Daniel Geymayer (12)

Ein Schuh geht auf Reisen

Ein abgetragener Schuh, der vor der Garderobe stand, wollte nicht mehr das tun, wofür er bestimmt war: nämlich die ganze Zeit nur von irgendwelchen Schweißfüßen angezogen werden. Er wollte endlich einmal selber auf Reisen gehen. So beschloss er, von zu Hause wegzuziehen.

Aber schon nach einigen Metern kippte er erschöpft um. In seinen jungen Jahren wäre er sicher weiter gekommen. Zu seinem Glück fand ihn ein kleines Straßenkind. Es hob den Schuh auf und sagte: »Warum werfen die Leute solche Schuhe einfach auf die Straße? So ein Schuh gehört in die Mülltonne.«

Achtlos warf das Kind den armen Schuh in eine stinkende Mülltonne. Anschließend kramte das Kind noch eine Weile in der Mülltonne und ging dann wieder.

Plötzlich kam eine Müllabfuhr. Ein Mann stieg aus und hob die Mülltonne mit seinen schmierigen Händen auf. Das war nicht gerade das, was sich der Schuh unter einer Reise vorgestellt hatte. Trotzdem wollte er sein Ziel nicht aufgeben. Da schnitt plötzlich ein Auto an der Müllabfuhr vorbei. Daraufhin kippte diese um und explodierte.

Den Schuh schleuderte es Meter weit in die Luft, bis er an der Fensterscheibe eines Flugzeuges kleben blieb. Trotz des Schuhs, der an der Scheibe klebte, erreichte das Flugzeug doch noch seinen Landeplatz ohne Schäden. Der Schuh glitt von der Scheibe herunter und plumpste auf einen weichen Sandboden.

Nun hatte er sein Reiseziel erreicht und konnte sich an der Sonne seinen verblichenen Lack bräunen. Leider würde das nur ein Gedanke des Schuhs bleiben, denn da kam plötzlich ein Mann herbei und sagte: »Ah, diesen Schuh kann ich gut gebrauchen für meine arme Füße.« Mit diesen Worten zog der Mann den Schuh an und ging fröhlich davon.