich! Die Äste und die Zweige waren einfach zu trocken. In kürzester Zeit stand schon ein großer Teil des Waldes in Flammen.

Tom nahm Jule an der Hand, und sie rannten gemeinsam aus dem Wald. An den Wald grenzte eine Schlucht. Tom führte Lena in eine Höhle aus Stein.

Jule begann leise zu weinen. Tom schaute noch einmal zum Wald hinüber, und da bekam auch er Höllenangst. Es war jetzt schon ein großer Teil des Waldes abgebrannt.

Plötzlich hörte er das Dröhnen von Hubschraubermotoren. Hubschrauber kreisten über dem Wald. Wasserbomben wurden abgeworfen. Mit angehaltenem Atem beobachteten die Kinder das Geschehen. Nun flogen die Hubschrauber wieder zurück, um Nachschub zu holen. Da vernahm Jule noch ein anderes Geräusch. Irgendetwas plätscherte langsam und gleichmäßig.

»Tom, Tom, wir sind gerettet«, jubelte Jule.

Es hatte nämlich angefangen zu regnen.

»Unglaublich, die Natur hat uns gerettet, und einen großen Schaden verhindert«, staunte Tom.