Franziska Gollowitsch (12)

Jungs?!?

»Aber mir gefällt er!« sagte Laura etwas beleidigt.

»Na gut, er ist okay«, versuchte Saphira sich heraus zu reden. In diesem Alter gab es bei den Mädchen nur ein Gesprächsthema: Jungs!

»Du, Saphira. Hast du jetzt eigentlich einen Freund?« fragte Laura ziemlich direkt.

»Du weißt, dass ich nicht viel von Jungs halte. Sie sind alle gleich. Entweder sie reden nie mit einem Mädchen, oder sie verarschen sie.«

»Vielleicht ist der Neue ja dein Traumboy!« meinte Laura.

»Ja, ja«, sagte Saphira ironisch.

Die Schulglocke läutete, als Saphira und Laura sich an ihre Plätze gesetzt hatten. Der Lehrer stellte zuerst den neuen Schüler vor.

»Eigentlich sieht er ja ganz gut aus«, dachte Saphira.

Er hieß Robin und schien sehr sympathisch zu sein. Aber so leicht konnte man sich täuschen. Gleich in der ersten Pause hatte er eine ganze Clique um sich geschart und wählte sein Opfer Nummer eins: Saphira.

»Hey Blacky, du schwarzer Blitz, hast du noch Pferdeäpfel übrig?« Genervt schüttelte Saphira den Kopf. Sie wurde oft mit diesem doofen, schwarzen Pferd verglichen und das alles nur wegen ihren pechschwarzen Haaren.

»Was hab’ ich gesagt? Sie verarschen die Mädchen.« sagte Saphira und stöhnte, weil der Neue immer noch nicht aufhörte.

»Wie kannst du nur so herumlaufen, du schwarzes, fettes Wildschwein.« Die ganze Klasse prustete los, und auch Robin lachte gemein. Wahrscheinlich kam er sich jetzt unglaublich cool vor. Saphira kochte vor Wut. Sie ging zu ihm und schrie: »Du Trottel!« Es reichte. Saphira knallte ihm Eine. Leider traf sie nur seine Schulter.

»Du hast soeben den schönsten Mann deines Lebens geschlagen, denn ein Besserer fällt für dich eh nicht ab.« Saphira war sprachlos. So etwas hatte noch nie jemand zu ihr gesagt. Sie drehte sich um und ging hocherhobenen Hauptes hinaus in die Toilette.

Sie holte sich ein Taschentuch und schniefte leise. Leider konnten auf dieses WC sowohl Jungs als auch Mädchen gehen. Saphira hörte Schritte. Die Tür ging auf und Robin kam herein.

»Jetzt hab’ ich echt ein Problem«, dachte Saphira und sah sich nach Laura um. »Bitte, lass mich jetzt nicht hängen!«

Doch von Laura war nichts zu sehen, stattdessen kamen noch mehr Jungs in den kleinen weißen Raum. Saphira wollte nicht, dass so viele andere dabei waren. Sie hatte etwas Angst.

»Sag’ mal, wie war denn das mit deinem Unfall?« fragte Robin interessiert.

»Er will ein Gespräch anfangen«, dachte Saphira überrascht, aber laut fragte sie: »Was für ein Unfall?«

»Sag’ nicht, du bist mit dem Gesicht zur Welt gekommen?«

So ging es noch die ganze Woche weiter. Nach der letzten Stunde am Freitag blieb Robin mit seiner Clique in der Klasse. Saphiras Freundinnen waren schon weg. Die ganzen Gemeinheiten konnte Saphira nicht auf sich sitzen lassen. Ihr Herz schlug schneller, und ihre Hände begannen zu zittern. Saphira wollte es heute und hier mit ihm austragen. Doch die anderen Jungs hatten hier überhaupt nichts verloren. Robin dachte das Selbe, und deshalb sagte er: »Geht raus und achtet darauf, dass Saphira nicht raus kann.« Erstaunlicher Weise verließen alle Jungs das Klassezimmer, doch Saphira war gefangen.

»Was willst du?« fragte sie mit ernster Stimme. Er grinste die ganze Zeit! Was war daran lustig? Plötzlich hörte er auf zu lachen.

»Na ja, ich kam mir gut vor und es tut mir Leid.«

Was? Saphira dachte, sie hätte sich verhört! Doch er klang irgendwie süß. Saphira hatte Mitleid mit ihm. Plötzlich wurde der Starke schwach. Das alles war doch wirklich albern. Vielleicht sollte sie jetzt etwas Nettes sagen.

»Schon gut«, war das einzige, was sie herausbrachte. Saphira spürte ein Kribbeln im Bauch. Ein seltsames Gefühl. Irgendwie so, als wäre sie verliebt. Verliebt?

»Ich find dich gar nicht hässlich!« Als Robin das sagte, wurde er rot. Robin stand direkt vor ihr. »Wie peinlich! Was mach ich nur?« fragte Saphira sich selbst. Robin beugte sich zu ihr und gab ihr einen Kuss. Es war zwar überraschend, aber doch schön. Ohne ein weiteres Wort ging Robin aus der Klasse. Die Schar von Jungs lief im nach und wollte wissen, was passiert war.

»Ob er es erzählen wird?« dachte Saphira. In diesem Moment kam Laura in die Klasse.

»Was ist denn hier passiert?« In wenigen Worten erklärte Saphira, was geschehen war.

»Nun, dann stimmt es doch«, sagte Laura und lächelte.

»Was soll stimmen?« fragte Saphira neugierig.

»Was sich liebt, das neckt sich.«