Lukas Jakopé (13)

Der Zirkel

Ich möchte euch nun eine Geschichte erzählen. Vor ungefähr 999 Jahren, zur Zeit, als die Kirche anfing, Geld zu verlangen, damit einem die Sünden vergeben würden, wechselten viele junge Frauen und Männer ihren Glauben, weil sie nicht mehr mit der katholischen Kirche einverstanden waren. Und auf der Suche nach etwas Neuem wurden einige von ihnen immer mehr eins mit der Natur. Sie lernten mit Kräutern umzugehen, die Tiere zu respektieren und auf den Rhythmus von Mond und Sonne zu achten.

Die waren beziehungsweise sind die Hexen und Hexer. Auch meine Urururgroßmutter Vivienne und ihre Freundinnen waren unter ihnen. Sie hielten Rituale ab, um der Sonne und dem Mond zu danken. Sie hinterließen ihren Familien ein großes Erbe: Den Zirkel der Magier.

Ich bin der Urururenkel von Vivienne. Geerbt hatte ich ihre Fähigkeit, Gutes mit meiner Magie tun zu wollen und auch tun zu können. Aber nun hatte ich ein Problem: Der Erzfeind des Magierzirkels war ein Dämon namens Az’aze’l, und dieser stand nun kurz vor der Befreiung aus seinem Gefängnis in einer Zwischenwelt. Und ich hatte noch nicht angefangen, einen neuen Zirkel zu bilden.

Ich ging mit großen Sorgen schlafen. In der Nacht hatte ich von Az’aze’l geträumt und davon, wie er Rache an all den Nachfahren des Zirkels übten würde. Am nächsten Morgen wachte ich durch das Klingeln meiner Türglocke auf.

Als ich die Tür öffnete, standen vor mir vier Gestalten, die mir irgendwie bekannt vorkamen. Es waren drei Mädchen und ein Bursche, und sie stellten sich vor: Elisabeth, Anna, Franziase und Felix.

»Wir sind die, die du gesucht hast«, sagte Anna mit freudiger Stimme.

Ich hatte ein total komisches Gefühl; es war Freude und Überraschung zugleich.

»Az’aze’l wird auch gleich kommen, also schauen wir uns nicht so verdutzt an, sondern machen wir uns gleich an die Arbeit«, forderte Felix uns auf.

Ich zog den Kreis mit meinem Ritualmesser und zündeten die Kerzen an. Die Anderen brachten die vier Elemente Erde, Wasser, Feuer und Luft herbei. Wir stellten uns im Kreis auf und riefen 6 Mal »Az’aze’l«.

Es dauerte ein paar Minuten, bis plötzlich Nebel aufzog und eine Stimme von fern erklang. Sie klang grässlich und blutrünstig: »Ahhhrg! Endlich habe ich euch!«

»Schnell, wir müssen den Spruch aufsagen.«

»Im Vollmond, ja, da soll er sein, nicht überall nur im Mondschein. Der Trank, den wir für dich gebraut, soll kräftig wirkend sein, ja ganz laut. Er soll dich vernichten, denn wir müssen dich hinrichten!«

Es passierte nichts. Es war nur das Ächzen von Az'aze'l zu hören. Wir waren ganz verzweifelt. Plötzlich, so als würden wir per Gedanken kommunizieren, sagten wir alle den gleichen Spruch: »Nun hört uns zu, sonst geben wir keine Ruh! Ihr Geister des Lichtes kommt nun herbei und helft uns bei dieser Zauberei. Zu binden das Dunkle, zerstören das Gefunkle! Und binden das Böse, sodass sich der Dämon löse!«

Es passierte wieder nichts, doch plötzlich öffnete sich ein Kreis, und Az'aze'l fiel mit einem lauten Knall in die Hölle. Das war der erste Dämon, den wir besiegt hatten, und er würde auch nicht der letzte sein.